Stefan Kießling (r.) erzielte gegen seinen Ex-Club 1. FC Nürnberg den Siegtreffer der "Werkself"
Stefan Kießling (r.) erzielte gegen seinen Ex-Club 1. FC Nürnberg den Siegtreffer der "Werkself"

"Wir haben das Maximum geholt"

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Leverkusen - Stefan Kießling setzt seinen großartigen Lauf fort. Beim von Bayer Leverkusen gegen den 1. FC Nürnberg gelang dem 28-Jährigen das entscheidende Tor.

Damit schraubte der Mittelstürmer seine Torbilanz auf bereits neun Treffer hoch und übernahm zusammen mit vier weiteren Spielern die Führung in der Torjägerliste der Bundesliga. Nach dem Spiel stellte sich der sechsfache Nationalspieler zum Interview.

Frage: Herr Kießling, Bayer 04 hat sich gegen den 1. FC Nürnberg schwer getan, aber 1:0 gewonnen. Wie haben Sie das Spiel gesehen?

Stefan Kießling: Wir hatten in der ersten Halbzeit ein bisschen Glück, dass wir nicht in Rückstand geraten sind. Da hatte Nürnberg zwei gute Chancen. Das Tor hat uns Sicherheit gegeben. Wir können aus den vergangenen drei Spielen das Fazit ziehen, dass wir nicht den besten Fußball gespielt haben, aber effektiv und mit neun Punkten das Maximum geholt haben. Deswegen können wir zufrieden sein.

Frage: Einen Schönheitspreis konnten Sie mit dem Spiel aber eher nicht gewinnen.

Kießling: Darum geht es auch nicht. Wir haben gegen Schalke ein richtig gutes Spiel gemacht (und vor zwei Wochen mit 2:0 gewonnen, Anm. d. Red.). Aber auch dafür gab es nur drei Punkte. Wir haben die danach folgenden drei Spiele auch alle gewonnen, auch wenn die fußballerische Leistung ein bisschen geklemmt hat. Das war wichtig. Man sieht, dass wir als Einheit auf dem Platz stehen und wir einen 1:0-Vorsprung über die Bühne bringen können.

Frage: Gegen den "Club" treffen Sie besonders gerne, acht Tore in acht Spielen. Sind die Spiele gegen Ihren Ex-Verein eine besondere Motivation für Sie?

Kießling: Nein. Das war mir gar nicht so bewusst. Im Rückspiel habe ich in der vergangenen Saison drei Tore gemacht, daran kann ich mich erinnern. Wir haben aber auch davor 0:3 verloren. Und so viele alte Kollegen spielen gar nicht mehr beim "Club", nur noch zwei. Es ist ja auch schon sieben Jahre her, dass ich in Nürnberg gespielt habe. Es hat nichts damit zu tun, dass es gegen den Ex-Club ging. Außerdem wurde mir die Frage nach dem Spiel gegen Stuttgart auch schon gestellt. Ich habe keine Ahnung. Ich bin einfach nur froh, dass es wieder mit einem Tor geklappt hat. Sonst wären wieder nach drei Spielen Diskussionen aufgekommen. Das Wichtigste sind die drei Punkte.

Frage: Kommt der Höhenflug der "Werkself" für Sie selbst auch ein bisschen überraschend?

Kießling: Nein, ich finde nicht, dass das eine Überraschung ist. Wir haben eine gute Mannschaft und können richtig guten Fußball spielen. Wir hatten auch Spiele, in denen wir nicht so gut waren. Aber dann sieht man die Mentalität der Mannschaft. Wir haben diese Spiele gewonnen. Das ist wichtig. Deshalb stehen wir im Moment oben.

Frage: Tabellarisch ist Leverkusen der Bayern-Jäger Nummer 1.

Kießling: Das ist kein Thema. Es sind ja noch ein paar Spiele. Wir haben noch zwei wichtige Spiele in der Vorrunde, danach können wir über dieses Thema reden.

Frage: Aber beim Blick auf die Tabelle kommt doch sicher trotzdem Freude auf?

Kießling: Natürlich ist das auch wichtig. Aber wir müssen auf uns gucken. Das Wichtigste ist, dass wir unsere Spiele gewinnen. Wir sind daheim noch ungeschlagen, das ist auch ganz wichtig. Es ist aber noch zu früh, eine Prognose zu wagen. Es sind noch so viele Spiele zu spielen. Wir müssen den Ball ein bisschen flach halten. Es ist eine schöne Momentaufnahme, die wir gerne mitnehmen. Wir wollen auch so lange wie möglich da oben bleiben.

Frage: War der Sieg beim FC Bayern am 9. Spieltag so etwas wie das Schlüsselspiel für die Saison? Hat Bayer 04 danach gemerkt, dass es in dieser Saison wieder in der Tabelle weit nach oben gehen kann?

Kießling: Natürlich war das ein wichtiges Spiel. Es war auch emotional Gold wert. Wir haben auch danach das Pokalspiel und das nächste Heimspiel gewonnen. Das war entscheidend. Aber ich glaube nicht, dass uns jetzt nicht "den" Push gegeben hat. Es war einfach schön, nach den vielen Jahren dort wieder mal gewonnen zu haben.

Frage: Wie haben Sie die besondere Atmosphäre im Stadion erlebt, als in den ersten Minuten der Leverkusener Fanblock leer blieb?

Kießling: Es war komisch, weil auch keine Zuschauer da waren. Aber dafür haben sie danach um so mehr Stimmung gemacht. Das hat gut getan. Als sie reinkamen, hat uns das gepusht. Das tat gut.

Frage: Welche Bedeutung hat das sportlich nicht mehr entscheidende Spiel gegen Rosenborg Trondheim in der Europa League am kommenden Donnerstag?

Kießling: Wir wollen auch das Spiel gewinnen. Natürlich können da einige Spieler pausieren. Wir sollten aber auch nicht zu sehr aus dem Rhythmus kommen.

Aufgezeichnet von Tobias Gonscherowski