Das bislang letzte Revierderby in Dortmund im Februar 2008 entschieden Gerald Asamoah (o., hier gegen Robert Kovac) und Schalke mit 3:2 für sich
Das bislang letzte Revierderby in Dortmund im Februar 2008 entschieden Gerald Asamoah (o., hier gegen Robert Kovac) und Schalke mit 3:2 für sich

Von Rationalität und Derbyfieber

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Das Spitzenspiel des 4. Spieltags polarisiert seit Tagen das Ruhrgebiet. Gleichzeitig ist die Partie zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 (Sa., ab 15 Uhr im Live-Ticker/Liga-Radio) das erste Topspiel der beiden Teams seit der Saison 1979/80.

Der BVB empfängt als Tabellendritter den Ersten S04. Mit einem Sieg im Hinspiel der "Revier-Meisterschaft" kann Dortmund die "Knappen" ablösen und bei einem entsprechenden Ergebnis des Hamburger SV sogar selbst die Spitze erklimmen.

Derbyfieder grassiert

Zusätzliche Bedeutung erlangt das Duell außerdem durch die Tatsache, dass einige Akteure ihre Derbypremiere feiern. So zum Beispiel die beiden Trainer Jürgen Klopp auf der BVB-Bank und der Schalker Fred Rutten.

Dass die Übungsleiter dennoch längst wissen, was von ihnen und ihren Mannschaften in den 90 Minuten in Dortmund erwartet wird, dafür sorgt auf Schalker Seite stellvertretend Gerald Asamoah, der seit 1999 Erfahrungen in diesem brisanten Duell gesammelt hat. "Ich bin überzeugt, dass am Samstag wieder eine ganz heiße Atmosphäre herrschen wird", bestätigt Asamoah im bundesliga.de-Interview eine akute Ansteckungsgefahr: "Das Derbyfieber wird immer stärker."

"Kein normales Fußballspiel"

"Dortmund gegen Schalke ist kein normales Fußballspiel. Und deshalb sollten wir auch nicht so tun, als wäre es dennoch eins", sagt Klopp und glaubt, dass seine Spieler die richtige Mischung "zwischen Anspannung und Übermotivation" finden:

"Der Start in die Spiele ist uns bisher immer geglückt. Auch dieses Spiel wollen wir aktiv gestalten, es bestimmen und es gewinnen", fordert der 41-Jährige ein erfolgreiches Anknüpfen an die bisherigen Auftritte.

Auch Rutten weiß um die enorme Bedeutung des Duells: "Ich bin von allen auf Schalke gut auf die Partie vorbereitet worden. Der Stellenwert dieser Begegnung für die Menschen hier ist mir bewusst." Dennoch will der Niederländer im Hexenkessel Signal Iduna Park tunlichst kühlen Kopf behalten. "Als Trainer muss man rational und nicht emotional in solch ein Spiel gehen", so Rutten.

Hoffen auf Neuer

Im Vorfeld dreht sich in Gelsenkirchen vieles um die Frage nach dem Mann zwischen den Pfosten. Der zum Saisonbeginn zur Nummer eins aufgerückte Mathias Schober fällt wegen eines Muskelfaserrisses definitiv aus.

Hoffnung gibt es bei Stammkeeper Manuel Neuer. Nach seinem Mittelfußbruch steht Neuer erst seit wenigen Tagen wieder im Mannschaftstraining und wurde von Trainer Rutten für den Derby-Kader nominiert. Ob er spielt, ist noch unklar.

Falls Neuer nicht spielt, schlägt die große Stunde von Ralf Fährmann. Der 19-Jährige, der in Dortmund sogar sein erstes Bundesligaspiel machen würde, erhält viel Zuspruch aus den eigenen Reihen. "Wir haben vier richtig gute Torleute auf Schalke", sagt Rutten: "Da habe ich gar keine Bedenken. Ralf ist ein lockerer Typ, der wird das meistern."

Beide BVB-Keeper wieder fit

Auf Dortmunder Seite gibt es hingegen gute Nachrichten aus dem Torhüter-Lager. Roman Weidenfeller (Risswunde im Oberschenkel) und Marc Ziegler (Reizung im Bauchmuskelansatz) sind beide wieder einsatzbereit.

Einzig Patrick Owomoyela fällt aktuell aus. Der Neuzugang von Werder Bremen hat sich erneut eine Muskelverletzung im Oberschenkel zugezogen und wird nach Aussage Klopps "ein paar Wochen lang sein eigenes Programm machen".

Für Alexander Frei deutet sich das Saisondebüt im BVB-Trikot an. Nachdem der Schweizer seine während der EURO erlittene Knieverletzung auskuriert hat und ohne Blessuren vom Länderspiel zurückkehrte, steht dem Einsatz des zweitbesten Torschützen der vergangenen Spielzeit nichts mehr im Weg. Auch Jakub Blasczykowski, Tamas Hajnal, Robert Kovac, Antonia Rukavina und Nelson Valdez stiegen nach Spielen für ihre Heimatländer wieder gesund ins Training ein.

Farfan vor Liga-Premiere

Seine Liga-Premiere erlebt der Schalker Jefferson Farfan. Der dribbelstarke Neuzugang steht nach seiner Schultereckgelenkssprengung vor dem Bundesligastart wieder im Kader und soll die Offensive der "Knappen" beleben. Die hitzige Atmosphäre wird den Peruaner laut Rutten dabei nicht negativ beeinflussen: "Jeff kommt aus Südamerika. Wenn man da ein Derby miterlebt hat, ist man abgehärtet." Farfan könnte mit einer starken Leistung übrigens seinen Anfängerfehler wiedergutmachen, als er bei seinem ersten Training auf Schalke mit schwarzgelbem Schuhwerk auflief.

Bei Christian Pander ist die Grippe vollständig auskuriert und auch die anderen Nationalspieler kehrten ohne Blessuren von ihren Einsätzen zurück. Einzig Orlando Engelaar (Einriss des Kniescheibenbands) sowie die beiden Südamerikaner Vicente Sanchez und Carlos Zambrano reisen nicht mit nach Dortmund.

"Dass bei den anstehenden Englischen Wochen fast alle an Deck sind, gibt einem ein gutes Gefühl", lautet Ruttens Fazit.

Rationalität bei Standards

Sein Dortmunder Kollege ist auf eine "körperlich extrem starke Mannschaft" vorbereitet und warnt vor allem vor der Gefahr bei Standardsituationen. Von den fünf Schalker Ligatoren fielen drei im direkten Anschluss an einen ruhenden Ball.

Weil Ecken und Freistöße sich am Samstag nicht gänzlich vermeiden lassen, fordert auch Klopp Rationalität: "Oberbestes Gebot bei Standards ist es, dass wir uns da richtig verhalten."

Tim Tonner