Gonzalo Castro (r.) trug in seinem 191. Bundesligaspiel für Bayer gegen Augsburg erstmals die Kapitänsbinde
Gonzalo Castro (r.) trug in seinem 191. Bundesligaspiel für Bayer gegen Augsburg erstmals die Kapitänsbinde

"Wir stehen als Team eng zusammen"

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Leverkusen - Bayer 04 Leverkusen hat sich von der Niederlage in der Champions League gegen den FC Barcelona gut erholt. Gegen den Aufsteiger FC Augsburg landete die "Werkself" einen auch in der Höhe verdienten 4:1-Sieg.

Damit halten die Rheinländer den Kontakt zum Tabellen-Fünften Werder Bremen. Nach dem Spiel nahm Bayers Interimskapitän Gonzalo Castro im Interview mit bundesliga.de Stellung und sprach über das gegenwärtig schwierige Verhältnis zu den Fans, die Unruhen der letzten Wochen und das kommende Derby gegen Köln.

bundesliga.de: Herr Castro, Glückwunsch zum 4:1-Erfolg gegen den FC Augsburg. Die Stimmung im Stadion war zwischenzeitlich dennoch gereizt und wäre fast gekippt. Wie haben Sie das auf dem Platz empfunden?

Gonzalo Castro: Nach dem 1:1 ist die Stimmung gekippt. Zur Halbzeit wurde gepfiffen, obwohl wir 1:0 führten und gefühlte 80 Prozent Ballbesitz hatten. Wir können das als Verein und Mannschaft nicht nachvollziehen. Aber es muss uns egal sein. Wir haben die richtige Antwort auf dem Platz gegeben, sind nach dem Ausgleich zurückgekommen und haben mit 4:1 gewonnen. Man kann immer einmal ein Gegentor bekommen. Aber man sieht, dass wir Rückschläge wie das Gegentor wegstecken. Ich denke, wir haben eine gute Moral bewiesen.

bundesliga.de: Wie haben Sie Ihre Premiere als Mannschaftskapitän erlebt?

Castro: Ich bin schon lange im Verein, es hat ganz schön lange gedauert. Aber Spaß beiseite. Es war gut. Wir sind als Mannschaft gut aufgetreten. Wir wollten nach dem Barcelona-Spiel ein Zeichen setzen und an die zweite Hälfte dieses Spiels anknüpfen. Das ist uns phasenweise sehr gut gelungen. Es war ein gutes Spiel von uns.

bundesliga.de: War Augsburg nach dem Tor zur erneuten 2:1-Führung der richtige Gegner, um den Frust der letzten Wochen abzubauen?

Castro: Was heißt Frust? Wir haben das 2:1 erzielt, dadurch wieder Aufwind bekommen und hätten auch noch mehr Tore erzielen können. Aber das wäre dann wohl doch etwas zu hoch gewesen. Das 4:1 geht in Ordnung, weil wir die Chancen gut genutzt haben.

bundesliga.de: Wie gut tut der Sieg?

Castro: Die Stimmung ist gut. Innerhalb der Mannschaft stimmt alles, es läuft hervorragend. Die Spekulationen um den Trainer werden immer nur von den Medien hereingebracht. Keiner von uns Spielern hat jemals etwas über Differenzen mit dem Trainer berichtet. Wir müssen auf uns schauen und die restlichen Spiele gut gestalten.

bundesliga.de: Glauben Sie, dass der Verein nun nach dem Sieg einmal eine Woche ohne Nebengeräusche erleben kann, ohne dass über Trikottausch oder das Theater um Michael Ballack diskutiert wird?

Castro: Das ist uns ganz egal. Es wird immer von der Boulevardpresse versucht, irgendwelche Szenarien hochzuspielen, wo keine sind. "Balle" (Michael Ballack, Anm. d. Red.) tut mir am meisten leid. Er sagt nie etwas Negatives. Wir stehen als Team hinter ihm, wir stehen als Team immer eng zusammen. Das müssen wir auch, das haben wir in dieser Saison gelernt.

bundesliga.de: Die Fans haben Michael Ballack als Einzigen gefeiert und von ihren Unmutsäußerungen ausgeklammert.

Castro: Zurecht. Er hat viel für Deutschland und auch für Leverkusen geleistet. Er hat jedes Recht, gefeiert zu werden. Er ist im Moment verletzt, aber er wird wieder zurückkommen. Er wird in den drei Monaten, die er noch bei Bayer ist, seine Leistung professionell abliefern. Dann wird er seine Karriere ausklingen lassen. Das ist schade für uns und den deutschen Fußball.

bundesliga.de: Am kommenden Samstag steht das rheinische Derby beim 1. FC Köln an.

Castro: Jetzt haben wir aber nach den drei schweren Spielen erst einmal ein paar Tage, um wieder etwas herunterzukommen.

bundesliga.de: Das Hinspiel ging daheim mit 1:4 verloren. Bayer hat noch eine Rechnung offen.

Castro: Wir sinnen auf alle Fälle auf Revanche. Wir wollen ein Ausrufezeichen setzen, eine Siegesserie starten und am besten klar gewinnen. Aber es ist ein Derby, es wird schwer genug. Wir geben unser Bestes und wollen die drei Punkte holen.

bundesliga.de: Wie sehen Sie die weiteren sportlichen Perspektiven der "Werkself" in dieser Saison?

Castro: Wir müssen erst einmal die Qualifikation für die Europa League schaffen und nur auf uns schauen. Wir müssen Platz 5 oder 6 festigen. Wenn wir am Ende der Saison noch einmal in Reichweite der Champions-League-Plätze kommen sollten, wollen wir die auch angreifen.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski