Patrick Herrmann (l.) lässt seinem Frust freien Lauf - Gladbach verpatzt sein europäisches Comeback
Patrick Herrmann (l.) lässt seinem Frust freien Lauf - Gladbach verpatzt sein europäisches Comeback

Und jetzt kommt der Angstgegner

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Mönchengladbach - Obwohl die Bundesliga-Saison noch gar nicht begonnen hat, steht Borussia Mönchengladbach bereits unter Druck. Nach der 1:3-Heimniederlage im ersten Champions-League-Playoff-Spiel gegen Dynamo Kiev soll gegen 1899 Hoffenheim ein Fehlstart in die Bundesliga unter allen Umständen vermieden werden, zumal nur vier Tage später bereits das Rückspiel in der Ukraine ansteht.

Zuschauer applaudieren trotz Pleite

Die Enttäuschung nach dem ersten Auftritt auf internationalem Parkett seit 1996 saß tief. Die Borussia hatte gegen Kiev ein gutes Spiel gezeigt, die ersten 30 Minuten dominiert, eine 1:0-Führung herausgeschossen und vieles richtig gemacht. Doch am Ende standen die Fohlen mit leeren Händen da. Sie waren keineswegs schlechter als der Gegner aus Osteuropa, der allerdings in Sachen Cleverness und Effizienz der engagierten Elf von Lucien Favre einiges voraus hatte.



Die Borussia machte das Spiel, Kiev schoss die Tore, wobei selbst das nur bedingt stimmt. Beim ersten Gegentor fälschte Filip Daems den Schuss von Michalik unhaltbar ab. Dem zweiten Tor ging ein kapitaler Abspielfehler von Granit Xhaka voraus und den dritten Treffer knallte Neuzugang Luuk de Jong gleich selbst unter die Latte des eigenen Tores. Danach waren die Gladbacher erst einmal bedient.

"Internationale Erfahrung gegen eine Mannschaft, die mit sehr viel Herz und Emotionen gespielt hat: Wir haben drei Fehler gemacht, die zu drei Toren geführt haben", fasste Borussias Sportdirektor Max Eberl treffend zusammen. "Unsere Mannschaft hat alles versucht, was in ihrer Kraft steht. Die Zuschauer haben das honoriert und sie mit Applaus verabschiedet. Nach dem Spiel ist es natürlich deprimierend, aber wir werden jetzt den Kopf nicht hängen lassen. Am Samstag geht die Bundesliga los."

"Haben die Qualität für drei Tore in Kiev"



So ganz haben die Borussen die Hoffnung auf die Königsklasse noch nicht sausen lassen. "Natürlich haben wir noch Chancen", gab Mike Hanke den Optimisten. "Ich habe auch schon erlebt, dass eine Mannschaft auswärts 5:0 gewonnen hat. Wir haben schon die Qualität, dass wir drei Tore schießen können, auch gegen Kiev. Letztendlich müssen wir dort voll nach vorne spielen. Wir dürfen aber maximal ein Tor einfangen und müssen drei schießen. Dann sind wir in der Verlängerung."

Es wird sehr, sehr schwer, aber es ist nicht unmöglich. Auch Bundesligisten haben solche Heldentaten in Europa bereits vollbracht. Der VfB Stuttgart beispielsweise im Jahr 1998, als er nach einer 1:3-Heimniederlage gegen Feyenoord Rotterdam im Rückspiel dank eines Last-Minute-Treffers von Fredi Bobic noch mit 3:0 siegte und die Niederländer sensationell aus dem UEFA-Cup kegelte.

Einzige Heimpleite der Vorsaison gegen 1899



Doch vor dem Rückspiel muss Gladbach erst einmal seine Hausaufgaben in der Bundesliga gegen 1899 Hoffenheim erledigen. Ausgerechnet gegen Hoffenheim. Denn die Kraichgauer sind so etwas wie der Angstgegner der Borussia. Fünf von acht Bundesliga-Spielen verlor Mönchengladbach, auch in den beiden Begegnungen der 2. Bundesliga blieben die Rheinländer sieglos.

Die einzige Heimniederlage der letzten Saison setzte es gegen die Süddeutschen mit 1:2. Hinzu kommt, dass Hoffenheim nach der peinlichen 0:4-Klatsche im DFB-Pokal beim Viertligisten Berliner AK 07 selbst Feuer unterm Dach hat und auf Wiedergutmachung drängt.

Negativauswirkungen auf die Bundesliga befürchtet Hanke dennoch nicht. "Bundesliga und Champions League sind zwei Paar Schuhe", sagt der 28-Jährige. "Borussia Dortmund hat in der Champions League in der vergangenen Saison nichts gerissen und ist Deutscher Meister geworden. Wir werden mit viel Freude in die Bundesliga starten." Die Leistung gegen Kiev stimmte, allerdings darf sich die Borussia auch in der Bundesliga keine derartig eklatanten Fehler wie gegen Dynamo erlauben. Denn die würden auch von Hoffenheim bestraft.

Aus Mönchengladbach berichtet Tobias Gonscherowski