Drei Spiele, drei Siege: Mit dem 2:1-Auswärtserfolg in Berlin spielten sich die Wölfe in einen Lauf und holten sich das "Triple", wie es Torschütze... (© Imago)
Drei Spiele, drei Siege: Mit dem 2:1-Auswärtserfolg in Berlin spielten sich die Wölfe in einen Lauf und holten sich das "Triple", wie es Torschütze... (© Imago)

Wolfsburgs "Triple"

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Berlin - Nach dem Rückrunden-Fehlstart mit zwei Niederlagen haben die Wölfe wieder in die Spur gefunden: Mit dem 2:1-Erfolg bei Hertha BSC holte der VfL den dritten Pflichtspielsieg in neun Tagen und kann damit auf "eine perfekte Woche" zurückblicken, wie es Trainer Dieter Hecking und Siegtorschütze Daniel Caligiuri unisono formulierten.

Caligiuri: "Konkurrenz ist groß"

Für den Deutsch-Italiener, der im Sommer vom SC Freiburg zu den Niedersachsen wechselte, war es der erste Treffer im Wolfsburger Dress: "Ich freue mich, dass der Knoten endlich geplatzt ist." Gefragt, welches Wort ihm zu den drei VfL-Siegen in einer Woche einfällt, meinte der Mittelfeldmann lachend: "Triple!" Es sei "überragend", mit dem Sieg im DFB-Pokal bei 1899 Hoffenheim und dem Erfolg in Berlin nun im Halbfinale und in der Liga auf Platz 5 zu stehen.

Tatsächlich hätte man genau damit noch Anfang Februar kaum rechnen können. Die Rückrunde begann für die Wölfe mit einer 1:3-Pleite im niedersächsischen Prestigederby gegen Hannover 96 und einer 1:2-Niederlage auf Schalke. Auch für Caligiuri persönlich bedeutete das Spiel bei den Knappen ein Fiasko: Gegen Hannover war er nicht zum Einsatz gekommen, in Gelsenkirchen stand der offensive Mittelfeldspieler dann wieder in der Startelf - um sich in der 50. Minute die Rote Karte wegen Beleidigung des Schiedsrichterassistenten abzuholen.

Nicht gerade hilfreich im Kampf um Einsatzzeiten in der qualitiativ hochwertig besetzten Wolfsburger Offensive. Das weiß auch Caligiuri: "Die Konkurrenz auf meiner Position ist sehr groß." Er werde "alles dafür tun, dass ich so oft wie möglich spiele." Dabei ist das in Arjen-Robben-Manier erzielte Siegtor in Berlin natürlich Gold wert. Dieter Hecking hatte die "tolle Einzelaktion" jedenfalls richtig gefreut: "Das war ein super Tor - ich hoffe, dass ihm das richtig Schwung gibt."

Hecking lobt "tolle Moral" seiner Elf

Der VfL-Trainer fand nach dem Spiel bei seiner Mannschaft dennoch "mehr zu kritisieren als zu loben": So wie das Spiel gelaufen sei, "wäre ich mit einem Punkt zufrieden gewesen". Der 49-Jährige monierte, dass sein Team in der ersten Halbzeit "vom Kopf her sehr schwerfällig gewesen sei" und hart kämpfen musste, um "ins Spiel hinein zu finden". Hinten raus, mit Caligiuris Führung im Rücken, "hat man wieder gesehen, was uns noch fehlt, um ganz nach oben zu gucken". Dass die Berliner da noch zu Chancen gekommen sind, hatte Hecking gar nicht gefallen: "Das müssen wir souveräner gestalten."

Trotzdem war der VfL-Coach zufrieden - wegen der "tollen Moral", die seine Mannschaft in eine zumindest ergebnistechnisch "perfekte Woche" ummünzte. Damit ist es der jüngsten Wolfsburger Bundesliga-Mannschaft aller Zeiten gelungen, "einen Riesenschritt nach vorne" zu machen.

Angriff auf Platz 4?

Hecking verweist dabei auf "die kommenden schweren Aufgaben": In den nächsten beiden Heimspielen geht es nacheinander gegen den Tabellenzweiten Leverkusen und Spitzenreiter Bayern München. Dazwischen steht nicht einmal drei Wochen nach dem Pokalfight bei den Hoffenheimern der erneute Gang nach Sinsheim an, diesmal in der Liga.

Positiv betrachtet bieten die kommenden Wochen den Wolfsburgern aber auch eine Riesenchance. Nachdem durch den Sieg bei Hertha ein Konkurrent im Kampf um die Europa-League-Plätze distanziert werden konnte, wäre nun vielleicht sogar noch ein Angriff auf die Champions-League-Quali denkbar.

Das allerdings wird nur mit einer ausgewogenen Mischung aus Kunst und Kampf möglich sein. Klaus Allofs mahnt: "Wir werden keinen Sieg erspielen." Der VfL-Sportdirektor weiß, dass es nur über harte Arbeit geht: "Zu jedem Sieg muss das Kämpfen dazukommen." Der von Allofs im Winter vom FC Chelsea verpflichtete neue Regisseur Kevin De Bruyne hatte genau diesen Kampfgeist in Berlin nach der Pause gesehen: "Das zeigt den Charakter der Mannschaft." Im Topspiel des kommenden Spieltages am Samstagabend gegen Bayer Leverkusen hat die Hecking-Elf nun die nächste Gelegenheit, ihren Charakter zu zeigen.

Aus Berlin berichtet Andre Anchuelo