Marco Reus (l.) gelangen in der aktuellen Saison bisher sechs Scorerpunkte (drei Tore und drei Vorlagen)
Marco Reus (l.) gelangen in der aktuellen Saison bisher sechs Scorerpunkte (drei Tore und drei Vorlagen)

"Wir sind kein absolutes Spitzenteam"

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Mönchengladbach - In einem rassigen Spitzenspiel trennten sich Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen im rheinischen Derby mit 2:2. Trotz eines deutlichen Chancenplus' und Überzahl fingen sich die "Fohlen" kurz vor dem Abpfiff noch den Ausgleich der "Werkself". Vor allem Marco Reus spielte die Bayer-Defensive vorher ein ums andere Mal schwindelig. Der Jungnationalspieler lieferte sich mit Bayer-Keeper Bernd Leno ein Privatduell, traf einmal, vergab auch viele Großchancen. Nach dem Spiel war Reus ein gefragter Gesprächspartner.

Frage: Marco Reus, die Borussia hat 2:2 gegen Bayer Leverkusen gespielt. Wie ärgerlich ist dieses Remis?

Marco Reus: Für das ganze Team war das ein ärgerliches Unentschieden. Nach dem Spielverlauf hätten wir den Sieg auf jeden Fall verdient gehabt. Wir waren in Überzahl und bekommen kurz vor Schluss noch das Gegentor. Ich gehe an der Außenlinie gegen Kadlec nicht richtig hin. Der spielt den Ball zu Andre Schürrle - und der macht das sehr gut. Da haben wir gepennt, das darf uns nicht passieren.

Frage: Was ist schief gelaufen, warum hat es nicht zum Sieg gereicht?

Reus: Es ist nicht viel schief gelaufen. Wir haben weiter nach vorne gespielt. Wir hatten mehr Ballbesitz, mehr Chancen. Aber wir haben unsere Konter nicht gut genug ausgespielt. Leverkusen verfügt über eine gute Mannschaft. Die haben sehr gute Einzelspieler. Da reicht manchmal ein Moment der Unachtsamkeit. Das war leider der Fall.

Frage: Wie ordnen Sie das Spiel gegen den Vizemeister ein?

Reus: Wenn wir gewonnen hätten, wäre es ein überragendes Spiel gewesen. So war es ein sehr gutes Spiel. Wir haben das Spiel dominiert und uns auch nach dem 0:1 nicht aus der Ruhe bringen lassen. Es hat leider nicht ganz gereicht.

Frage: Zu bemängeln ist allenfalls die Chancenverwertung. Damit können Sie nicht zufrieden sein?

Reus: Hinterher sagt man bei einem Unentschieden immer, dass man mehr hätte machen müssen. Aber im Fußball gelingt nicht immer alles. Natürlich hätte ich die letzte Chance kurz vor Schluss nutzen müssen. Leider schieße ich dem Bernd Leno voll ins Gesicht. So ist Fußball. Es wäre schlimmer, wenn wir die Chancen nicht herausspielen würden. Das war letztes Jahr in der Hinrunde der Fall. Wir erspielen uns die Chancen, müssen sie dann aber auch im Tor unterbringen. Irgendwann wird bei uns allen der Knoten platzen.

Frage: Bei Ihnen selbst ist der Knoten wieder geplatzt. Wie wichtig war es für Sie, dass Sie wieder einmal getroffen haben?

Reus: Darüber denke ich nicht nach. Ich weiß, dass ich irgendwann belohnt werde, wenn ich hart arbeite. So ist es gekommen. Nichtsdestotrotz hätte ich zwei, drei Tore mehr machen müssen.

Frage: Das Spiel gegen Leverkusen wurde von Trainer Lucien Favre zur Standortbestimmung ausgerufen. Nach neun Spieltagen steht die Borussia jetzt auf Platz 2. Stehen Sie nach den bisher gezeigten Leistungen zurecht so weit oben in der Tabelle?

Reus: Natürlich zeigen wir momentan gute Leistungen. Wir bleiben weiter oben. Jetzt kommen - wie der Trainer sagt - die Spiele, die zeigen, wo der Weg hingeht. Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass wir gegen Leverkusen gespielt haben. Wir wissen nach der letzten Saison, wo wir herkommen. Wir sind kein absolutes Spitzenteam. Deshalb müssen wir das Positive aus dem Spiel mitnehmen. Wir waren die bessere Mannschaft, wir hatten mehr Torchancen. Wir müssen jetzt weiter hart arbeiten, dann wird es im nächsten Spiel wieder klappen.

Frage: Beim letzten Heimspiel gegen Leverkusen im Januar war die Borussia beim 1:3 chancenlos. Was ist seitdem passiert?

Reus: Wir haben einen neuen Trainer bekommen, der viel mit uns gemacht hat. Er hat uns besser gemacht.

Frage: Ein Wort zu Patrick Herrmann, der gegen Leverkusen ein starkes Spiel und auch ein Tor gemacht hat.

Reus: Es ist nicht einfach für den Jungen, der so lange nicht gespielt hat. Aber er hat sich in das Spiel reingebissen. Er hat bei der U21 viel Selbstvertrauen getankt. Er hat weiter an sich gearbeitet. Das freut mich für ihn.

Frage: Sie sind nun seit der letzten Woche endlich auch Nationalspieler. Was hat sich dadurch für Sie verändert?

Reus: Es hat sich nichts verändert, es ist alles beim alten geblieben.

Aufgezeichnet von Tobias Gonscherowski