Der Blick geht immer noch nach oben: Huub Stevens möchte den VfB an das rettende Ufer führen
Der Blick geht immer noch nach oben: Huub Stevens möchte den VfB an das rettende Ufer führen

Auch die Statistik spricht gegen den Trainerwechsel

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Köln - In akuter Abstiegsgefahr bewahren die Verantwortlichen des VfB Stuttgart die Ruhe und halten weiter an Coach Huub Stevens fest. Der Niederländer, unter dessen Regie die Schwaben seit neun Runden sieglos sind und nur zwei Siege aus 13 Partien holen konnten, wird auch am kommenden Spieltag gegen Eintracht Frankfurt auf der Bank sitzen. Ein Blick in die Statistik zeigt, dass ein Trainerwechsel zu diesem Zeitpunkt der Saison ohnehin wenig erfolgversprechend ist.

Trainerwechsel hat keinen Einfluss mehr

Wenn Schlusslicht VfB Stuttgart derzeit etwas zugute kommt, dann die Tatsache, dass die Konkurrenz im Tabellenkeller ebenfalls auf der Stelle tritt. Der rettende 15. Rang liegt "nur" fünf Punkte entfernt, für Relegationsplatz 16 reicht aktuell theoretisch lediglich ein Sieg. So weit, so gut. Historisch gesehen allerdings hat der Letzte des 25. Spieltags in der Bundesliga-Geschichte nur ein Mal (Arminia Bielefeld 1980/81) noch Platz 15 und damit den direkten Klassenerhalt erreicht.

In allen anderen Jahren landeten die betroffenen Vereine immer auf einem der letzten drei Plätze. Mit einem Sonderfall in der Saison 1970/71, als sich Rot-Weiß Oberhausen von Platz 18 noch auf 16 retten konnte, der damals für den Klassenerhalt reichte. 

Laut Statistik wird der weitere Saisonverlauf ab diesem Zeitpunkt in Bezug auf eine direkte Rettung also weder durch einen Trainerwechsel, noch durch Festhalten am selbigen positiv beeinflusst. Bleibt dem VfB - wohlgemerkt statistisch gesehen - nur die Hoffnung auf die Relegation.

Hier tat sich einzig Borussia Mönchengladbach als Positiv-Beispiel hervor. Nach dem 25. Spieltag der Saison 2010/2011 vertrauten die Fohlen trotz Platz 18 weiter auf Lucien Favre und setzten sich später in der Relegation gegen den VfL Bochum durch. Insgesamt schafften es in der Bundesliga fünf Teams nach dem 25. Spieltag vom Tabellenende bis Saisonschluss noch auf die Plätze 15 oder 16. Vier dieser Vereine behielten in der Endphase ihren Trainer. Diesen Rettungsplan scheint derzeit auch der VfB Stuttgart zu verfolgen.

Dutt hat keine Zweifel an Trainer und Mannschaft

Vor allem aufgrund der Art und Weise, wie die Mannschaft zuletzt aufgetreten sei, gebe es keinen Grund, nicht am Trainer festzuhalten, betonte Sportvorstand Robin Dutt, der von seinem "Übungsleiter" weiterhin "voll überzeugt" ist. "Huub Stevens investiert unheimlich viel und hat unsere Rückendeckung verdient. Wir zweifeln auch nicht an der mentalen Stärke der Mannschaft", betonte er.

Und das, obwohl der VfB zuletzt beim Gastspiel in Leverkusen trotz guter Anfangsphase - am Ende begünstigt durch viele individuelle Fehler - mit 0:4 untergegangen war. "So gut eingestellt, wie wir zuletzt in die Spiele gegangen sind, gibt es keine Diskussion darüber, ob der Trainer uns erreicht hat. Wir waren ja nicht chancenlos", erklärte Kapitän Christian Gentner, wohl wissend: "Wenn wir die teilweise eklatanten Fehler nicht abstellen, werden wir keine Spiele gewinnen und da unten nicht rauskommen."

Abstiegskampf als "brutale Belastung"

Hinzu kommt die Frage, ob jeder einzelne der laut Gentner "brutalen Belastung" im Abstiegskampf in Stuttgarts schlechtester Saison der Vereinsgeschichte mental gewachsen ist. "Uns ist bewusst, dass die Lage nicht ruhiger werden wird. Alle machen sich Sorgen um den Verein. Wir wollen den Leuten vermitteln, dass wir es schaffen wollen und werden", so der 29 Jahre alte Mittelfeldspieler. 

Sportdirektor Dutt versichert zudem, dass kein Ergebnis dem Team bisher einen derartigen Knacks versetzt habe, dass es verunsichert in ein Spiel gehen würde. "Es macht weiterhin Spaß mit dem Trainer zu arbeiten. Wenn man die ersten 30 Minuten in Leverkusen nimmt, sieht man auch, dass er uns voranbringt", erklärte Youngster Timo Werner. "Wir haben das Spiel nicht wegen der Taktik verloren, sondern durch unsere Abwehrfehler." Die es gegen Eintracht Frankfurt mit Top-Stürmer Alexander Meier unbedingt abzustellen gilt.

Schlager als Mutmacher

Ein Sieg gegen die Hessen ist ob der prekären Lage fast schon Pflicht. "Ich habe immer gesagt, dass der Weg nicht einfach ist. Aber wir gehen diesen Weg", so Stevens kämpferisch. Auf diesem Weg benötigt der in diesem Jahr bislang sieglose VfB dringend ein Erfolgserlebnis, um sich ein Stück Selbstvertrauen zurückzuholen. Die Anfangsphase von Leverkusen sollte in Hinblick auf das Restprogramm mit Aufgaben gegen einige direkte Konkurrenten (Freiburg, Hamburg, Paderborn) Hoffnung auf bessere Ergebnisse machen.

Die wird es in Kürze brauchen, damit der von Schlagerkenner Stevens zuletzt zitierte Katja-Ebstein-Titel "Wunder gibt es immer wieder" Wirklichkeit wird und für Stuttgart die Musik auch in der kommenden Saison in der Bundesliga spielt. Allen widrigen Statistiken zum Trotz.

Markus Hoffmann