Sportdirektor Bruno Hübner (l.) und der Vorstandvorsitzende Heribert Bruchhagen (r.) verlängerten das Arbeitspapier von Armin Veh um ein weiteres Jahr
Sportdirektor Bruno Hübner (l.) und der Vorstandvorsitzende Heribert Bruchhagen (r.) verlängerten das Arbeitspapier von Armin Veh um ein weiteres Jahr

Veh bleibt "seinem Baby" treu

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Frankfurt - Es war fast kein Durchkommen für den alten neuen Trainer. Gut ein Dutzend Kamerateams und noch mehr Fotografen wollten keinen Schritt, keine Regung von Armin Veh verpassen, als der 52-Jährige sich zu seiner Vertragsverlängerung bei Eintracht Frankfurt erklärte.

"Ich komme mir vor, als würde ich hier neu anfangen", sagte Veh. Sichtlich angetan fügte er an: "Das hier so ein riesiges Medienaufkommen ist, freut mich, weil es anscheinend ein besonderer Anlass ist." Dabei war die Unterschrift bis 2014 weit weniger dramatisch als öffentlich spekuliert. "Ich habe ein paar Tage überlegt, was für mich wichtig ist", sagte Veh: "Innerhalb einer Woche war das dann auch erledigt." Das "Rumgeeiere" sei durch die selbstauferlegte 40-Punkte-Grenze "nicht mehr erträglich" geworden, sagte er: "Diese Marke hat uns nichts gebracht."

"Die Mannschaft ist mein Baby"

"Es ist naturgemäß so, dass man auch mit dem Herz entscheidet, ohne Herz könnte man nicht leben", sagte Veh: "Das soll jetzt nicht so hochtrabend sein, aber es spielte natürlich eine Rolle." Die Mannschaft, die trotz aktueller Schwächephase eine ganz starke Saison spielt, sei "schon ein bisschen mein Baby". Ausschlaggebend für seine Entscheidung für den Tabellenvierten sei der größere finanzielle Spielraum gewesen, der sich in den vergangenen Tagen abzeichnete. "Der Verein ist der sportlichen Leitung entgegengekommen und wir dürfen mehr ausgeben, als ursprünglich geplant", sagte Veh. Mit den zuvor veranschlagten "drei Millionen Euro hätte ich es nicht gebacken bekommen".

Vor der Anhebung des Lizenzspieler-Etats um rund 10 Millionen auf 35 Millionen Euro, vor "drei bis vier Wochen", sagte Bruchhagen, sei die Tendenz dahin gegangen, "dass Armin am Ende der Saison nicht weitermacht." Veh und Sportdirektor Bruno Hübner dürften nun - auch dank des neuen Hauptsponsors, der in den kommenden drei Jahren gut 18 Millionen in die Frankfurter Kassen spült - mindestens sechs Millionen Euro für die Kaderzusammenstellung zur Verfügung stehen. "Wir wissen, was wir wollen", sagte Hübner: "Aber es wird schwer. Wir werden auf dem Markt anders wahrgenommen. Die Spieler, die wir auf dem Zettel haben, werden nicht nur von uns beworben. Wir sind in eine andere Kategorie vorgestoßen." Namen nannten Veh und Hübner am Dienstag nicht.

"Ich fühle mich hier sehr wohl"

Einig über die Ziele sei man sich am Main ohnehin gewesen. "Von der Sekretärin bis zum Vorstandsvorstand wollen wir alle nach vorne kommen", sagte Bruchhagen: "Der Aufsichtsrat hat ein wenig die Tür geöffnet und ist mit Fantasie an das Ziel herangegangenen, das Team Hübner/Veh zu unterstützen." Diese Anerkennung, die Veh bei seinen vorherigen Kurzzeit-Engagements beim VfL Wolfsburg und beim Hamburger SV nicht zuteil wurde, kommt aber eben nicht nur aus der Geschäftsstelle, sondern vor allem auch aus der Kurve der Arena. "Das ist auch ein Grund zu sagen, ich fühle mich hier sehr wohl", sagte Veh.

Die Fans schätzen den Mann mit dem grauen Schopf und dem besonderen Humor, weil mit ihm der moderne Spielstil an den Main kam. Die Eintracht taucht mit Talenten wie Sebastian Rode und Sebastian Jung plötzlich wieder im Dunstkreis der Nationalmannschaft auf - Vehs Unterschrift könnte das sogar zum Dauerzustand machen. Der 22-jährige Jung wird nun aller Voraussicht nach seinem Mentor folgen und seinen 2014 auslaufenden Vertrag verlängern. "Der ist noch nicht am Ende", sagte Veh: "Ich glaube, dass er bei uns seinen Weg noch ein bisschen besser gehen kann." Bis "Ende März" will Hübner Klarheit schaffen.