Kevin Großkreutz (l., neben Patrick Herrmann) und Co. sind seit neun Spielen ungeschlagen
Kevin Großkreutz (l., neben Patrick Herrmann) und Co. sind seit neun Spielen ungeschlagen

Top in den Topspielen

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Mönchengladbach - Borussia Dortmund hat den Platz an der Sonne nach nur einem Spieltag wieder an den FC Bayern abgeben müssen. Doch nach dem gerechten 1:1-Unentschieden im Westschlager bei Borussia Mönchengladbach hielt sich die Enttäuschung darüber in überschaubaren Grenzen.

"Wir haben jetzt Anfang Dezember, da wird noch keine Meisterschale vergeben. Und auch der Herbstmeistertitel ist am Ende irrelevant", meinte Dortmunds Kapitän Sebastian Kehl nach dem Spiel. "Im Mai werden die Früchte geerntet. Dann hoffen wir, dass wir vorne dabei sind."

Sieben Siege, zwei Remis

So wie die Dortmunder nun schon seit Wochen auftreten, bestehen wenig Zweifel, dass der Titelverteidiger auch in dieser Saison ein gewichtiges Wort im Kampf um die Meisterschaft mitreden wird. In den letzten neun Begegnungen haben die Westfalen sieben Siege und zwei Unentschieden eingefahren, damit 23 Punkte geholt bei einem Torverhältnis von 23:4.

In der Bundesliga hat die Elf von Jürgen Klopp zuletzt ihr riesiges Potenzial abgerufen und gerade in den Topspielen beeindruckt. Die direkten Duelle gegen Bremen, Bayern und Schalke hat der BVB gewonnen und jetzt beim Überraschungsteam in Mönchengladbach ein Remis geholt. Auch in Leverkusen und Stuttgart blieb die Mannschaft ungeschlagen. Damit müssen fast alle direkten Konkurrenten in der Rückrunde noch beim Meister antreten, der daheim eine Macht ist.

"Nur eine Momentaufnahme"

Im ausverkauften Borussia-Park bekamen die Zuschauer ein intensives, packendes Duell zweier Mannschaften geboten, die beide nach langen Erfolgsserien vor Selbstvertrauen strotzten. In dieser Form sind beide Clubs durchaus auch Meisterschaftskandidaten. Mit dem Remis konnten alle gut leben, wie die BVB-Troika um Jürgen Klopp, Michael Zorc und Hans-Joachim Watzke unisono betonte. Die Spieler sahen es auch so.

"Wir haben gegen den Zweiten gespielt, da ist ein Unentschieden okay", bewertete Borussias linker Außenverteidiger Marcel Schmelzer das Remis und dessen Folgen. "Wir sind jetzt nicht mehr Tabellenführer. Aber das ist Nebensache, weil es nur eine Momentaufnahme ist."

Bis zur Winterpause stehen für die Borussia noch vier Aufgaben in allen drei Wettbewerben bevor. Den Anfang macht das letzte Gruppenspiel in der Champions League gegen Olympique Marseille am kommenden Dienstag. Die Vorzeichen sind klar: um zumindest sicher in der Europa League zu überwintern, muss die Borussia mit vier Toren Unterschied gewinnen.

Das Wunder gegen Marseille?

Gelingt die Sensation, könnte Dortmund sogar in der Champions League doch noch das Achtelfinale erreichen, wenn Olympiakos Piräus im Parallelspiel gegen Arsenal verliert. Sollten die Griechen tatsächlich unterliegen, würde dem BVB auch ein "einfacher Dreier" gegen Marseille reichen, um in der Europa League dabeizusein. So oder so hilft dem Deutschen Meister nur ein Sieg für alle theoretischen Rechenspiele. Bei einem Unentschieden ist die internationale Saison vorbei.

"Wir wissen, dass wir eine minimale Chance haben und werden versuchen, die zu nutzen", gibt sich Marcel Schmelzer kämpferisch. "Wir wollen das Unmögliche möglich machen", gibt auch Sebastian Kehl noch nicht auf. "Es wird für uns ein sehr wichtiges Spiel werden. Aber wir können auch befreit aufspielen, weil wir nicht mehr viel zu verlieren haben."

Keine Atmepause vor Weihnachten

Der BVB-Kapitän plagt sich derweil mit Problemen im Beckenbereich, will aber trotzdem unbedingt dabei sein. "Sie werden mir ein paar Spritzen reinpfeffern und wir werden versuchen, dass es funktioniert", hofft Sebastian Kehl auf die medizinische Abteilung der Borussia.

Nach dem Champions-League-Match warten die Bundesliga-Partien gegen vermeintlich leichtere Gegner wie Kaiserslautern und Freiburg auf die Borussia. Zum Abschluss folgt dann kurz vor Weihnachten der Pokalhit bei Fortuna Düsseldorf. Ein Verschnaufen gibt es also nicht für die Vollgasfußballer des BVB. Und das wollen sie auch gar nicht.

Aus Mönchengladbach berichtet Tobias Gonscherowski