Frank Kramer punktet mit seiner neuen Mannschaft gleich bei seiner Premiere als Fürther Coach
Frank Kramer punktet mit seiner neuen Mannschaft gleich bei seiner Premiere als Fürther Coach

"Wir müssen uns voll reinbeißen"

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Bremen - Eigentlich ist Frank Kramer Gymnasiallehrer für Sport und Englisch, und vielleicht verhalfen ihm ja seine pädagogischen Grundkenntnisse dabei, in seiner ersten Woche als Cheftrainer von Greuther Fürth gleich den richtigen Ton zu treffen. Denn mit so viel Mut und Leidenschaft wie beim hatte das Tabellenschlusslicht schon lange nicht mehr gekämpft.

Der Lohn waren ein Punkt und Respektsbekundungen vom Gegner. Kramer aber wollte die Lorbeeren dafür nicht einstreichen, wie er im Interview betonte.

Frage: Herr Kramer, mit diesem Einstand müssen Sie doch hochzufrieden sein oder? Ihre Handschrift war deutlich sichtbar...

Frank Kramer: Was wir uns vorgenommen haben, hat die Mannschaft ganz konzentriert umgesetzt. Wir haben mit Leidenschaft gespielt, und die Jungs haben alles reingeknallt, was sie im Tank haben. Das muss man sich erarbeiten, heute haben wir das getan. Sie haben immer an sich geglaubt, auch nach dem Nackenschlag in der zweiten Halbzeit. Sie haben sich zwei, drei Minuten geschüttelt und sind dann wiedergekommen. Da schon von meiner Handschrift zu sprechen, das ist mir zu viel. Ich kann nicht alles vorgeben, sie haben das Spiel mit Leben gefüllt und die richtigen Entscheidungen getroffen.

Frage: Ärgern Sie sich trotzdem ein bisschen, dass Sie angesichts der vielen Chancen nicht sogar drei Punkte geholt haben?

Kramer: Ärgern ist das falsche Wort. Mit dem Auftreten und der Leistung meiner Mannschaft bin ich sehr zufrieden. Aber wenn man nicht gewonnen hat, ist man eben nicht gänzlich zufrieden.

Frage: War das Ihre schwierigste Aufgabe, die Mannschaft wieder dazu zu bringen, an sich zu glauben?

Kramer: Nein, ich glaube, das haben die Jungs ganz alleine hinbekommen. Ich denke, es war einfach wichtig, den Spielern nach diesem Nackenschlag in der letzten Woche gegen Hoffenheim Aufgaben zu definieren, die realistisch sind und die die Spieler umsetzen können, damit sie Erfolgserlebnisse haben. Und die haben sich die Spieler selbst erarbeitet. Da kann man von außen noch so viel tun, wenn sie nicht dran glauben, ist es schwer. Aber sie haben es einfach gemacht. und sich aus den kleinen Erfolgserlebnissen im Spiel immer wieder hochgezogen.

Frage: Was haben Sie denn mit Sercan Sararer gemacht? Zwei Wochen lang war er nicht mal im Kader, gegen Bremen zählte er zu den Besten...

Kramer: Wir haben uns unterhalten. Ganz im Ernst, wir kennen uns ja schon so lange und haben schon einiges miteinander durchgemacht - er mit mir und ich mit ihm.

Frage: Das klingt ja nach Höhen und Tiefen...

Kramer: Der Sercan ist einer, der ganz gerne schon mal seinen Weg geht. Ich war immer derjenige, der dafür sorgen musste, dass das auch der Weg der Mannschaft ist. Da sind wir sehr gut zusammen gekommen, schon immer, auch in der Jugend und bei der U23. Irgendwann haben wir ein Gefühl füreinander bekommen: Er weiß, woran er bei mir ist und ich bei ihm. Da sind solche Gespräche eben einfacher.

Frage: Sein positiver Auftritt und der der Mannschaft ist aber doch schon Ihr Verdienst...

Kramer: Ich bin ja auch nur ein kleiner Teil der Mannschaft. Man muss sagen, dass heute alle viel gearbeitet haben, den Weg der Mannschaft gegangen sind. Und die Jungs sind alle in eine Richtung gegangen, das war sehr wichtig. Und selbst das frühe, verletzungsbedingte Aus von Bernd Nehrig haben sie einfach so weggesteckt.

Frage: Es klingt alles so einfach: Man redet ein bisschen, man spielt gleich ganz anderen Fußball... erwarten Sie, dass es jetzt so weitergeht?

Kramer: Was ist leicht? Gar nichts ist leicht in der Bundesliga. Man muss sich alles ganz hart erarbeiten. Das haben die Jungs in der Trainingswoche gemacht.

Frage: Schauen Sie jetzt auf das große Ganze oder auf die Etappenziele?

Kramer: Ich will jetzt nicht sagen, dass wir von Spiel zu Spiel denken, weil das schon eine Worthülse geworden ist. Aber uns wird in zwei Wochen gegen Schalke wieder eine sehr harte Aufgabe gestellt, und da müssen wir uns voll reinbeißen. Da wäre jede Patrone verschwendet, die wir jetzt auf das große Ganze richten, denn die fehlt uns dann vielleicht für dieses Etappenziel. Das können wir uns schlichtweg nicht leisten.

Aus Bremen berichtet Petra Philippsen