Frankfurt-Coach Armin Veh war bedient. Seine Mannschaft nutzte ihre zahlreichen Chancen nicht und wurde am Ende dafür bestraft
Frankfurt-Coach Armin Veh war bedient. Seine Mannschaft nutzte ihre zahlreichen Chancen nicht und wurde am Ende dafür bestraft

Verkehrte Welt in Frankfurt

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Frankfurt am Main - Es gibt ganz alte Fußballer-Weisheiten, die noch immer stimmen: Wer keine Tore schießt, gewinnt keine Spiele, lautet eine. Eintracht Frankfurt verlor am Sonntagabend trotz mehr als zwei Dutzend hockkarätiger Einschussmöglichkeiten am Ende gegen den SC Freiburg mit 1:4 (0:1) und steckt wieder mitten im Abstiegskampf.

Veh: "Psychologisch nicht wertvoll"

Bevor der SC in der 34. Minute durch seinen Kapitän  Julian Schuster in Führung gegangen war, hätte die Eintracht das Spiel schon entschieden haben müssen. Aber Tore schossen die Frankfurter an diesem Tag nicht und Eintracht-Trainer Armin Veh musste konstatieren: "So grausam kann Fußball sein." Man darf gespannt sein, wie schnell die Frankfurter diesen Tiefschlag wegstecken werden, schon am nächsten Wochenende wartet mit der Begegnung in Nürnberg ein weiteres richtungsweisendes Spiel.

Mit einem Erfolg hätten sich die Frankfurter von der Abstiegszone absetzen können, stattdessen werde es jetzt "bis zum letzten Spieltag eng bleiben", ahnt Armin Veh. Die deutliche Pleite sei sicher "psychologisch nicht wertvoll", sagte der Trainer, der außer den Punkten auch seinen Torjäger Alexander Meier verlor. Meier musste mit Adduktorenproblemen ausgewechselt werden (52.), wie lange er ausfällt, wird sich erst nach einer Untersuchung diesen Montag zeigen. 

Es war eigentlich unglaublich, dass die Eintracht dieses Spiel so hoch verlor. Beim Blick auf die Statistiken musste Veh nur mit dem Kopf schütteln: "Normalerweise gewinnst du so ein Spiel mit dem gleichen Ergebnis", sagte Veh. 26:7 Torschüsse, 59 Prozent Ballbesitz, 18:0 Flanken, 12:1 Eckbälle - die Eintracht gewann alle Statistiken klar, verlor aber das Spiel (Topdaten).

Frankfurter verzweifeln an Baumann

Fast jeder Angriff der Eintracht hatte für Gefahr im Strafraum der Freiburger gesorgt, Stefan Aigner zwei Mal (1.; 30.), Alexander Madlung (72.) und der eingewechselte Vaclav Kadlec (73.; 74.) scheiterten jeweils frei vor dem glänzend reagierenden  Freiburger Torwart Oliver Baumann. Wie oft ein Bein oder ein Körper der Freiburger vor allem in der ersten halben Stunde noch den Ball auf dem Weg ins Tor blockierte, war außergewöhnlich.

Dass die Eintracht am Ende nur ein Tor durch Joselu zum zwischenzeitlichen Anschlusstreffer erzielte (59.) - bezeichnenderweise war der Spanier erst im zweiten Versuch erfolgreich - , war kaum zu glauben.  "Unglaublich", fand Eintracht-Torwart Kevin Trapp das Ergebnis nach diesem Spielverlauf.

Bittere Erkenntnis

Jetzt aber, so die Erkenntnis von Rechtsverteidiger Sebastian Jung, stecke die Eintracht  wieder mittendrin im Abstiegskampf. Und auch Frankfurts Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen erkannte die Dimension der Pleite: "Das ist deprimierend. Diese Niederlage bringt uns in eine ganz schwierige Situation." Aber dennoch gab die "vielleicht beste erste Halbzeit der Saison" (Kapitän Pirmin Schwegler) auch Mut für die kommenden Wochen. Schwegler bemerkte: "Es gibt nicht viele Mannschaften, die in so einer Situation so Fußball spielen wie wir. Wir waren nur nicht kaltschnäuzig genug."

Auch Trainer Armin Veh sah trotz des deprimierenden Ergebnisses Positives: "Meine Mannschaft hat nie aufgegeben, hat immer an sich geglaubt." Aber wer keine Tore schießt, gewinnt eben keine Spiele.

Aus Frankfurt berichtet Tobias Schächter