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Nils Petersen musste trotz seines Doppelpacks die Heimniederlage gegen den SC Freiburg akzeptieren
Nils Petersen musste trotz seines Doppelpacks die Heimniederlage gegen den SC Freiburg akzeptieren

Wilder Westen inklusive

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Bremen - Thomas Schaaf war fix und fertig. Wie das altbekannte HB-Männchen hatte sich der Werder-Trainer an der Seitenlinie aufgeführt, denn es war für ihn kaum zum Aushalten gewesen, wie sich seine Mannschaft gegen Freiburg angestellt hatte. "Viel zu wild" hatte sie nach Schaafs Meinung gespielt, vogelwild hätte man auch sagen können. Besonders in der zweiten Halbzeit ging es zeitweise zu wie auf dem Rummel-Schießstand oder gleich im Wilden Westen.

"Hinten Banane, vorne Banane, hoch und runter"

Insgesamt fünf Mal knallte die Kugel hüben wie drüben ans Aluminium - Chancen über Chancen - es war zum Verzweifeln. In Freiburg sind sie mit 15 Alu-Treffern die Könige, Werder rangiert nur unweit dahinter. Es war eine verrückte Partie im Bremer Weserstadion, aber eine, mit einem verdienten Sieger.



"Ich kann nur gratulieren", musste auch Schaaf nach dem in Richtung seines Kollegen Christian Streich eingestehen, "das war absolut verdient. Ich habe keine Erklärung, warum wir so unruhig gespielt haben." Nils Petersen, der Doppeltorschütze im Trikot der Bremer, brachte es auf seine eigene Formel: "Das war ein typisches Werder-Heimspiel: hinten Banane, vorne Banane, hoch und runter."

Die Leihgabe vom FC Bayern kam aus dem Kopfschütteln an diesem Nachmittag gar nicht mehr heraus, denn Petersen konnte sich nicht erinnern, "dass ich mal zwei Treffer in einem Spiel mache und hinterher keinen Grund zum Lächeln habe". Doch nach lachen war in den Reihen der Grün-Weißen keinem Zumute: bloß Rang elf und den Anschluss zu den internationalen Rängen verpasst. "Das war ein Sechs-Punkte-Spiel", ärgerte sich Zlatko Junuzovic, "aber jetzt haben wir sechs Punkte Rückstand auf Freiburg."

Europa-Träume sind verboten



Die Bremer hatten so einiges zu verdauen, denn bisher hatten sie immer in der Gewissheit gelebt, dass zwei Tore doch mindestens zu einem Punkt reichen müssten. Aber die Freiburger walzten diese Annahme gnadenlos platt. Zweimal reichte die Kraft zum Ausgleich, "aber ein drittes Mal zurückzukommen, war heute einfach zu schwer", meinte Petersen.

Die Bremer hatten auf Aaron Hunt und Sokratis verzichten müssen und der Verlust der zuletzt gut funktionierenden Mittelachse des Werder-Spiels machte deutlich einen Teil der Verunsicherung aus. Obwohl Petersen betonte: "An den Ausfällen lag es nicht, dass wir uns haben vorführen lassen." Schaaf hatte zumindest einen Erklärungsansatz gefunden: "Unser Defensivverhalten kann man als passiv bezeichnen."

"Vielleicht ist das gar nicht unberechtigt"



Die Freiburger Truppe machte den Bremern auf schmerzliche Weise vor, was früher mal deren eigene Stärke gewesen war: frühes Stören im Mittelfeld, Lauffreudigkeit und vor allem ein harmonierendes Kollektiv. Bei den Breisgauern ist die Mannschaft der Star und dieses perfekt verzahnte Miteinander lässt die Freiburger inzwischen auf Rang fünf von der Europa League träumen.

"Vielleicht ist das gar nicht unberechtigt", meinte Jan Rosenthal, "wir haben Mannschaften wie Hannover und Stuttgart geschlagen und nach Dämpfern sind wir gestärkt hervorgegangen. Aber wir bleiben bei unserem Saisonziel." Und das konnten alle Freiburger unisono herunterbeten: "Wir wollen 40 Punkte schaffen und damit den Klassenerhalt, dann können wir weiter sehen."

Junge Truppe, reife Leistung



Vorsicht ist das oberste Gebot, so als würden die Träume von Europa sofort zerplatzen, wenn man nur davon spricht. Doch Streich predigt ihnen täglich diese Bodenständigkeit, und der Plan geht bisher beeindruckend auf. Gegen "Werders Wucht", wie Streich es nannte, hielt seine Elf wacker dagegen, da konnte er nur loben: "Das haben sie toll gemacht." Nach der Niederlage gegen Hoffenheim hatten die Freiburger die Reaktion einer gefestigten Mannschaft gezeigt. Einer, die trotz zahlreicher junger Spieler schon überraschend reif wirkt.

Werders junge Truppe dagegen hatte nur 20 Minuten lang die Sicherheit eines Teams ausgestrahlt, dass zwei Siege in Folge verbucht hatte. Und am Samstag warten auch noch die Bayern. "Ich will es mal so sagen", meinte Petersen, "Werder ist sicher schon selbstbewusster nach München gefahren."

Aus Bremen berichtet Petra Philippsen