Patrick Herrmann (M.) zeigte beim Heimerfolg seiner Gladbacher gegen Werder Bremen eine starke Leistung
Patrick Herrmann (M.) zeigte beim Heimerfolg seiner Gladbacher gegen Werder Bremen eine starke Leistung

"Wir haben die Klasse für Europa"

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Mönchengladbach - Patrick Herrmann ist gerade einmal 22 Jahre alt und feierte dennoch bereits ein bemerkenswertes Jubiläum. Beim bestritt der Gladbacher Außenstürmer sein 100. Bundesliga-Spiel und glänzte zudem als Torschütze. Nach dem Spiel war er ein gefragter Gesprächspartner.

Frage: Patrick Herrmann, Glückwunsch zum 100. Spiel und zum 4:1-Sieg gegen Werder Bremen, bei dem Ihnen dann auch noch das letzte Tor gelungen ist. War es ein perfekter Tag für Sie?

Patrick Herrmann: Ja, ich hatte mir ein Tor vorgenommen. Und ich konnte es auch nicht auf mir sitzen lassen, dass heute jeder ein Tor macht, nur ich nicht.

Frage: Hatten Sie sich für Ihr Jubiläumsspiel etwas Besonders vorgenommen?

Herrmann: Ja. Eigentlich hatte ich mir wie gesagt vorgenommen, ein Tor zu machen. Es hat geklappt, auch wenn die erste Halbzeit von mir sicher noch verbesserungswürdig war. Wichtig war dann, dass ich noch die Kurve gekriegt und in der zweiten Halbzeit ein besseres Spiel gemacht habe.

Frage: Man hatte nicht das Gefühl, dass der Gegentreffer zum 2:1 die Mannschaft aus dem Takt gebracht hat. Oder täuscht der Eindruck?

Herrmann: Nicht unbedingt. So ein Gegentor zum 2:1 ist immer ein bisschen heikel. Aber wir haben uns nicht aus dem Takt bringen lassen und haben unser Spiel durchgezogen und die weiteren Tore gut herausgespielt.

Frage: Die Borussia ist in den Heimspielen stark aufgetreten, auswärts waren die Leistungen auch nicht schlecht, aber die Punkte fehlten. Sehen Sie sich auf dem richtigen Weg?

Herrmann: Ja, das denke ich schon. Wir haben gegen die Bayern und Bayer verloren, das sind zwei Topteams der Bundesliga. Trotz alledem haben wir auch dort nicht schlecht gespielt. In den Heimspielen waren wir bis jetzt sehr präsent. Die waren schon ziemlich gut, und die sieben Tore sind schon eine gute Ausbeute. Es läuft alles ganz gut, verbessern können wir trotzdem noch etwas.

Frage: Man hat den Eindruck, dass die Balance zwischen Defensive und Offensive besser passt, weil die Defensivspieler weiter aufrücken. Macht sich das vorne bemerkbar?

Herrmann: Ja. Wenn Toni Jantschke oder auf der anderen Seite Filip Daems höher stehen und uns vorne unterstützen, haben wir öfter Überzahl. Dann klappt es besser, dann hat man mehr Optionen. Das kommt einem Flügelspieler wie mir sicher zugute.

Frage: Müssen Sie dann im Umkehrschluss auch mehr nach hinten arbeiten?

Herrmann: Ja. Wenn die beiden hoch stehen, entstehen hinten natürlich auch Lücken. Dann dürfen wir die Bälle vorne nicht leichtfertig verlieren und müssen ein Auge auch immer auf der Defensive haben. Gegen Bremen waren wir schon nicht mehr so konteranfällig wie in der letzten Woche in Leverkusen.

Frage: Vor zwei Jahren hat die Borussia einen tollen Fußball gespielt. Wenn Sie die heutige Spielweise mit der von damals vergleichen: Ist schon angemessen, jetzt wieder in Anlehnung an damals wieder von den "fantastischen Vier" in der Offensive mit Ihnen, Max Kruse, Raffael und Juan Arango zu sprechen?

Herrmann: Dafür ist es noch zu früh. Damals hat alles 1:1 gepasst. Wir haben uns blind verstanden. Natürlich haben wir in den letzten Spielen nicht schlecht gespielt. Trotzdem gibt es wie gesagt noch einige Dinge zu verbessern, wir müssen uns noch mehr einspielen. Aber es ist schon gut, dass wir alle vier gegen Bremen getroffen haben.

Frage: Aber es scheint so zu sein, dass Kruse und Raffael der Borussia das gewisse Etwas bringen.

Herrmann: Die Ansätze sind schon ganz gut. Mit den beiden Spielern haben wir viel mehr Optionen und können mehr in die Tiefe spielen. Raffael spielt einfach gute Bälle. Und Max passt super ins System.

Frage: Sind die hier und da geäußerten Europacup-Ambitionen der Borussia in den ersten vier Spielen mit Leistung unterfüttert worden?

Herrmann: Als unbedingtes Ziel haben wir uns Europa nicht gesetzt. Trotzdem haben wir die Klasse, den Sprung nach Europa zu schaffen. Wir versuchen, das auch umzusetzen.

Frage: Ist der Spaß nach den teilweise etwas zähen Spielen der letzten Saison wieder zurück?

Herrmann: In der letzten Saison haben wir anderes gespielt. Mit den Optionen Max Kruse und Raffael haben wir mehr Kreativität drin. Es macht dann auch Spaß, zu spielen. Die neue Zielstrebigkeit kommt mir auch zugute.

Frage: Haben Sie das Gefühl, dass es für Sie bei dem Kombinationsspiel schwierig wird, Ihre Schnelligkeit einzubringen?

Herrmann: Wenn wir vorne eng stehen, ist es klar, dass die Tiefe nicht unbedingt da ist. Trotzdem haben wir uns durch die Konter Chancen erarbeitet und das eine oder andere Tor gemacht.

Frage: Sind Sie überrascht, wie gut die Mannschaft schon harmoniert?

Herrmann: Die Neuen haben sich schon gut eingefügt. Perfekt ist die Abstimmung aber noch nicht, doch das Zusammenspiel mit den Neuen läuft immer besser. Die Ansätze sind super. Wir haben Fußballer dazubekommen, die das Spiel lesen können.

Frage: Was wird Lucien Favre zu der bisherigen Torbilanz von 10:8-Toren sagen?

Herrmann: Acht Gegentore sind eindeutig zu viel. Das muss er uns nicht sagen, das wissen wir. Daran müssen wir arbeiten, so schön das Spektakel auch ist. Zwei Gegentore pro Spiel sind zu viel.

Frage: Wie verbringen Sie die für Sie ungewohnte Länderspielpause?

Herrmann: Das ist die erste richtige Länderspielpause nach langer Zeit für mich. Es ist etwas ungewohnt, aber auch schön mal zu der Familie nach Hause zu fahren.

Frage: Das nächste Spiel ist in Hoffenheim. Was muss auswärts passieren, dass die Borussia auch einmal in der Fremde punktet?

Herrmann: Wir müssen wie in den Heimspielen auftreten und unsere Chancen nutzen. Dann können wir auch in Hoffenheim, wo wir in den letzten Jahren nicht so gut ausgesehen haben, etwas mitnehmen. Hoffenheim hat eine gute Truppe beisammen. Das haben sie in den bisherigen Spielen gezeigt. Es wird ein schwieriges Spiel, aber wir spielen immer auf Sieg.

Aus Mönchengladbach berichtet Tobias Gonscherowski