Willy Sagnol steigt beim FC Bayern vom Assistenten zum Interimstrainer auf - © © imago
Willy Sagnol steigt beim FC Bayern vom Assistenten zum Interimstrainer auf - © © imago

Die Geschichte von Willy Sagnol beim FC Bayern München

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Köln - Als der FC Bayern München im vergangenen Sommer nach Verstärkung für seinen Trainerstab suchte, war schnell klar: Ein ehemaliger Bayern-Spieler mit Trainer-Erfahrung sollte es sein. In Willy Sagnol hat der Verein genau so jemanden bekommen. Nach der Trennung von Carlo Ancelotti steigt er nun vorerst vom Assistenten zum Interimstrainer auf.

Seine fast neun Jahre als Spieler in München endeten mit einer schweren Achillessehnen-Verletzung, die seine Karriere mit gerade einmal 31 Jahren enden ließ. Der ehemalige Außenverteidiger hatte seinen Anteil an fünf Bundesliga-Titeln, vier DFB-Pokal-Siegen und einem Triumph im Champions-League-Finale - letzteres in seiner ersten Saison beim FCB 2000/01. Seit dem Ende seiner aktiven Karriere hat sich Sagnol allerdings nicht im Glanze seiner zahlreichen Titel gesonnt.

Sein Weg auf die Trainerbank schien vorgezeichnet, da der Franzose immer ein intelligenter, abgeklärter Typ war. "Anders als andere Kinder, wollte ich kein Profifußballer werden", gab der Mann zu, dessen Vorname ein Tribut seines Vaters an den niederländischen Nationalspieler Willy van der Kerkhof ist. "Ich wollte zur Polizei gehen und Kommissar werden." Ein faszinierendes Statement eines Mannes, der eine so große Fußball-Karriere hinter sich hat, aber auch bezeichnend für seinen Charakter.

Sagnol war kein Fußballer wie jeder andere, weder in den Füßen noch im Kopf. Bei seinem ersten Klub, dem AS Saint-Etienne, wurde er schon mit 19 Jahren zum Kapitän. "Er war noch nicht einmal 20 Jahre alt, aber sein Spiel war schon beeindruckend erwachsen", sagte sein ehemaliger Mitspieler Philippe Cuervo. "Darüber hinaus ist sein Charakter übermäßig stark. Er wusste wo er hin wollte und wie er dort hin kam."

Von den Besten gelernt

Seine klaren Aussagen waren stets ähnlich präzise wie seine Flanken, die ihm von den Bayern-Fans den Spitznamen "Flankengott" einbrachten. Kein Wunder, dass Sagnol unmittelbar nach dem Ende der aktiven Karriere im französischen Fernsehen auftrat. Dort war er als kritischer, gut informierter Experte bei den europäischen Spielen der Bayern im Einsatz.

Es sollte ein erster Schritt weg vom Platz sein, doch es dauerte nicht lange, bis Sagnol wieder zurückkehrte. 2010 tauschte er seinen Sitz auf der Pressetribüne gegen einen Sitz im Aufsichtsrat seines Heimatklubs AS Saint-Etienne. Ein Jahr später nahm er bereits eine Aufgabe im Jugendbereich für die Bayern an und suchte nach Talenten für den deutschen Rekordmeister.

Aber Sagnol hat offensichtlich das Trainer-Gen. Der ehemalige Frankreich-Coach Raymond Domenech beschrieb ihn als "den modernen Außenverteidiger, offen für jeden Dialog", und als Spieler wollte er stets von den Trainern lernen, unter denen er arbeitete, wie etwa von Claude Puel in Monaco, oder von Hitzfeld und Felix Magath bei den Bayern. Diese Erfahrungen und die, die er durch seine 58 Länderspiele gewann, halfen ihm, als er endlich den Schritt in seinen ersten Trainerjob wagte.

Im März 2016, vier Tage vor seinem 40. Geburtstag, war Schluss für Sagnol in Bordeaux, seiner Reputation hat dieses Ende aber nicht geschadet. Sein Name wurde mit einer Vielzahl offener Trainerstellen in Verbindung gebracht, die Bayern bekamen den Zuschlag.

"Als ich nach München kam hatte ich endlich das Gefühl, zu einem großen Club zu gehören. Es war wie auf einem anderen Planeten", sagte Sagnol, der Spieler, als er im Jahr 2000 aus Monaco zum FCB kam. Auf dem Platz war er kein Außerirdischer, sondern fügte sich perfekt ein. Jetzt darf der Trainer Sagnol zeigen, dass er sich auch als Cheftrainer behaupten kann.