Bundestrainer Joachim Löw (2.v.r.) sucht nach einem Ersatz für den verletzten Marco Reus
Bundestrainer Joachim Löw (2.v.r.) sucht nach einem Ersatz für den verletzten Marco Reus

Wer ersetzt Reus?

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Santo Andre - Der Schock über den Ausfall von Marco Reus steckte den deutschen Nationalspielern bei der Ankunft in Brasilien noch in den Gliedern - doch nur wenige Stunden nach dem Bezug des WM-Quartiers Campo Bahia ging der Konkurrenzkampf gnadenlos weiter. Der Platz von Reus in der Offensive ist zu vergeben, bis zum Auftaktspiel am 16. Juni gegen Portugal muss sich Bundestrainer Joachim Löw aber auch entscheiden, ob er mit einer richtigen oder einer falschen Neun in die Mission vierter WM-Stern geht.

Im offensiven Mittelfeld am besten aufgestellt

Das Tagesgeschäft hat deshalb Mesut Özil, Lukas Podolski, Andre Schürrle, Mario Götze und Thomas Müller als offensive Mittelfeldspieler, dazu Allrounder Toni Kroos und Außenseiter Julian Draxler sowie Miroslav Klose als einzige nominelle Spitze schon wieder eingeholt. Diese acht kämpfen eine Woche vor dem ersten Gruppenspiel am kommenden Montag in Salvador um die vier freien Plätze in vorderster Front.

Dass Reus wegen seiner zuletzt bestechenden Form im deutschen Angriff wohl gesetzt gewesen wäre, hatte Löw gleich nach dem WM-Aus des Dortmunders durchblicken lassen: "In unseren Überlegungen hat er eine zentrale Rolle gespielt." Zugleich betonte der 54-Jährige, dass man gerade im offensiven Mittelfeld so gut aufgestellt sei wie in keinem anderen Mannschaftsteil.

Reus selbst, der gegen Armenien (6:1) einen Teilriss der vorderen Syndesmose erlitten hatte und statt zum Zuckerhut wieder Richtung Dortmund reisen musste, bedankte sich am Pfingstwochende wieder einigermaßen gefasst für die große Anteilnahme. "Zunächst möchte ich allen für die Genesungswünsche danken", twitterte der 25-Jährige und fügte an: "Meinem Team wünsche ich in Brasilien viel Glück."

Podolski profitiert

Wer dieses Glück erzwingen soll, ist aber noch offen, wenngleich Podolski wohl am ehesten der Nutznießer von Reus' Unglück sein dürfte. Der England-Legionär hat nach seinem 47. Länderspieltreffer sowie seinen drei Torvorlagen gegen Armenien auf einmal wieder die besten Karten.

"Wenn Lukas seine Dynamik entwickelt, seine Schnelligkeit ausspielt und in die Tiefe geht, ist er kaum zu halten", lobte Löw nach dem 114. Länderspiel von Podolski. Doch auch der agile Schürrle vom FC Chelsea über ein Sonderlob des Bundestrainers freuen: "Andre und Lukas sind körperlich sehr dynamisch, sehr stark. Man hat das Gefühl, dass sie in England, in dieser körperlich sehr robusten und intensiven Liga, zugelegt haben."

Müller mit guten Karten

Dennoch dürfte neben Podolski noch eher der umtriebige Müller im Mittelfeld gesetzt sein. Was Löw mit dem zuletzt formschwachen Özil macht, ist offen. Dass Götze gegen die stark abbauenden Armenier zwei Mal traf, dürfte dem 22-Jährigen keinen entscheidenden Vorteil verschaffen. Der Bundestrainer betonte aber auch: "Man wird nicht mit elf Spielern Weltmeister. Da ist es gerade in der Offensive ein kleines Plus, dass alle so langsam gut in Form kommen."

Während ab Dienstag an der brasilianischen Atlantikküste der erbitterte Wettstreit um die Stammplätze in die entscheidende Phase geht, muss Reus nach und nach wieder auf die Beine kommen, nicht nur körperlich, auch psychisch. "Da platzt von einer zur anderen Sekunde ein Traum", beschrieb er seine Gefühle, die er nach eigener Aussage kaum in Worten ausdrücken konnte. Reus blickte aber schnell wieder optimistisch in die Zukunft. Erst in sechs bis sieben Wochen kann er wieder trainieren, doch er kündigte an: "Ich komme noch stärker zurück, als ich war."