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Christoph Kramer fügt sich nach der Weltmeisterschaft nahtlos in die Fohlenelf ein und überzeugt in der abgelaufenen Hinrunde mit unbändigem Einsatzwillen
Christoph Kramer fügt sich nach der Weltmeisterschaft nahtlos in die Fohlenelf ein und überzeugt in der abgelaufenen Hinrunde mit unbändigem Einsatzwillen

Typen der Hinrunde: Christoph Kramer

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Köln - Vor etwas mehr als anderthalb Jahren setzte Christoph Kramer zum Linksschuss an - und traf. Es war das 1:2 für den VfL Bochum im letzten Saisonspiel gegen den 1. FC Union Berlin. Es sollte sein letzter Auftritt in der 2. Bundesliga sein. Der talentierte Mittelfeldspieler hatte sich längst für höhere Aufgaben empfohlen.

Dass damit eine Führungsspielerposition bei Borussia Mönchengladbach und als i-Tüpfelchen der Weltmeistertitel gemeint war, hätte wohl kaum einer auf der Rechnung gehabt - am wenigsten er selbst.

Kramers blitzschneller Aufstieg gleicht einem Raketenstart. Seit dem Titelgewinn ist der gebürtige Solinger in aller Munde  - auf und neben dem Platz. Der 23-Jährige ist ein Mann des offenen Wortes, was ihm manchmal auch etwas Gegenwind einbringt. "Es gibt sicher Menschen, die mir vorwerfen, dass ich mittlerweile abgehoben wäre. Ich aber glaube, dass ich noch haargenau derselbe Typ bin, wie vor einem Jahr. Bloß hat sich durch den WM-Titel die Wahrnehmung der Leute verändert." Dennoch ist festzuhalten: Kramer hat nicht durch seine schlagfertigen Statements überzeugt, sondern mit seiner sportlichen Leistung, auch in der abgelaufenen Hinrunde.

Schon in der vergangenen Spielzeit war der Defensivmann in seiner ersten Bundesligasaison bei Borussia Mönchengladbach aus der Anfangsformation kaum noch wegzudenken, absolvierte 33 Pflichtspiele für die Fohlen. Als Weltmeister kehrte er an den Niederrhein zurück – und wie. Kramer ordnete sich nahtlos in die Fohlenelf ein, blieb sich seiner Spielübersicht und dem vollen Einsatz treu. Von Übermut oder Hochnäsigkeit war keine Spur. Im Gegenteil. Kramer ist nochmal gewachsen, auch persönlich.

"Ich kann nur positiv über ihn reden"

Zweikampfstark, lauffreudig und passsicher – nicht ganz! Kramer ist in diesem Jahr förmlich unter die Geschichtsschreiber gegangen. Erst sein legendärer Knock-Out im WM-Finale gegen Argentinien, dann das wohl schönste Eigentor der Bundesligageschichte. Am 11. Spieltag gegen Borussia Dortmund kam dann doch ein wenig Leichtsinn durch, denn selbst einem Weltmeister kann die Kugel schon mal vom Schlappen rutschen. Dass seine Borussia beim BVB auch noch durch den fehlgeschlagenen Rückpass verlor, schmerzte ihm so mehr. "Ich habe heute eine schöne Grütze gespielt", analysierte er selbstkritisch seine Leistung.

Das 44,5-Meter-Eigentor lässt sich jedoch getrost als Ausrutscher verbuchen. Von seinem Coach Lucien Favre erntet er ausschließlich großes Lob: "Er hat ein super Jahr hinter sich. Er hat bis jetzt immer Gas gegeben und sich vollkommen in den Dienst der Mannschaft gestellt. Ich kann nur positiv über ihn reden." Es läuft wie am Schnürchen. So befindet sich Kramer mit den Gladbachern auf bestem Weg in die internationalen Ränge, vielleicht sogar die Königsklasse. A propos Champions League. In dieser Hinsicht hat der Mittelfeldspieler gleich zwei Asse im Ärmel.

Rückkehr zu Bayer Leverkusen

Vor kurzem hat sich Kramer dazu entschlossen, zu seinem Hauptarbeitgeber Bayer Leverkusen zurückzukehren. Das ist aber noch Zukunftsmusik, wie er kürzlich klarmachte: "Ich bin in Mönchengladbach zum Nationalspieler geworden, dafür und für die wundervolle Zeit bin ich sehr dankbar. Jeder einzelne in Mönchengladbach kann sich darauf verlassen, dass ich in dem verbleibenden halben Jahr alles tun werde, damit der Klub auch in der nächsten Saison wieder international spielt."

Es bleibt trotzdem kurios, und passt irgendwie in Kramers jüngster Vita. In der nächsten Saison wird er nun Teil der Werkself sein. Jener Club, wo er in der Jugend ausgebildet wurde, doch den Sprung zu den Profis nie schaffte. Auch damit hätte der sympathische Nationalspieler vor anderthalb Jahren wohl kaum rechnen können. Wer weiß, was da noch alles kommt. Eins ist gewiss: Vor Überraschungen macht Kramer nicht Halt.

Yannik Schmidt