Mateusz Cetnarski trägt beim WKS Slask Wroclaw die Nummer 10 und zieht standesgemäß im offensiven Mittelfeld die Fäden
Mateusz Cetnarski trägt beim WKS Slask Wroclaw die Nummer 10 und zieht standesgemäß im offensiven Mittelfeld die Fäden

Von der "grauen Maus" zum Meister

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München - 35 Jahre musste der WKS Slask Wroclaw auf die zweite Meisterschaft der Vereinsgeschichte warten. Dazwischen dümpelte der Club aus der niederschlesischen Metropole Breslau für gewöhnlich im grauen Mittelfeld der polnischen Ekstraklasa vor sich hin. bundesliga.de stellt den amtierenden Titelträger aus dem Nachbarland, der im Playoff-Hinspiel zur Gruppenphase der Europa League am Donnerstag Hannover 96 empfängt (ab 20:30 Uhr im Live-Ticker), näher vor.

Klägliches Aus in der Qualifikation zur "Königsklasse"

Soviel vorneweg: Eine Übermannschaft war und ist die Elf in den grün-weiß-roten Trikots nicht. Denn die Generalprobe für das Duell mit den "Roten" ging gründlich in die Hose. Zum Saisonauftakt kassierte der Titelverteidiger am Samstag eine 1:2-Niederlage bei Widzew Lodz, in der Vorsaison bloß Tabellenelfter. Und auch das Meisterjahr war im Grunde alles andere als überragend. Nicht umsonst stand kein einziger Wroclawer Spieler im polnischen Kader für die EM im eigenen Land.



In 30 Spielen holte das Team von Trainer Orest Lenczyk 2011/12 "nur" 56 Punkte. Zum Vergleich: Borussia Dortmund hatte in der Bundesliga zum selben Zeitpunkt schon 69 Zähler auf dem Konto. Obendrein brannte Slask nicht gerade ein Offensivfeuerwerk ab, 47 Saisontore sind für eine Spitzenmannschaft schon mehr als mager. Und wenn man bedenkt, dass der Weg zum Titel gemeinhin über eine starke Defensive führt, dann sind 31 Gegentore de facto auch zu viele - immerhin hatten gleich sieben von 16 Vereinen hier einen besseren Wert vorzuweisen.

Vorne häufig mau, hinten mitunter wacklig. Das zeigte sich nicht zuletzt in der Qualifikation zur Champions League, in der Wraclaw vor einigen Wochen kläglich mit 0:3 und 1:3 am schwedischen Vertreter Helsingborgs scheiterte. Mirko Slomka will den Gegner, der seit einem Jahr im neuen, 44.300 Zuschauer fassenden EM-Stadion Miejski spielt, dennoch nicht auf die leichte Schulter nehmen. "Die Aufgabe ist anspruchsvoll", meint Hannovers Trainer - wohlwissend, dass Slask in der vergangenen Spielzeit das stärkste Auswärtsteam in Polen war.

"Unsere Mannschaft ist stark genug"



Der 44-Jährige erwartet daher, dass sich das Weiterkommen erst im Rückspiel in der heimischen AWD-Arena entscheidet: "Mit unseren Fans im Rücken kann das ein Vorteil für uns sein." Sein Vorgesetzter geht die Sache dagegen deutlich zuversichtlicher an. "Unsere Mannschaft ist stark genug, den Einzug in die Gruppenphase zu schaffen. Einzig und allein darum geht es", stellte Martin Kind klar.

Vielleicht weiß der 96-Präsident aber auch einfach, dass Wroclaw, in dessen Reihen sich keinerlei bekannte Namen finden, mittlerweile schon seit 25 Jahren nicht mehr in der Hauptrunde eines europäischen Wettbewerbs gestanden hat. Und wenn die Breslauer auf der internationalen Bühne genauso lange auf den nächsten Durchbruch warten müssen wie in der heimischen Liga, dann, ja dann spielt die Zeit quasi für die Niedersachsen.

Stefan Missy