Zdravko Kuzmanovic kann die 2:4-Niederlage des VfB Stuttgart gegen Hannover 96 nicht fassen
Zdravko Kuzmanovic kann die 2:4-Niederlage des VfB Stuttgart gegen Hannover 96 nicht fassen

Wanderer zwischen den Polen

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Stuttgart - Beißender hätte die Ironie kaum ausfallen können. "Deutschland hat am Ende wenigstens noch einen Punkt geholt. Wir stehen mit leeren Händen da", zog VfB-Mittelfeldmann Christian Gentner den Vergleich zur legendären Aufholjagd der Schweden gegen die deutsche Nationalmannschaft.

Zu viele Ballverluste

2:4 hatten die Stuttgarter gegen Hannover 96 verloren, und das nach einer sicheren 2:0-Führung zur Halbzeit. VfB-Trainer Bruno Labbadia wirkte nach der Niederlage angeschlagen: "Das ist eine brutale Niederlage", sagte Labbadia völlig frustriert bei der Pressekonferenz nach dem Spiel am Sonntagabend.

Es ist wohl auch für den Coach schwer nachzuvollziehen, wie die Schwaben nach einer glänzenden Vorstellung in der ersten Halbzeit nach Wiederanpfiff derart einbrechen konnten. - das wird in die Annalen der Stuttgarter Clubgeschichte eingehen. Fünf Bundesligaspiele in Folge waren die Schwaben in Folge ungeschlagen, nun also der Rückschlag gegen offensiv starke Hannoveraner. Statt des Vorstoßes auf Rang 7 trennen den VfB nun nur noch zwei Zähler vom Relegationsplatz.



So lief die Ursachenforschung zu Wochenbeginn auf Hochtouren rund um die Mercedes-Benz-Arena. "Aus der Halbzeitpause sind wir gut rausgekommen, haben aber dann genau das gemacht, was wir gegen Hannover nicht machen wollten. Wir hatten sehr, sehr einfache Ballverluste, haben Hannover in die Karten gespielt und komplett die Linie verloren", fand Labbadia zumindest einmal einen Erklärungsansatz. Christian Gentner, gegen 96 in der ersten Hälfte noch bärenstark, sprach von "Leichtsinn", und davon, dass man gegen Hannover "nicht so umfallen" hätte dürfen.

Klar ist, dass sich die Stuttgarter derzeit auf einem schmalen Grat bewegen. Es ist eine Wanderung zwischen den Polen, zwischen internationalen Ansprüchen und der Gefahr, nach hinten durchgereicht zu werden. Dorthin, wo Ach und Wehe wüten. An einem guten Tag scheinen die Neckar-Kicker alles in Grund und Boden spielen zu können, an einem schlechten geht so gut wie gar nichts zusammen. Nicht umsonst predigt Labbadia gerne die "100-Prozent-Formel", nur wenn alle alles geben, ist der VfB zu Außergewöhnlichem imstande.

Wohin führt der Weg?



Der VfB Stuttgart steht am Scheideweg. Noch auf allen drei Hochzeiten, Bundesliga, Europa League und DFB-Pokal, vertreten, warten auf die Labbadia-Truppe nun schwere Aufgaben. Am kommenden Wochenende geht es nach Mönchengladbach, danach geht die Reise nach Freiburg.

Eines der Hauptprobleme der Stuttgarter, das hat sich zuletzt wiederholt gezeigt, ist der recht dünn besetzte Kader. Während Hannover mit Jan Schlaudraff und Doppel-Torschütze Mohammed Abdellaoue noch geballte Offensiv-Power auf den Platz brachte, waren Labbadia die Hände gebunden. Es zeigt sich, dass Vedad Ibisevic alleine keine Patentlösung sein kann. Natürlich darf man nicht vergessen, dass den Stuttgartern mit Cacau und Tunay Torun wichtige Kräfte im vorderen Bereich verletzungsbedingt fehlten.

Für die Stuttgarter ist nun wichtig, das Schockerlebnis von Hannover zu verdauen. Ziehen Labbadia und seine Jungs die richtigen Schlüsse, ist für den VfB weiter vieles möglich. Der Trainer jedenfalls steht weiter zu seiner Mannschaft. "Wir haben mit unserem Personal sehr gute 55 Minuten gezeigt", sagte Labbadia. Nun wird es darauf ankommen, diese Leistung auszubauen. Nämlich genau um 35 weitere Minuten.

Aus Stuttgart berichtet Jens Fischer