Kevin-Prince Boateng erzielte seine ersten beiden Kopfballtore für Schalke 04
Kevin-Prince Boateng erzielte seine ersten beiden Kopfballtore für Schalke 04

"Wir haben uns hinein gefightet"

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Gelsenkirchen - Wahnsinnig auffällig war er nicht, aber dann stand Kevin-Prince Boateng zwei Mal genau da, wo man stehen muss. Dank seines Kopfball-Doppelpacks drehte der FC Schalke 04 das Spiel gegen Werder Bremen und kann nach dem erst einmal kräftig durchatmen.

Nach den 90 Minuten auf dem Platz gönnte sich Boateng erst noch 90 Minuten Entspannung und Behandlung in der Kabine, bevor er sich mit einem entspannten Lächeln auf den Heimweg machte. Bei einem kurzen Zwischenstopp ließ der 26-Jährige die Partie gegen Werder Revue passieren, sprach über eine Premiere und eine Schrecksekunde und blickte voraus auf seine persönlichen Pläne in den nächsten Tagen.

Frage: Kevin-Prince Boateng, Ihre zwei Treffer haben Schalke auf die Siegstraße gebracht.

Kevin-Prince Boateng: Und dann noch per Kopf! Ich habe noch nie in einem Spiel zwei Tore per Kopf gemacht. Das war mein erster Kopfball-Doppelpack überhaupt. Aber bei so überragenden Flanken muss man ja auch fast nur noch den Kopf hinhalten.

Frage: Sie waren im Spiel nicht so auffällig wie sonst schon manches Mal, haben dann aber mit den Toren für die Entscheidung gesorgt.

Boateng: Das wird doch auch von mir erwartet, oder? Es sind nicht alle Spiele einfach und ich komme auch nicht in jede Partie gut hinein. Ich bin aber einfach froh, dass ich gegen Bremen überhaupt 90 Minuten geschafft habe, was meine Luft betrifft. Dass ich dann die beiden Tore gemacht habe, ist noch einmal ein Pluspunkt oben drauf. Dass wir das Spiel noch gedreht und gewonnen haben, ist überragend, gerade nach der Niederlage gegen Chelsea.

Frage: War der Druck nach den Niederlagen gegen Dortmund und Chelsea vor der Partie spürbar?

Boateng: Bei uns ist der Druck immer hoch. Gerade nach so einem Spiel in der Champions League, das wir nicht gewinnen konnten. Die Mannschaft hat die Situation aber überragend gelöst und verdient gewonnen. Wir müssen selbstbewusst auftreten, dann gewinnt man auch Spiele.

Frage: Hatten Sie Sorgen nach dem 0:1-Rückstand, dass wieder eine Niederlage droht?

Boateng: Nein, überhaupt nicht: Wir haben uns gute Chancen herausgespielt, es hat halt lange Zeit nur der i-Punkt gefehlt. Wir hätten auch in der ersten Halbzeit schon mit zwei, drei Toren führen können. Und genau das haben wir dann in der Pause auch in der Kabine besprochen, dass wir einfach nur das Ding machen müssen. Wir standen hinten gut, wir haben gut nach vorne gespielt, wir haben uns Chancen erarbeitet - da fehlte nur das Tor. Wir wussten, dass der Bann bricht und wir das Spiel gewinnen, wenn wir erstmal den Ausgleich machen.

Frage: Wie haben Sie das Publikum erlebt?

Boateng: Natürlich sind die Zuschauer nach dem Rückstand auch ein bisschen nervös geworden, das ist ganz normal. Als sie gesehen haben, dass wir uns in die Partie hinein gefightet haben und alle gelaufen sind und gekämpft haben, stand das ganze Stadion wieder hinter uns. Das erwarten wir von unseren Fans. Sie dürfen dafür erwarten, dass wir immer kämpfen.

Frage:Jefferson Farfan hat sein Comeback gegeben und gleich mit einem Tor gekrönt. Wenn er jetzt wieder fit ist, rechnen Sie dann damit, künftig vermehrt in der Sturmmitte eingesetzt zu werden?

Boateng: Das denke ich nicht, weil wir mit Adam Szalai einen guten Stürmer im Zentrum haben. Er hat auch gegen Bremen wieder super gefightet. Stürmer werden immer gerne an den Toren gemessen. Die hat er auch gemacht, aber vor allem ist er in jedem Spiel immer sehr präsent, ist immer da und holt Freistöße heraus. Er ist sehr wichtig für die Mannschaft.

Frage: Sie selbst haben für eine Schrecksekunde gesorgt, als Sie sich nach einem Zweikampf wieder das Knie gehalten haben.

Boateng: Ich habe mal wieder einen Schlag auf das Knie bekommen. Aber es ist nichts Schlimmes. Ich fühle mich insgesamt sehr gut, sonst hätte ich auch nicht 90 Minuten durchgespielt. Das sagt eigentlich schon alles. Und jetzt habe ich erstmal zwei Tage Zeit, mich zu erholen. Und dann geht es zur Nationalmannschaft.

Frage: Ist das nicht zusätzlicher Stress, wenn Sie auch noch zur Nationalmannschaft Ghanas reisen?

Boateng: Klar ist das Stress, aber den haben andere Spieler auch. Ich freue mich, wieder für die Nationalmannschaft zu spielen. Mit Blick auf die Weltmeisterschaft ist das eine Riesensache für mich. Und ich habe mein Team dabei, das mich wie mein Physiotherapeut individuell betreut und mir hilft, meinen Körper zu pflegen.

Frage: Mit Ghana peilen Sie jetzt die WM-Qualifikation an?

Boateng: Wenn wir das jetzt nach dem 6:1-Sieg über Ägypten im Hinspiel nicht schaffen, dann sollten wir am besten gar nicht nach Ghana zurückreisen. Mit dem Vorsprung dürfen wir im Rückspiel in Kairo auf keinen Fall ausscheiden. Ich fliege dorthin, um zu gewinnen.

Aus Gelsenkirchen berichtet Dietmar Nolte