Granit Xhaka (l.) und Christoph Kramer (r.) kurbeln als Sechser das Gladbacher Spiel an (© imago)
Granit Xhaka (l.) und Christoph Kramer (r.) kurbeln als Sechser das Gladbacher Spiel an (© imago)

Xhaka und Kramer: Junge wilde Sechser

xwhatsappmailcopy-link

Mönchengladbach - Es war kurz vor Saisonstart. Am Trainingsgelände setzte Gladbachs Neuzugang seine Unterschrift auf das Trikot eines - wohlgemerkt nicht optimal vorbereiteten - Autogrammjägers. "Ähm, wer bist du eigentlich?", fragte dieser kleinlaut. "Kramer, Christoph Kramer. Du wirst noch viel von mir hören", lautete die trockene Antwort.

Erstes Heimspiel, erstes Tor

An Selbstbewusstsein mangelte es dem 22-Jährigen nach seinem Wechsel zur Borussia von Beginn an nicht, auch wenn er sich zunächst bescheidene Ziele gesetzt hatte. Das ein oder andere Mal im Kader zu sein, darauf hatte er gehofft. Stattdessen fand er sich nach überzeugenden Trainingsleistungen in den drei bisherigen Spielen in der Startelf wieder und lieferte drei blitzsaubere Auftritte ab. Von dieser rasanten Entwicklung ist er selbst doch ein wenig überrascht. "Dass es so schnell geht, damit habe ich nicht gerechnet", sagt er.



Doch damit nicht genug. Beim Heimdebüt gegen Hannover gelang ihm in seinem zweiten Bundesligaspiel gleich das erste Tor. Nachdem zuvor sein feiner Heber noch von der Linie gekratzt wurde, klappte es später auf die rustikale Weise, als er eine Hereingabe von Max Kruse energisch am Abwehrspieler vorbei ins Netz drückte. Doch egal ob Traumtor oder Abstauber, am Ende freute er sich riesig über seinen Premieren-Treffer.

Er habe halt dort gestanden, wo ein Torjäger stehen muss, sagte er verschmitzt. "Direkt im ersten Heimspiel zu treffen ist ein überwältigendes Gefühl", beschrieb Kramer seine Gefühle. Bereits nach dem zweiten Spieltag deutet sich an, dass die "Fohlenelf" nach einem Übergangsjahr die richtige Mischung gefunden haben könnte, um wieder oben mitzumischen.

Neue Doppelsechs



Mit den beiden "jungen Wilden" auf der Sechs, Kramer und Granit Xhaka, die aktuell den Vorzug vor den bisherigen Stammkräften Havard Nordtveit und Thorben Marx (zuletzt nicht einmal im Kader) erhalten, sowie dem Offensiv-Quartett Max Kruse, Raffael, Juan Arango und Patrick Herrmann präsentiert sich die Borussia aktuell extrem aufgeräumt. Sie versteht es, die richtige Balance zwischen kompakter Defensive und schnellem Umschaltspiel zu finden. In der Vorsaison agierte das Team häufig uninspiriert und im Offensivspiel zu statisch.

Vor allem Kramer und Xhaka setzen Favres Vorgaben konsequent um: Nach hinten sichern sie ab, im richtigen Moment setzen sie offensive Impulse. Beide ergänzen sich dabei gut. Während Kramer durch sein laufintensives Spiel, viele Ballkontakte und seine Passgenauigkeit (90 Prozent) auffällt, fungiert Xhaka eher als etwas defensiver ausgerichteter Stratege.

Xhaka macht den nächsten Schritt



Der talentierte Schweizer ist auf dem besten Weg seine Dursttrecke der vergangenen Saison vergessen zu machen. Damals lagen Anspruch und Wirklichkeit noch zu weit auseinander. Seine etwas zu ungestüme Spielweise, aus der teilweise schwerwiegende Ballverluste resultierten und einige forsche Aussagen abseits des Platzes, waren ihm zum Verhängnis geworden. Das habe ihn zurückgeworfen, aber er habe auch viel daraus gelernt. Sportdirektor Max Eberl ist davon überzeugt, dass der 20-Jährige nun den nächsten Schritt machen werde.

Einen großen Schritt hat auch Christoph Kramer gemacht. Letzte Saison noch im Zweitliga-Abstiegskampf mit dem VfL Bochum, präsentiert er sich nun eindrucksvoll im Bundesliga-Rampenlicht. Am Niederrhein fühlt sich der Senkrechtstarter, der von Bayer Leverkusen zuletzt an Bochum ausgeliehen war und nun zwei Jahre auf Leihbasis für die Fohlen spielt, gut aufgehoben.

"Wir sind schwer zu stoppen"



Am Samstag trifft er mit Gladbach nun auf Bayer Leverkusen, wo er bis 2017 unter Vertrag steht. Zuletzt spielte er in der Saison 2010/2011 in der Regionalliga West (26 Einsätze) für die 2. Mannschaft der "Werkself".

Die Aufgabe gegen den Champions-League-Teilnehmer dürfte ungleich schwerer werden als das Spiel daheim gegen Hannover, peilt Bayer doch mit acht Siegen in Folge einen neuen Vereinsrekord an. Christoph Kramer hat freilich etwas dagegen und gibt sich - natürlich - selbstbewusst: "Wir sind schwer zu stoppen, wenn wir ins Rollen kommen. Ich freue mich auf das Spiel", sagt er. Und Gladbachs Fans freuen sich auf einen weiteren starken Auftritt ihres Neuzugangs, dessen Namen inzwischen überall bekannt sein dürfte.

Markus Hoffmann