Joselu schießt im Testspiel gegen Young Boys Bern den Siegtreffer
Joselu schießt im Testspiel gegen Young Boys Bern den Siegtreffer

Hannoveraner Umbruch schreitet gut voran

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Wetter wie in Hannover

Belek - Ob man wie Miroslav Klose immer den rechten Schuh zuerst anzieht oder wie Bundestrainer Joachim Löw auf dem Weg zum WM-Titel in Brasilien immer den selben blauen Pulli trägt, der mittlerweile seinen Platz im DFB-Fußballmuseum gefunden hat - Aberglaube gehört zum Fußball dazu wie der Ball oder das Tor.

Für Hannover 96 scheint das nicht zu gelten. Die Niedersachsen schlugen ihr Lager im Hotel "Titanic" auf. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht", so Ron-Robert Zieler von bundesliga.de dazu befragt. "Ich hoffe, das schlechte Wetter zu Beginn des Trainingslagers bleibt das einzige schlechte Omen", so der Keeper von Hannover 96.

In der Tat trainierten die 96er im Trainingslager im türkischen Belek unter Bedingungen, wie sie auch in der niedersächsischen Hauptstadt herrschten - es regnete in Strömen, und die Temperaturen lagen nur unwesentlich über dem Gefrierpunkt.

"So ein Wetter können wir auch in Deutschland haben. Das darf nicht stören", so Tayfun Korkut. "Wichtig ist, dass der Platz in einem hervorragenden Zustand ist. Wir konnten unser Programm vollständig durchziehen."

"Wichtig, dass Automatismen greifen"

Gute Entwicklung nach großem Umbruch

"Neben der Fitness arbeiten wir defensiv wie offensiv mit und gegen den Ball", erläuterte der 96-Coach sein Programm. Dabei fiel auf, dass er die Übungen immer wieder unterbrach und wiederholen ließ, bis er zufrieden war.

"Spieler vergessen manchmal, was in der Saison-Vorbereitung trainiert wurde. Daher ist es wichtig, dass die Automatismen greifen. Dafür muss man die Übungen eben immer wieder wiederholen. Es ist wichtig, dass man immer wieder an bestimmte Sachen erinnert wird", erklärte der 40-Jährige. "Ziel ist es, dass die Spieler im gleichen Moment das Gleiche denken." Dabei sei es sehr hilfreich gewesen, dass Hannover nur mit 23 Spielern angereist war. "So konnte ich mich intensiver mit jedem Einzelnen beschäftigen", so Korkut.

Nach dem großen Umbruch im Sommer, als 16 Spieler den Verein verließen, darunter Top-Scorer Szabolcs Huszti oder die Publikumslieblinge Mame Diouf und Didier Ya Konan und 19 neue dazu oder nach ihrer Ausleihe zurückkamen, sei die Mannschaft "von Spiel zu Spiel besser" geworden.

"Ich denke, man sieht, dass sich die Mannschaft entwickelt hat. Man erkennt meine Spiel-Philosophie. Ich bin mit der Entwicklung der Mannschaft sehr zufrieden. Und auch hier in Belek ziehen alle hervorragend mit", lobt Korkut und prophezeit: "Wenn alles ineinandergreift, können Sie sicher sein, dass es richtig gut aussieht."

Ungeschlagen in Belek

Zufrieden war Korkut auch mit den Ergebnissen. In den vier Testspielen während des Türkei-Aufenthalts blieb Hannover ungeschlagen. Im Duell mit seinem Ex-Chef bei der türkischen Nationalmannschaft Abdullah Avci trotze Hannover dem Tabellen-Vierten der türkischen Süper Lig Istanbul Basaksehir ein 0:0 ab.

Die weiteren Spiele gegen Young Boys (1:0), Viktoria Pilsen (1:0) und den FC Aarau (3:1) wurden gewonnen. Besonders die Partie gegen Bern hatte es dem Trainer angetan. "Ich bin rundum zufrieden. Das war ein sehr ordentliches Testspiel. Wir hatten die klareren Torchancen und haben sehr gut verteidigt und wenig zugelassen", so Korkut nach dem Spiel gegen einen "sehr, sehr unbequemen Gegner. Bern hat unheimlich beweglich und sehr flexibel gespielt. Sie spielen nicht umsonst in der Europa League."

"Von Spiel zu Spiel gesteigert"

Und da möchte Hannover 96 ebenfalls spielen, auch wenn das an der Leine (noch) nicht offen gesagt wird. "Das Ziel ist ein einstelliger Tabellenplatz. Das haben wir ja schon vor der Saison formuliert", stellt Korkut klar. "Im Moment sind wir auf einem sehr guten Weg und eher mit Schlagdistanz nach oben als zu den Abstiegsregionen. Aber die Bundesliga ist sehr ausgeglichen."

"Drei Siege in Folge, und man ist oben dran, aber bei drei Niederlagen auch unten drin. Da muss man hoch konzentriert sein. Ob es zu mehr reicht, wird sich in den nächsten Spielen zeigen", bleibt der Coach vorsichtig. Mut macht, dass "wir uns in der Vorrunde von Spiel zu Spiel gesteigert haben".

Ob Hannover nach dem Titanic-Aufthalt zu einem Höhenflug ansetzt oder im Kampf um die Tickets für Europa Schiffbruch erleidet, wird spätestens am 23. Mai nach dem 34. Spieltag feststehen.

Aus Belek berichtet Jürgen Blöhs