Der VfB Stuttgart schließt die Saison auf Platz sechs ab und steht damit in der Europa League
Der VfB Stuttgart schließt die Saison auf Platz sechs ab und steht damit in der Europa League

"Würdiger Abschluss"

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Stuttgart - Am Schluss blieb dann doch noch etwas Zeit für private Fragen. Was er denn am Ende dieser kraftzehrenden Saison zu tun gedenke, wurde Bruno Labbadia nach dem gegen den VfL Wolfsburg gefragt.

Erstmal Urlaub

Wer nun mit der Ankündigung eines teuren Urlaubs oder wenigstens der Erfüllung eines exquisiten Kurztrips gerechnet hatte, wurde enttäuscht: "Ich will jetzt einmal einfach so in den Tag reinleben, frühstücken, wann ich will, aus dem Haus gehen, wann ich will - so etwas", beschied der Stuttgarter Trainer den Fragenden.



Das sei "der Luxus, den ich mir gönne." Labbadia, der im Trainingsalltag selbst um sechs, spätestens um halb sieben Uhr morgens laufen geht, um selbst in Form zu bleiben, hat sich den geplanten Müßiggang redlich verdient. Auch am Samstag strapazierte seine Mannschaft des Trainers Nervenkostüm schließlich wieder ganz gehörig. Patrick Helmes (28.) und Marco Russ (60.) hatten den Gast aus Wolfsburg zunächst in Führung gebracht. Doch dann schlug der VfB zurück und wendete die Partie nach Toren von Cacau (73.), Maza (77.) und dem eingewechselten Ibrahima Traore (80.) innerhalb von nur sechs Minuten.

"Das war ein würdiger Abschluss für uns, dass wir so ein Spiel noch gedreht haben", freute sich Labbadia. "Wir haben in der Anfangsphase sehr viele Torchancen liegen lassen. Aber die Mannschaft hat eine unheimliche Moral gezeigt und so das Spiel noch gedreht." Dass der VfB die direkte Qualifikation zur Europa League verpasste und stattdessen den Umweg über die Qualifikation gehen müssen, trübte die Laune im Schwäbischen nicht. Die Zwischenergebnisse von der Anzeigetafel deuteten schließlich schon früh darauf hin, dass Bayer Leverkusen in Nürnberg nicht stolpern würde - 4:1 siegten die Rheinländer schließlich.

Abschied nehmen



Auch Innenverteidiger Matthieu Delpierre zeigte sich nach der Partie zufrieden: "Zu Beginn haben wir viele Chancen nicht genutzt und sind dann etwas unglücklich in Rückstand geraten", bilanzierte der künftige Hoffenheimer. "Dennoch haben wir über die 90 Minuten viel mehr getan als Wolfsburg und wurden am Ende dafür auch belohnt." Der Franzose, der seit 2007 für den VfB spielte und mit seinem ersten Einsatz in dieser Saison auf insgesamt 162 Erstligaspiele für den VfB kommt, war sichtlich bewegt von dem emotionalen Abschied, den ihm die VfB-Fans bereiteten.

Zusammen mit Stefano Celozzi, Khalid Boulahrouz (beide noch ohne neuen Arbeitgeber) und Timo Gebhardt, der zum 1. FC Nürnberg wechselt, wurde der Franzose vor der Partie offiziell verabschiedet. Nach dem Spiel wollten die Respektbekundungen von den Rängen kein Ende mehr nehmen. "Da sind dann schon ein paar Tränen geflossen", bekannte Delpierre. "Es war heute ein sehr emotionaler Tag für mich."

Gute Moral



Auch Christian Gentner, der von 2007 bis 2010 in Wolfsburg gespielt hatte, war angetan von der Moral der Mannschaft, der der gebürtige Nürtinger seit der Jugend angehört. "Wir haben heute sehr gut begonnen und von Anfang an das Ziel gehabt uns gut aus der Saison verabschieden."

Das ist geglückt: Die Mannschaft wurde erst in die Kabine gelassen, als sie sich von allen vier Tribünenseiten verabschiedet hatte. In der Canstatter Kurve, dort, wo die treuen VfB-Fans stehen, hing ein Transparent, das auf den blinden Fleck in der VfB-Bilanz hinwies: In der Rückrundentabelle belegten die Schwaben schließlich Platz drei, zu Rundenbeginn hatten sie sich deutlich schwerer getan und "nur" 22 Punkte gesammelt. "Gut gemacht", stand in großen schwarzen Lettern, "Die nächste Saison hat 34 Spiele. Zeit nutzen."

Christoph Ruf