Ein umkämpftes Spiel im Weserstadion: Haris Seferovic (l.) und Sebastian Prödl schenken sich nichts
Ein umkämpftes Spiel im Weserstadion: Haris Seferovic (l.) und Sebastian Prödl schenken sich nichts

Ohne Druck Richtung Europa

xwhatsappmailcopy-link

Bremen - Großer Bahnhof im Weser-Stadion bereits vor dem Anstoß der Partie gegen Eintracht Frankfurt. Die 41.000 Zuschauer feierten das Jubiläum der Meister-Mannschaft von 1965. Vor 50 Jahren hatten Horst Dieter Höttges, Max Lorenz und Co. damals den ersten von bisher vier Titeln in die Hansestadt geholt.

Fans träumen von Europa

Im Duell der beiden Europa-League-Aspiranten schienen Tore garantiert. In den 60 Spielen der beiden Kontrahenten während der Saison fielen im Schnitt 3,6 Tore pro Spiel, 110 in Spielen unter Beteiligung der Eintracht, 105 waren es bei den Grün-Weißen - Spitzenwerte in der Bundesliga.

Am Ende wurde dieser Schnitt klar verfehlt. Der SV Werder Bremen gewann das Spiel gegen die schwächste Abwehr der Liga (60 Gegentreffer) durch einen kuriosen "Brust/Schulter-Treffer" von Davie Selke ("Ich weiß selbst nicht, wie ich den Ball getroffen habe.") mit 1:0.

"Schritt für Schritt verbessern"

Nach dem Glückstreffer des 20-Jährigen gab es im Rund des Weserstadions kein Halten mehr. "Europapokal, Europapokal" klang es aus zehntausenden von Kehlen. Werders Höhenflug hält an. In den 22 Spielen seit Amtsantritt von Viktor Skripnik sammelten die Bremer 38 Punkte ein und machten einen Sprung vom letzten auf den siebten Tabellenplatz. Eine Position, die für die Qualifikation zur Europa League reichen kann (zur Tabelle).

Und vom FC Augsburg auf dem sicheren Rang sechs trennt die Norddeutschen nur noch ein Pünktchen. Für Skripnik kein Grund zur Euphorie. Für den Trainer war das Ergebnis wichtiger. "Jedes Mal gibt es Kritik, dass wir Gegentore kassieren. Ich bin glücklich, dass wir wie vor zwei Wochen gegen den HSV, wieder zu Null gespielt haben."

"Unser Ziel ist es, uns Schritt für Schritt zu verbessern. Das Ziel ist die Europa League nach wie vor nicht, aber wenn wir sie erreichen, wäre das die Krönung", nimmt der 45-Jährige jeglichen Druck von seinen Spielern. Und die gaben sich drei Spieltage vor Saisonende entsprechend bescheiden.

"Wir wollen die letzten drei Spiele möglichst gut gestalten. Am Ende werden wir sehen, wofür es reicht", so Torschütze Selke. Aber  "natürlich ist klar, dass wir das Maximum dabei herausholen wollen."

Europa "das i-Tüpfelchen auf der Saison"

50 Jahre danach

Für Clemens Fritz wäre es "das i-Tüpfelchen auf der Saison" nach Europa einzuziehen. "Natürlich willst du auf diesem Platz bleiben, wenn du drei Wochen vor Saisonende darauf stehst. Diese Chance auf Europa haben wir uns hart erarbeitet", so der Kapitän, der seinen Vertrag im Rahmen der Partie um ein Jahr verlängerte.

"Wir haben in dieser Saison schon zu viele Gegentore kassiert, deshalb freut mich besonders, dass wir zu null gespielt haben. Kompliment an die Defensive", freute sich der 34-Jährige. Nach vorne sehe er aber noch Verbesserungs´bedarf. "Wir haben die Konter nicht gut ausgespielt. Da müssen wir cleverer unsere Chancen nutzen."

Wenn das den Bremern in den abschließenden Partien in Hannover, gegen Mönchengladbach und bei Borussia Dortmund gelingt, dürfen die Fans 50 Jahre nach dem ersten Titel der Vereinsgeschichte wieder internationalen Fußball im Weserstadion genießen.

Aus Bremen berichtet Jürgen Blöhs