Lucio (M.) bestritt in der Saison 2007/08 acht Spiele für die Hertha und erzielte gegen Dortmund sein einziges Tor
Lucio (M.) bestritt in der Saison 2007/08 acht Spiele für die Hertha und erzielte gegen Dortmund sein einziges Tor

Vier Minuten Freude nach 447 Tagen Leiden

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Tief in der Nacht um 1.45 Uhr griff Kapitän Arne Friedrich zur Schere. Vor ihm saß Kollege Lucio, die lange Mähne zu einem Zopf gebunden. Wenig später war der Brasilianer einen Großteil seiner Haare los.

Das Bündel, das Friedrich anschließend unter dem großen Beifall der Bankettteilnehmer triumphierend in die Höhe reckte, symbolisierte für Lucio das Ende einer 15 Monate andauernden Leidenszeit.

Comeback nach 447 Tagen Pause

"Diese vier Minuten waren die wichtigsten in meinem Leben. Das war ein schönes Weihnachtsgeschenk", sagte der Mittelfeldspieler sichtlich bewegt. Beim 0:4 (0:0) zum Abschluss der UEFA-Cup-Gruppenphase bei Olympiakos Piräus schenkte ihm Trainer Lucien Favre in der 87. Minute den ersten Einsatz nach 447 Tagen Zwangspause - und damit neue Hoffnung.

"Als ich an der Seitenlinie stand, sind die vergangenen 15 Monate an meinem inneren Auge vorbeigezogen", erklärte Lucio, der die Schinderei für sein Comeback jedoch nie vergessen wird: "Mein Knie war wie ein verwüstetes Land, das langsam wieder aufgebaut werden musste."

Angriff in der Rückrunde

Dass der Südamerikaner auf den Platz zurückgekehrt ist, grenzt für manche Mediziner an ein kleines Wunder. Ein Karriereende schien nach der Verletzung im Auswärtsspiel bei Schalke 04 am 28. September 2007 nicht unwahrscheinlich. Bei einem Zweikampf war der 1,75 Meter kleine Dribbler in der 63. Minute im Rasen hängengeblieben und hatte sich einen "Totalschaden" im Knie zugezogen: Riss des vorderen Kreuzbandes, des Innenbandes sowie des Innenmeniskus und Patellasehneneinriss.

Doch Lucio, der von Palmeiras Sao Paulo gekommen war und in den Begegnungen zuvor groß aufspielte, ließ niemals Zweifel an seinem Comeback aufkommen. Er schwor sich, seine Haare erst wieder abzuschneiden, wenn er wieder auf dem Platz steht. Selbst drei Operationen und etliche einsame Stunden mit den Reha-Trainern entmutigten den Linksfuß nicht. "In der Rückrunde greife ich wieder an", sagt Lucio nun voller Enthusiasmus.

"Friseur" Friedrich kann es kaum erwarten, dass sein Mitspieler wieder fester Bestandteil des Kaders wird: "Seine schlimme Verletzung war ein Schock für uns. Wir freuen uns immer, wenn er Fortschritte macht." Den größten Schritt hat Lucio am Donnerstagabend gemacht.