Erleichterung nach den Erfolg: Die "Königblauen" freuen sich über den Achtelfinaleinzug in der Champions League
Erleichterung nach den Erfolg: Die "Königblauen" freuen sich über den Achtelfinaleinzug in der Champions League

Triumph der Geduld

xwhatsappmailcopy-link

Gelsenkirchen - Sieg gegen Olympiacos, Einzug ins Achtelfinale der Champions League - und Huub Stevens zeigte sein breitestes Grinsen. Mit dem Abpfiff verkörperte der Schalker Trainer Erleichterung pur. Das hatte während des Spiels noch ganz anders ausgesehen.

Schalke: zwischen vorsichtig und zäh

Stevens sprang von der Trainerbank auf, reckte die Arme Richtung Nordkurve und jubelte fast ausgelassen. Auf dem Platz sprangen sich die Spieler in die Arme, bevor sie sich sichtlich geschafft auf eine Ehrenrunde durch die Arena machten. Keine Frage: Der 1:0-Sieg über Olympiacos Piräus war ein richtig schweres Stück Arbeit für Schalke. "Strahlende, aber erschöpfte Gesichter" machte auch Sportdirektor Horst Heldt in der Kabine aus.



In der ersten Hälfte hatte es sogar Pfiffe gegeben gegen die eigene Mannschaft, als das Überwintern in der Champions League noch mit einem großen Fragezeichen versehen war. Immer wieder war Schalke gegen die griechische Abwehr angerannt, aber richtig gefährlich wurde es nur selten. Ein kompakter, aber limitierter Gegner, der in erster Linie auf Konter lauerte, dazu die eigene Unsicherheit nach der Klatsche in Leverkusen - Gründe für den königsblauen Auftritt irgendwo zwischen vorsichtig und zäh gab es einige.

"Du kannst in so einem Spiel nicht wie von Sinnen nach vorne rennen und versuchen, unter allen Umständen ein Feuerwerk abzubrennen. Wenn du dann ausgekontert wirst so wie es uns in Leverkusen ergangen ist, dann stehst du am Ende wieder mit leeren Händen da", gewährte Jermaine Jonesbundesliga.de nach dem Spiel einen Einblick in seine Gefühlswelt und in die Schalker Marschroute.

"Nicht vor Selbstvertrauen gestrotzt"



Auch der Kapitän bestätigte ein im Vorfeld angekratztes Selbstbewusstsein, dass Köpfe und Beine teilweise etwas gelähmt hat. "Es war klar, dass wir nach dem schlechten Spiel gegen Leverkusen nicht vor Selbstvertrauen gestrotzt haben. Die Mannschaft hat sich aber in die Partie reingekämpft", meinte Benedikt Höwedes.

Dieses Mal war vor allem Geduld und Konzentration gefragt, wo Esprit und Effektivität offenbar nicht zur Verfügung standen. Stevens machte seiner Mannschaft nach der Partie ein Kompliment, "weil sie kaum etwas zugelassen hat, obwohl Piräus 90 Minuten auf einen Fehler von uns gelauert hat".

"Erstklassige Antwort auf die Partie gegen Leverkusen"



Dass Dank des satten Distanzschusses von Christian Fuchs ("Es war ein wirklich schönes Gefühl, als der Ball im Netz zappelte") die Null am Ende nur auf der richtigen Seite stand, machte auch den Sportdirektor froh. "Die Spieler haben eine erstklassige Antwort auf die Partie gegen Leverkusen gegeben. Das zeugt von Qualität", lobte Horst Heldt. "Die Mannschaft wollte das Spiel unbedingt gewinnen, und das hat sie gezeigt. Und am Ende auch verdient."

Damit überwintert der FC Schalke 04 wieder einmal in der Champions League, zählt zu den besten 16 Mannschaften Europas. Eine Tatsache, die noch vor gut einem Jahr wohl niemand so erahnt hat. Erst das unrühmliche Ende der Ära Magath, dann der Rücktritt von Ralf Rangnick, dazu ein aufgeblähter Kader, der runderneuert werden musste - und jetzt qualifiziert sich der Verein sogar vorzeitig für das Achtelfinale.

"Das macht uns vor allem auch stolz im Hinblick auf die Tatsache, dass wir noch kein Spiel verloren haben", freute sich Höwedes. "Hätte uns das vorher jemand gesagt, hätten wir es nicht geglaubt", gestand auch Horst Heldt ein, "aber dieser Sieg und der Einzug in die nächste Runde sind ganz wichtig für den Verein - sportlich und finanziell."

Nächstes Ziel: Gruppensieg



Bleibt noch ein Ziel, das Schalke kurzfristig in der Champions League anvisiert - ein Erfolg in Montpellier und damit der Gruppensieg, um den Erstplatzierten der anderen Gruppen wie Barcelona oder Manchester United aus dem Weg zu gehen. "Dann bekommen wir vielleicht einen machbareren Gegner", hofft auch Heldt.

Zunächst aber gilt es, wieder auf den Bundesliga-Modus umzuschalten. Im Spitzenspiel gegen Eintracht Frankfurt soll am Samstag der zweite Tabellenplatz verteidigt werden. Zumindest Jermaine Jones erwartet dabei wieder ein echtes Geduldsspiel: "Dass die Frankfurter sehr konterstark sind, haben sie jetzt schon in mehreren Spielen unter Beweis gestellt. Aber wir sind darauf eingestellt - und wir werden wie gegen Olympiacos wieder die nötige Geduld mitbringen."

Aus Gelsenkirchen berichtet Dietmar Nolte