Die Flügelzange im 4-3-3 des FC Bayern: Franck Ribery (l.) und Arjen Robben
Die Flügelzange im 4-3-3 des FC Bayern: Franck Ribery (l.) und Arjen Robben

Wer macht es wie?

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Es ist kein Zufall, dass manch ein Trainer gerne als "Taktik-Fuchs" bezeichnet wird. Schließlich ist Fußball dem Schach sehr ähnlich, wenn auch das Tempo ein klein wenig höher ist. Trotzdem: Schlagworte wie Disziplin, Ordnung, Raute, Doppelsechs und hängende Spitze sind nicht einfach nur irgendwelche Begriffe. Ihre (korrekte) Durchführung entscheidet über Sieg oder Niederlage.

Die Frage ist klar: Wer macht es wie und mit wem? Weniger doppeldeutig ausgedrückt: Welches System spielen die Bundesligaclubs überwiegend, welche Spieler eignen sich für welche Position und wie erfolgreich sind die einzelnen Varianten? bundesliga.de hat die Teams taktisch durchleuchtet.

Meistermacher 4-4-2

Die erfolgreichste Variante in den vergangenen Jahren war und ist bislang das 4-4-2, also eine Aufstellung mit vier Abwehrspielern, vier Mittelfelspielern und zwei Angreifern. Vergangene Saison wurde der VfL Wolfsburg mit diesem System Deutscher Meister. Dabei setzten die "Wölfe" auf eine sogenannte Raute, bei der neben den zwei Flügelspielern die beiden zentralen Akteure hintereinander agieren, der eine offensiv, der andere defensiv.

Mit Grafite und Edin Dzeko im Sturm, Spielmacher Zvjezdan Misimovic dahinter und dem defensiven "Abräumer" Josué war dieses System perfekt auf die Niedersachsen zugeschnitten. Ausgetüftelt und angepasst hatte das ganze übrigens Felix Magath.

FC Bayern mit Doppelsechs und Flügelflitzern

In der Saison 2007/08 holte der FC Bayern unter Ottmar Hitzfeld den Titel. Auch diesmal kam die 4-4-2-Variante zum Tragen, allerdings nicht mit einer Raute (wie bei Wolfsburg), sondern mit einer "Doppelsechs", also zwei defensiven Mittelfeldspielern vor der Viererkette (Mark van Bommel und Zé Roberto).

Zwar bleibt dann das offensive Mittelfeld zumindest auf dem Papier unbesetzt, doch die Flügelspieler Franck Ribery und Bastian Schweinsteiger zogen - ihrer spielerischen Veranlagung entsprechend - immer wieder in die Zentrale. Somit sind sowohl Distanzschüsse als auch gefährliche Pässe auf die beiden Stürmer möglich. Bei jeder Formation steht natürlich im Vordergrund, welchen Spielertyp man zur Verfügung hat.

Armin Veh gelang ebenfalls mit der 4-4-2-Formation ein Jahr zuvor der Gewinn der Meisterschaft, mit dem VfB Stuttgart. Auch die Schwaben spielten mit zwei offensiven Flügelspielern und den Abräumern vor der Abwehr.

Bundesligaspitzenreiter setzen auf 4-4-2

Das 4-4-2 scheint auch in der aktuellen Saison das vielversprechendste Mittel zum Erfolg zu sein. Sowohl Bayer Leverkusen als auch der Hamburger SV setzen auf diese "klassische" Variante. Kein Wunder, denn Jupp Heynckes (Bayer) und Bruno Labbadia (HSV) sind Verfechter des 4-4-2, was vielleicht nicht so einen dynamischen Spielstil wie das 4-3-3 zulässt, jedoch aus defensiver Sicht wesentlich mehr Sicherheit bietet. Wenn dann auch noch die Offensive trifft, wie bei diesen Teams der Fall, dann wird klar, warum sie mit jeweils 20 Punkten an der Tabellenspitze thronen.

Eine Mannschaft, die das 4-3-3-Spiel wie kaum ein anderes Team beherrscht, ist 1899 Hoffenheim. Diese schnelle, dynamische Variante verhalf den Kraichgauern sowohl zum Aufstieg als auch zur Herbstmeisterschaft in der vergangenen Spielzeit. Trainer Ralf Rangnick hat für seine Ausrichtung genau das richtige Personal. Drei Stürmer (Chinedu Obasi, Demba Ba und Vedad Ibisevic) sorgen für ordentlich Druck, während Sejad Salihovic sowohl nach vorne als auch nach hinten arbeitet. Der klassische Zehner, der die Bälle hinter den Spitzen verteilt, existiert beim 4-3-3 nicht.

Auch van Gaal vertraut dem 4-3-3

So auch beim FC Bayern München, der unter Louis van Gaal meist im 4-3-3 aufläuft, neuerdings mit der Flügelzange Franck Ribery und Arjen Robben sowie einem Angreifer im Sturmzentrum. Van Gaal hat sich endgültig für das 4-3-3 entschieden, nachdem die Verpflichtung von Robben feststand. Alternativ weicht der Bayern-Coach auf ein 4-5-1 aus, das natürlich etwas defensiver ausgelegt ist.

In dieser Saison gab es keine Mannschaft, die nicht zumindest ein Mal mit einem 4-4-2 agierte. Insgesamt 14 der 18 Bundesligateams setzen meist auf das 4-4-2. Kein Wunder, die vergangenen Jahre hat es sich bei mehreren Teams bewährt.

Barnabas Szöcs