Unter Thomas Tuchel hat Martin Schmidt viel für seine eigene Arbeit als Trainer gelernt - © © DFL DEUTSCHE FUSSBALL LIGA / Grimm
Unter Thomas Tuchel hat Martin Schmidt viel für seine eigene Arbeit als Trainer gelernt - © © DFL DEUTSCHE FUSSBALL LIGA / Grimm

Martin Schmidt: "Thomas Tuchel war mein Taktgeber"

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Mainz - Seit einem halben Jahr trainiert Martin Schmidt den 1. FSV Mainz 05 in der Bundesliga. Zu Beginn seiner Amtszeit stand der ungewöhnliche Lebensweg des Schweizers im Fokus. Aber wie verlief die fußballerische Sozialisation des 48 Jahre alten Wallisers, der zuvor unter anderem als Schafhirte, Mechaniker bei der Tourenwagenmeisterschaft gearbeitet und ein Bekleidungsgeschäft geführt hat?

"Grundlage ist physische Leistungsbereitschaft"

Im zweiten Teil des exklusiven Interviews mit bundesliga.de nennt Schmidt seine Vorbilder, erläutert seine Philosophie als Trainer und redet offen über den veränderten Stellenwert, den er als Bundesligatrainer genießt (Hier geht es zum ersten Teil des Interviews).

bundesliga.de: Hatten Sie ein Vorbild als Trainer?

Martin Schmidt: Ich hatte das nicht so bewusst. Aus meiner Jugendzeit erinnere ich mich an Cesar Louis Menotti, aber auch eher, weil er oben ohne auf dem Platz stand, Zigaretten rauchte und Maradona über den Platz scheuchte. Inhaltlich habe ich mich tatsächlich erst mit dem Trainerberuf auseinandergesetzt, als ich Peter und Philipp Troger kennenlernte. Die haben plötzlich angefangen, Abläufe akribisch, sehr viel, ganz lange und so oft wie möglich zu üben. Nach Troger kam dann der ehemalige Nationalspieler Jean-Paul Brigger zu uns nach Naters. Der war ganz anders, der kam rein über die Mentalität und auch das hat mich geprägt. Als ich in Thun war, habe ich noch mehr auf Trainer geachtet und da hat mir Nachwuchsleiter Beni von Gunten imponiert, weil er eine klare Ansprache hatte, Disziplin einforderte und strikt einer Philosophie folgte. Aber auf der anderen Seite war da damals der frühe Jose Mourinho, der aus der großen portugiesischen Schule der taktischen Periodisierung des Sportwissenschaftlers Vitor Frade kam. Verkürzt gesagt, geht es dabei darum, alles mit Ball zu machen, ob Taktik oder Kondition - du trainierst immer alles. Und später war sicher Thomas Tuchel mein Taktgeber. Mein großes Glück war, als ich in Mainz dann richtig im Profileben drin war, von ihm über die Trainingslehre auf dem Platz wahnsinnig viel zu lernen. Ich war bei ihm als Assistent gut aufgehoben und wurde von Thomas gecoacht und auf höchstem Niveau weitergebildet. Im Taktikbereich habe ich vieles gelernt. Ich habe ja vor allem Affinität für Kondition, Wille, Schnelligkeit und Geschwindigkeit. Ich habe mich durch ihn ergänzt.