Marco Caligiuri (2.v.r.) feiert seinen Treffer zum 2:1. Er gab von allen Spielern die meisten Torschüsse ab (6)
Marco Caligiuri (2.v.r.) feiert seinen Treffer zum 2:1. Er gab von allen Spielern die meisten Torschüsse ab (6)

"Wir sind auf dem Weg zu einer guten Mannschaft"

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Mainz - Das 3:2 gegen den FC Bayern München war für den 1. FSV Mainz 05 nicht "irgendein Sieg gegen irgendeine Mannschaft", wie 05-Trainer Thomas Tuchel bemerkte. Mit dem zweiten Sieg hintereinander verschafften sich die Rheinhessen Luft im Abstiegskampf.

Tuchel hat trotz der vielen Ausfälle wegen Verletzungen (Kirchhoff, Noveski) oder Sperren (Polanski) die richtige Taktik und die richtige Ansprache vor dem Spiel gegen den Rekordmeister gefunden. "Wir haben alle Tugenden gezeigt, die uns auszeichnen: Leidenschaft, Laufbereitschaft und Emotion. Und wir haben aufmerksam und schlau verteidigt", lobte Tuchel seine Auswahl.

Mainzer "heiß" auf Bayern

Andreas Ivanschitz, der Torschütze zum 1:0 (11.) bestätigte: "Wir waren alle heiß auf dieses Spiel." Es war längst nicht nur schierer Wille, der den Mainzer Sieg am Ende mit dem Attribut "verdient" versah. Nach Balleroberung spielten sie auch ordentlich Fußball. Niko Bungert, der das 3:1 gegen seinen alten Kumpel Manuel Neuer aus gemeinsamer Zeit in der Jugend des FC Schalke köpfte (74.), erklärte: "Wir haben auf die Situation gewartet, den Ball zu erobern und uns dann ausgemalt, wie wir Konter spielen. Genau die Räume gingen dann auf, die der Trainer uns vorher vorgestellt hatte."

Andreas Ivanschitz erklärte die Vorgehensweise noch genauer: "Wir haben die Bayern immer wieder früh angelaufen und sie zu Rückpässen zum Torwart gezwungen, das waren immer wieder kleine Punktsiege. Genau das hat uns der Trainer vorher gesagt." Die grundsätzliche Spielausrichtung der Mainzer an diesem Sonntag kann als kleine Bedienungsanleitung für kommende Bayern-Gegner gesehen werden.

Nur selten kamen die Bayern zu flüssigen Kombinationen. Und wurden doch einmal die Flügelspieler Thomas Müller und Franck Ribery angespielt, störten sie die beiden Mainzer Außenverteidiger Pospech und Fatih sofort und konsequent. Die Mainzer nervten die Bayern am Sonntag lange 90 Minuten. "Die Idee war, dass Bayern hier keinen Spaß hat", klärte 05-Manager Christian Heidel auf: "Sie mögen es nicht, wenn man sie vorne angreift."

Dortmunder Taktik auch für Mainz erfolgreich

Ein bisschen haben sie das ja abgeschaut von Borussia Dortmund, die letzte so ähnlich die Bayern mit 1:0 besiegten. Heidel gab das auch zu, aber die Umsetzung der Mainzer war bemerkenswert. Es ist mutig, gegen die besonders im Konterspiel enorm zielstrebigen Bayern so offensiv zu verteidigen. Es zeugt aber auch von einem gewachsenen Grundvertrauen zwischen Spielern und Trainerteam, wenn die Profis die Vorgaben so glühend umsetzten.

Es scheint, als hätten die vielen Niederlagen und die Debatte um den an der Seitenlinie mitunter aggressiv coachenden Trainer diesem Grundvertrauen nichts anhaben können. In den letzten fünf, sechs Wochen habe sich seine Mannschaft stabilisiert, so Tuchel, der vermutet: "Wir sind auf dem Weg, eine gute Mannschaft zu werden." Und Manager Christian Heidel hofft nun, dass die Mainzer die Vorrunde zu einem guten Ende bringen. Nächste Woche geht es zum VfL Wolfsburg.

Tobias Schächter