Oliver Baumann kassierte im zweiten Spiel hintereinander fünf Gegentreffer. In Dortmund wawr der U21-Keeper jedoch noch einer der stärksten Freiburger
Oliver Baumann kassierte im zweiten Spiel hintereinander fünf Gegentreffer. In Dortmund wawr der U21-Keeper jedoch noch einer der stärksten Freiburger

"Wir lassen uns nicht verrückt machen"

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Dortmund - Erst 2:5 gegen Wolfsburg, jetzt - der SC Freiburg musste zuletzt zwei herbe Niederlagen hinnehmen. Torhüter Oliver Baumann hat sich darüber auch mächtig geärgert, sieht aber bei weitem keinen Grund, jetzt Unruhe aufkommen zu lassen. Erst den Deutschen Meister fast 40 Minuten lang vorgeführt, dann doch noch mit 1:5 unter die Räder gekommen - für den SC Freiburg war das letzte Spiel in Dortmund ein Wechselbad der Gefühle. Zudem hat die zuvor zweitbeste Abwehr der Bundesliga damit in zwei Spielen zehn Gegentore kassiert.

Im Gespräch mit bundesliga.de sucht Keeper Oliver Baumann nach den Gründen für die plötzliche Flut an Gegentreffern, ordnet die Niederlagen in die bisherige Erfolgsgeschichte des SC ein und spricht über die Europapokalträume im Breisgau.

bundesliga.de: Herr Baumann, der SC Freiburg hat trotz der 1:5-Niederlage beim BVB für seine Leistung nach dem Spiel von den Dortmundern viel Lob bekommen.

Oliver Baumann: Es bringt uns nichts, wenn wir diese Leistung nur 40 Minuten lang auf den Platz bringen. Wir haben in Dortmund wahnsinnig gut angefangen. Wie schon gegen Wolfsburg sind wir dann ausgerechnet nach unserem Führungstor ein bisschen eingeknickt. Wir haben nicht genügend aufgepasst und Dortmund zu viel Raum gegeben. Und den haben sie immer wieder genutzt.

bundesliga.de: Haben Sie eine Erklärung dafür?

Baumann: Wir hatten uns alle viel mehr vorgenommen, als mit einer 1:5-Niederlage wieder nach Hause zu fahren. Dass wir es dem Gegner dann gegen Ende der ersten Halbzeit so einfach gemacht haben, kann ich nicht verstehen. Wir hatten das Spiel im Griff, der BVB hatte kaum Chancen und auf einmal hat es nacheinander in unserem Tor gescheppert. Da waren wir nur noch damit beschäftigt, den Ball wieder aus dem Kasten zu holen.

bundesliga.de: Freiburg hat bis vor kurzem noch die zweitbeste Abwehr der Liga gehabt. Jetzt gab es in zwei Spielen hintereinander jeweils fünf Gegentore.

Baumann: Gegen Wolfsburg hatten wir bei den Gegentoren eine Menge Pech. Die Gegentreffer gegen Dortmund müssen wir uns schon eher selbst zuschreiben, weil wir dem Gegner wie schon gesagt zuviel Platz eingeräumt haben und nicht mehr nah genug am Mann waren. Und die Dortmunder haben dann die individuelle Klasse, das umzusetzen und Kapital daraus zu schlagen. Wir können sogar noch froh sein, dass wir dort nicht mehr Treffer kassiert haben.

bundesliga.de: Der SC ist jetzt seit vier Spielen in der Bundesliga sieglos. Macht Ihnen das langsam Sorgen?

Baumann: Bisher lief es in dieser Saison wahnsinnig gut für uns. Jetzt haben wir eine Phase erwischt, in der es nicht ganz so gut funktioniert. Ich denke, die Länderspielpause kommt uns ganz gelegen. So können wir alles in Ruhe analysieren und aufarbeiten. Die zwei Wochen tun uns in dieser Hinsicht sicher ganz gut. Und dann sollten wir versuchen, die einfachen Dinge wieder gut zu machen.

bundesliga.de: Bewerten Sie die zwei herben Niederlagen, die Freiburg zuletzt hinnehmen musste, als Rückschritt? Oder gehört das auch zu einer ganz normalen Entwicklung dazu?

Baumann: Dass man Fehler macht, ist menschlich. Aber man muss eben auch daraus lernen und sich stetig weiterentwickeln. Für uns geht es jetzt darum, gerade die beiden letzten Spiele ganz professionell auszuwerten. Jeder Einzelne sollte diese Niederlagen hinnehmen und akzeptieren, sich aber zugleich hinterfragen und auch bereit sein, an sich zu arbeiten. Und dann müssen wir diese beiden letzten Spiele aus dem Kopf streichen und wieder von vorne anfangen.

bundesliga.de: Freiburg wurde zwischenzeitlich schon als Kandidat für die Europa League gehandelt. Ist es Ihnen vielleicht ganz lieb, wenn dieser Hype jetzt nicht noch weiter zunimmt?

Baumann: Wir haben eigentlich immer darauf hingewiesen, dass man bei ein, zwei Niederlagen gleich wieder ein ganzes Stück in der Tabelle abrutschen kann. Wir standen ja nie mit wahnsinnig viel Vorsprung auf einem Platz, der uns in den Europapokal führt. Es ist alles richtig eng in diesem Bereich der Tabelle.

bundesliga.de: Ist denn der Eindruck richtig, dass ständige Lobeshymnen und Euphorie von außen wie in den letzten Wochen der Mannschaft gar nicht so recht sind?

Baumann: Die Öffentlichkeit und teilweise auch das Umfeld haben immer einen etwas anderen Blick auf so eine Situation als das Team und der Trainer. Wir haben intern darüber geredet und damit war es auch getan. Wir dürfen uns nur nicht verrückt machen lassen von allem, was erzählt und geschrieben wird. Aber das haben wir eigentlich auch nie getan - und werden es auch weiterhin nicht tun.

Aus Dortmund berichtet Dietmar Nolte