Der FC Augsburg hat das Abstiegsduell mit dem 1. FC Köln dank Toren von Ja-Cheol Koo (M.) und Nando Rafael (2. v. l.) für sich entschieden - danach gab's für Kapitän Paul Verhaegh (r.) & Co. kein Halten mehr
Der FC Augsburg hat das Abstiegsduell mit dem 1. FC Köln dank Toren von Ja-Cheol Koo (M.) und Nando Rafael (2. v. l.) für sich entschieden - danach gab's für Kapitän Paul Verhaegh (r.) & Co. kein Halten mehr

Torschusspanik beim Fußballfest

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Augsburg - Der finale Pfiff von Schiedsrichter Tobias Welz wirkte wie eine Erlösung. Nicht aber, weil sich der FC Augsburg zum gemogelt hätte. Im Gegenteil, die Platzherren waren das eindeutig dominierende Team. Mit hohem Tempo und großer Präzision kombinierte die Mannschaft von Trainer Jos Luhukay, stürzte die "Geißböcke" von einer Verlegenheit in die nächste.

FCA lässt zu viele Chancen liegen

"Wir sind nach wie vor eine Kämpfertruppe", befand Paul Verhaegh hinterher. "Aber mittlerweile spielen wir auch richtig gut Fußball." Doch dann legte der Kapitän den Finger in die Wunde. "Wir müssen uns den Vorwurf gefallen lassen, dass wir nicht den dritten, vierten oder fünften Treffer nachgelegt haben", bilanzierte der Abwehrspieler.

Tatsächlich säte allein die Torschusspanik Zweifel, ob denn das Augsburger Fußballfest den Ausgang nehmen würde, den es letztlich nahm. Das krasse Missverhältnis von Aufwand und Ertrag war dann auch das einzige Haar, das Luhukay in der Suppe fand. "Wir hatten sieben, acht ausgezeichnete Chancen", blickte der Niederländer in der Pressekonferenz auf die Situationen zurück, in denen die leidigen Abschlussschwächen zutage getreten waren.



Noch die geringsten Vorwürfe trafen in diesem Zusammenhang Axel Bellinghausen. Der Direktabnahme des Linksaußen verwehrte der überragende Keeper Michael Rensing mit einem phantastischen Reflex den Einschlag (10.). Doch Nando Rafael (60.), Marcel Ndjeng (62.) und Sascha Mölders (79., 84.) ließen fahrlässig hochkarätige Möglichkeiten liegen.

Apropos Rafael. Nicht unbedingt erwartungsgemäß stand der Stürmer in der Startelf - in dieser Saison nach Sascha Mölders, Torsten Oehrl und Stephan Hain die Variante Nummer vier auf der Position an vorderster Front. Anfang Februar vom Afrika-Cup mit einer Schulterverletzung zurückgekehrt, dauerte es lange, bis der Deutsch-Angolaner wieder Anschluss fand. "Er hat in der letzten Woche sehr hart gearbeitet", nannte Luhukay den Grund für die Nominierung des 28-Jährigen.

Rafael bleibt cool



Am Spieltag im Mannschaftshotel erfuhr Rafael, dass er erstmals seit dem 0:0 gegen Hannover 96 am 24. September wieder von Beginn an dabei sein würde. Ganz unvorbereitet traf ihn die frohe Kunde allerdings nicht. "Ich habe etwas geahnt", gab er zu Protokoll. Die Eindrücke, die er unter der Woche im Training gesammelt hatte, hatten die Hoffnung auf einen Einsatz befeuert.

Als Tobias Welz nach einer Attacke von Henrique Sereno im Strafraum an Daniel Baier auf Elfmeter entschied, schnappte sich Rafael kurzerhand den Ball - und verwandelte souverän zum 2:1 (45.). "Im letzten Jahr war ich der erste Mann bei den Strafstößen", ließ er wissen. Da Jan-Ingwer Callsen-Bracker, die aktuelle Nummer eins, wenn es um die Nervenstärke erfordernden Aktionen vom Punkt aus geht, noch auf der Bank saß, "habe ich die Verantwortung übernommen".

Verhaegh plant "eine richtige Überraschung"



Dass er den Strafrafstoß dann auch sicher verwandelte, sei, so Luhukay, für den Angreifer "sehr schön und für uns ungemein wichtig" gewesen. Damit spielte der Fußball-Lehrer auf die Resultate der Mitkonkurrenten im Abstiegskampf an, auf die Siege des SC Freiburg bei Bayer Leverkusen (2:0), des 1. FSV Mainz 05 bei Werder Bremen (3:0) und des Hamburger SV beim 1. FC Kaiserslautern (1:0). Ein Unentschieden hätte da die Ausgangsposition deutlich verschlechtert.

Das Restprogramm hat es in sich. Den Auswärtsspielen beim FC Bayern München, dem VfL Wolfsburg und Borussia Mönchengladbach stehen die Aufgaben in vertrauter Umgebung gegen den VfB Stuttgart, Schalke 04 und den HSV gegenüber. "Das ist nicht einfach", sagte Luhukay, "aber wir nehmen es an." Und Verhaegh wagte schon einen kurzen Ausblick auf das bevorstehende Derby beim Rekordmeister: "Wir werden alles daran setzen, um eine richtige Überraschung zu schaffen."

Aus Augsburg berichtet Reinhart Kruse