Nach seinem Wechsel von Düsseldorf nach Berlin hat sich Johannes van den Bergh sofort einen Stammplatz bei Hertha erkämpft
Nach seinem Wechsel von Düsseldorf nach Berlin hat sich Johannes van den Bergh sofort einen Stammplatz bei Hertha erkämpft

"Wir haben die Qualiät"

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Köln - Am Samstag kommt es in München zum Topspiel des 10. Spieltags, wenn der Spitzenreiter FC Bayern den Tabellen-Vierten Hertha BSC empfängt. Auf den glänzend gestarteten Aufsteiger aus der Hauptstadt wartet nun die bislang größte Herausforderung. Vor dem Spitzenspiel stellte sich Herthas linker Außenverteidiger Johannes van den Bergh, der zu Saisonbeginn von Düsseldorf nach Berlin gewechselt war, zum Interview mit bundesliga.de.

bundesliga.de: Herr van den Bergh, am Samstag gastiert Hertha zum . Als Vierter reist das Team zum Tabellenführer. Ihr Trainer Jos Luhukay hat gesagt, dass die Mannschaft nicht als Touristen nach München fährt. Wie sehen Sie es?

Johannes van den Bergh: Das sollten wir als Bundesligist auch nicht tun. Sonst könnten wir uns die Reise sparen, ein Flugticket kostet ja auch ein paar Euro. Aber Spaß beiseite. Wir wissen schon um die Schwere der Aufgabe. Trotzdem steht es bei Anpfiff 0:0, das Spiel muss erst gespielt werden. Wir werden dann sehen, was uns dort einfällt.

bundesliga.de: In der letzten Saison haben Sie mit Fortuna Düsseldorf bei der unglücklichen 2:3-Niederlage gesehen, dass auch die Bayern, die erst kurz vor Schluss zum Siegtor kamen, nicht unverwundbar sind.

Van den Bergh: Stimmt. Da waren wir sehr nahe dran an der Sensation. Wenn man in München etwas holen will, muss schon sehr viel passen. Damals hat es nicht ganz gereicht. Aber wir konnten sie zumindest ein bisschen ärgern.

bundesliga.de: Hertha BSC steht auf Platz 4 und hat nach neun Spieltagen neun Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Ist dieses Polster noch das entscheidende Kriterium für Hertha in dieser Saison?

Van den Bergh: Ja. Unsere Punktausbeute kann man gar nicht hoch genug bewerten. Und es kommt ja auch darauf an, wie wir unsere Punkte geholt haben. Wir haben uns schon eine gute Basis erarbeitet. Wir konnten in allen Spielen mithalten, waren in einigen sogar spielerisch überlegen. Wir haben nur wenig gegnerische Chancen zugelassen und stellen die drittbeste Defensive. Das sind alles Werte, die einen positiv nach vorne schauen lassen.

bundesliga.de: War dieses spektakuläre 6:1 gegen Eintracht Frankfurt am 1. Spieltag der Türöffner? Waren danach etwaige Zweifel vertrieben?

Van den Bergh: Mit so einem Spiel in die Saison zu starten, hat natürlich vieles erleichtert. Wir hatten uns vorher im Pokal extrem abgemüht (3:2 n.V. in Neumünster, die Red.) und Kritik einstecken müssen. Ich kann mich an eine Überschrift erinnern: "Kann diese Mannschaft Bundesliga". Da wurde direkt unsere Qualität in Frage gestellt. Es konnte uns dann nichts Besseres passieren, als gegen Frankfurt so ein Spiel hinzulegen. Wir konnten den Schwung mitnehmen, wir hatten Selbstvertrauen, die Gegner Respekt. Wir haben diese Leistung dann aber auch bestätigt. Das ist der nächste Schritt. Ein Highlightspiel kann eine Mannschaft immer mal erwischen. Aber dann kommt es darauf an, diese Leistung zu bestätigen und punktemäßig nachzulegen. Das haben wir ganz gut hinbekommen.

bundesliga.de: Was steckt hinter dem Erfolg der Berliner? Welchen Anteil hat Jos Luhukay am Erfolg?

Van den Bergh: Der Trainer ist immer eine sehr entscheidende Person. Aber am Ende des Tages steht er nicht auf dem Platz, sondern elf, zwölf, dreizehn andere plus die Jungs, die im Training jeden Tag dafür sorgen, dass das Niveau hoch bleibt. Uns war von vornherein klar, dass wir nur als Mannschaft in der Bundesliga bestehen können. Von der individuellen Qualität sind wir sicher einigen Teams auf dem Papier unterlegen. Aber man kann viel mit Teamgeist und Kameradschaft wettmachen. Unser großes Plus ist aber auch, dass wir eine gute Mannschaft sind. Das hat man in allen Spielen gesehen. Wir konnten überall mithalten und sogar mehr als das. Wir haben uns nicht nur hinten reingestellt, sondern uns auch den Respekt anderer Vereine und Trainer erarbeitet, aufgrund der Art und Weise wie wir Fußball spielen. Wir sind auf einem guten Weg, Hertha wieder das Image zu geben, das sie verdient hat. Es macht einfach sehr viel Spaß.

bundesliga.de: Sie sind vor der Saison aus Düsseldorf zur Hertha gewechselt und haben erstmals das heimische Rheinland verlassen. Wie finden Sie sich in Berlin zurecht? Wie groß war die Umstellung auch hinsichtlich der Berliner Medienlandschaft?

Van den Bergh: Bei den Medien musste ich mich nicht umstellen. Da gibt es keine so großen Unterschiede zu Düsseldorf, das in der Hinsicht auch vorne mit dabei ist. Aber klar war es für mich persönlich eine Umstellung. Nicht nur sportlich, sondern auch menschlich. Ich bin zum ersten Mal weg von Zuhause. Es hat alles gut geklappt, ich habe eine schöne Wohnung gefunden, ich fühle mich wohl und habe schon nette Leute kennengelernt. Bisher ist alles positiv. Natürlich fällt einem auch alles leichter, wenn es sportlich läuft.

bundesliga.de: Welche Gründe waren ausschlaggebend für Ihren Wechsel nach Berlin?

Van den Bergh: Das waren viele Aspekte. Ich habe mir die Entscheidung auch nicht leicht gemacht. Der Familienrat hat das eine oder andere Mal getagt. Wir sind dann zu dieser Entscheidung gekommen. Ein wichtiger Faktor war sicherlich auch der Trainer, den ich schon kannte und schätze. Ich wusste, was mich erwartet und hatte ein gutes Gefühl.

bundesliga.de: Es gibt sicherlich einige Parallelen zwischen Hertha und Ihrem letzten Verein Fortuna Düsseldorf. In Düsseldorf sind Sie im letzten Jahr als Aufsteiger ebenfalls voller Euphorie gut in die Saison gestartet. Welche Lehren haben Sie aus der Zeit gezogen, damit es mit Hertha nicht auch wieder in der 2. Bundesliga endet wie mit der Fortuna?

Van den Bergh: Das war eine Erfahrung, die ich sicherlich nicht so gerne gemacht habe. Ich versuche, das Positive herauszuziehen. Man muss noch ein bisschen wacher sein und darf sich nicht blenden lassen. Wir hatten mit Fortuna nach der Hinrunde 21 Punkte. Jetzt sind wir auf einem ähnlichen Kurs, sogar noch einen Tick besser unterwegs. Aber wir dürfen den Blick nach unten nicht verlieren und dürfen uns nicht in Sicherheit wiegen. Wir müssen auch in der Rückrunde zulegen und Gas geben, damit die nötigen Punkte schnellstmöglich beisammen sind. Wir haben die Qualität in der Truppe, das habe ich schon nach zwei Wochen im Training gemerkt. Wir sind individuell besser besetzt als Düsseldorf im letzten Jahr. Damals haben wir nur versucht , über die mannschaftliche Geschlossenheit zum Erfolg zu kommen. In Berlin ist es anders. Wir gehen in jedes Spiel hinein mit dem Wissen, dass wir auch fußballerisch in der Lage sind, Spiele verdient zu gewinnen. Das macht viel Laune.

bundesliga.de: Jetzt geht es also nach München. Ist der FC Bayern im Moment dass Nonplusultra im deutschen Fußball?

Van den Bergh: Absolut, nicht nur national sondern auch international. Ich habe das Bayern-Spiel in der Champions League bei Manchester City gesehen. Es war unfassbar, welche Dominanz sie selbst in der Weltspitze mittlerweile haben. Es wird äußerst schwierig, in München erfolgreich zu sein. Wir sehen, wie es für uns ausgeht.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski