Jupp Heynckes beobachtet die Szenerie auf dem Trainingsplatz am Gardasee
Jupp Heynckes beobachtet die Szenerie auf dem Trainingsplatz am Gardasee

"Wir müssen unbedingt wieder die Siegermentalität herauskramen"

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Riva del Garda - Pünktlich zum Ende des Trainingslagers hat sich Bayern-Coach Jupp Heynckes Einblicke in die Lage beim Rekordmeister gegeben. Der Trainer sprach unter anderem über das Interesse an Javier Martinez, einen möglichen Systemwechsel und die Ziele für die neue Saison. Heynckes über...

...die letzte Saison: Wir wissen natürlich, dass wir, wenn wir dreimal Zweiter geworden sind, etwas mobilisieren, etwas verändern müssen. Aber: Wir haben 73 Punkte geholt in der Meisterschaft - 2010 ist man mit 70 Punkten Deutscher Meister geworden. Wir haben 18 Mal zu null gespielt, 2010 acht Mal. Wir haben ein besseres Torverhältnis. Nur die andere Mannschaft war ein bisschen besser als wir, das war unser Problem. In der Rückrunde haben wir drei Punkte mehr geholt als in der Hinrunde - und in der Hinrunde waren wir Spitzenreiter mit drei Punkten Vorsprung. Aber das wird alles nicht bewertet. Heute wird nur bewertet, ob man Titel gewinnt.

...die neue Saison: Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir optimistisch in die neue Runde gehen können, auch wenn wir einiges zu verarbeiten haben. Für mich ist nach solch einer Saison wie der letzten klar, dass man mit noch viel größerer Motivation wieder zum Trainingsstart kommt. Wir haben jetzt zwei Jahre nichts gewonnen, da muss man schon mental ganz anders zum Trainingsstart kommen, mit einer ganz anderen Motivation, mit einer ganz anderen Einstellung. Wir müssen unbedingt wieder die Siegermentalität herauskramen. Dafür muss man was tun. Man muss mehr dafür tun als normal. Das hat auch die EM gezeigt. Man darf sich nie zu sicher sein, man darf sich nie zufrieden geben, man muss immer noch eine Schippe drauflegen.

...Javier Martinez: Ich weiß, dass der Junge die Aussage gemacht hat, dass er Bayern München einen Korb gegeben habe. Darüber habe ich geschmunzelt. Ich kenne die baskische Seele, die baskische Mentalität und weiß, wie der Spieler sich nach außen artikulieren muss. Das ist das eine. Das andere ist die exorbitante Ablösesumme. Das ist nach wie vor das Problem. 40 Millionen für einen Javi Martinez zu zahlen, ist unanständig. Er hat einen Marktwert von circa 20, 22 Millionen.

...seinen Urlaub: Ich habe keinen Urlaub gehabt. Ich erhole mich gut, wenn ich die Dinge aufgearbeitet, analysiert, zum Abschluss gebracht und wieder vorbereitet habe für die neue Saison. Dann fange ich an, mich zu erholen. Dann bin ich zufrieden. Dann weiß ich, was zu tun ist. Im Urlaub habe ich mich hingesetzt und eine umfangreiche Analyse durchgeführt. Ich habe mir große Mühe gemacht, unser Spiel, die Mannschaft, die Arbeit des Trainerteams, des Fitnessteams, der Physiotherapeuten, aller, die der Lizenzspielerabteilung zuarbeiten, zu analysieren. Und natürlich habe ich Schlüsse daraus gezogen. Ich habe der Mannschaft gesagt, dass wir in dieser Saison versuchen müssen, unsere Arbeit zu optimieren. Ich habe da ganz klare Vorstellungen und schon damit angefangen.

...Matthias Sammer: Ich finde, dass Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß richtig gehandelt haben. Ich habe ihnen gesagt, dass ich dahinter stehe, dass ich versuchen werde, mit Matthias Sammer optimal zusammenzuarbeiten. Es ist wichtig, dass wir solch eine Verpflichtung getätigt haben. Solch einen Mitstreiter, einen der ehrgeizig ist, der Persönlichkeit hat, der unbequem ist, wenn man unbequem sein muss, braucht der FC Bayern unbedingt. Wichtig ist für mich, dass wir zwei zusammen befruchtend für die Mannschaft sind. Mit Matthias Sammer habe ich einen Partner auf Augenhöhe. Wir sind in permanenter Kommunikation. Das Aufgabengebiet ist ganz klar abgesteckt, da wird es keine Probleme geben. Das ist ein Vollprofi. Er weiß, was er zu tun hat. Das wird eine konstruktive Zusammenarbeit. Ich hoffe, dass Ende der Saison auch was Greifbares dabei herauskommt.

...Franck Ribery: Jeder EM-Fahrer hat 23 Netto-Urlaubstage gehabt, plus Rückreise von der EM, plus Anreise München. Deswegen hat Franck Ribery gestern an der Säbener Straße angefangen zu arbeiten. Warum soll ich ihn ins Trentino kommen lassen für anderthalb Trainingseinheiten? Das wäre meiner Meinung nach kontraproduktiv. Das sind alles Dinge, die ich nach der EM konkretisiert habe. Ich überlasse nichts dem Zufall. Franck Ribery muss kein besonderes Fitnessprogramm machen. Er hat seine Hausaufgabe mitbekommen, so wie die deutschen Nationalspieler auch, um sich auf den Feldstufentest vorzubereiten. Alles ist wohlüberlegt, wohlgetimed und optimal vorbereitet.

...die Vorbereitung: Das Positive ist, dass die Spieler gut drei Wochen Urlaub gehabt haben und dass wir nach der China-Reise noch vier Wochen bis zum Meisterschaftsstart haben. Deswegen denke ich, dass wir das alles gut in den Griff kriegen. Ich hatte mit einigen Spielern telefonischen Kontakt. Ich denke, dass alle sehr motiviert zurückkommen aus dem Urlaub. Dann werden wir die China-Reise angehen. Wenn wir zurückkommen, werden wir sehr ausgiebig und intensiv arbeiten.