"Wenn man träumt, kann das böse enden"

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Gelsenkirchen - Von Krise auf dem Kiez will beim FC St. Pauli auch nach drei Niederlagen in Serie noch niemand reden. Klare Worte findet Trainer Holger Stanislawski nach der 0:3-Schlappe auf Schalke trotzdem: "Wir müssen aufwachen und aus unseren Fehlern lernen. Wenn man in der Bundesliga träumt, kann das böse enden."

Auswärts zumeist hui, zuhause eher pfui - so ist der FC St. Pauli unter dem Strich zunächst recht erfolgreich durch die Saison spaziert. Jetzt muss schnell umgedacht werden. Der Aufsteiger steht gleich vor zwei Heimspielen in Folge, muss dringend punkten - und sowohl offensiv als auch defensiv an sich arbeiten.

"Wieder ein dummes Gegentor"

Baustelle Nummer 1 ist das Defensivverhalten. "Wir haben es Schalke viel zu leicht gemacht, Tore zu schießen", schimpfte Sportchef Helmut Schulte und befand sich damit auf einer Wellenlänge mit Trainer und Spielern. Denn auch die Mannschaft hat erkannt, "dass wir im Gegensatz zu den ersten Saisonspielen viel zu viel zulassen", wie Moritz Volz feststellte.

Tatsache ist: Gleich acht Gegentreffer musste die Mannschaft in den letzten drei Spielen hinnehmen. In fünf der letzten sechs Partien kassierte St. Pauli mindestens zwei Gegentreffer. Der Club ist anfällig geworden, was zusätzlich für Standardsituationen gilt. Fünf Mal schon rappelte es im eigenen Kasten nach einer gegnerischen Ecke. Auf Schalke nutzte Klaas-Jan Huntelaar dies aus - "wieder ein dummes Gegentor nach einem Standard", wie Keeper Thomas Kessler kopfschüttelnd bemerkte.

Suche nach dem Killerinstinkt

Die zweite Baustelle liegt allein schon zahlenmäßig auf der Hand: Mit zwölf Toren stellt St. Pauli die schwächste Offensive der gesamten Liga. Nur ein Treffer gelang in den letzten drei Partien; gegen Schalke stand die Null nur auf der falschen Seite. "Wir spielen Chancen mit viel Aufwand heraus, gehen aber viel zu fahrlässig damit um", kritisiert Trainer Holger Stanislawski: "Wir zeigen zu wenig Killerinstinkt!" Auch Thomas Kessler mahnt seine Vorderleute, man müsse "auch mal die Gunst der Stunde nutzen, wenn man so viele Chancen hat."

Beide haben ohne Zweifel recht - Effektivität ist eines der Probleme des St. Pauli-Angriffs. Doch an dieser Stelle müssen die "Kiezkicker" aufpassen, nicht noch eine dritte Baustelle zu generieren: Schönfärberei. Denn neben mangelnder Chancenverwertung lässt es die Mannschaft zunehmend generell an klaren Offensivaktionen und einer guten Abstimmung missen. Zudem ist das Spiel über die Außenbahnen mit Flanken ins Zentrum ausbaufähig.

Hausaufgaben machen

Von insgesamt sechs Torschüssen über die gesamten 90 Minuten verzeichnete die Statistik auf Schalke nicht einen, der wirklich auf das Tor ging. In der zweiten Halbzeit gelang gar kein Schuss mehr auf den generischen Kasten. Zumindest Helmut Schulte gestand danach offen ein, "dass wir nur eine echte Torchance in 90 Minuten hatten."

Mehr Konzentration und Konsequenz in der Defensive, mehr Zielstrebigkeit und Durchschlagskraft in der Offensive - diesen Hausaufgaben muss sich St. Paulis vor dem Heimspiel gegen Beyer Leverkusen am Samstag stellen. Anschauungsunterricht dafür gab es jetzt genug, meint auch Moritz Volz: "In den letzten drei Spielen haben wir aufgezeigt bekommen, was wir verbessern müssen, um wieder Erfolg zu haben."

Dietmar Nolte