Tränenreicher Abschied: Bayern-Coach Jupp Heynckes kann bei der Pressekonferenz seine Emotionen nicht mehr zügeln
Tränenreicher Abschied: Bayern-Coach Jupp Heynckes kann bei der Pressekonferenz seine Emotionen nicht mehr zügeln

Tag der Emotionen

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Mönchengladbach - Jupp Heynckes hat sich mit einem spektakulären Spiel von der Bundesliga-Bühne verabschiedet. Der Trainer des FC Bayern München freute sich über einen , jenem Verein, bei dem er 1965 erstmals als Spieler in der Bundesliga auflief.

Heynckes' Abschied im eigenen Zuhause

Ganz am Ende eines außergewöhnlichen Tages war das alles für Jupp Heynckes dann doch etwas zu viel. Der 68-jährige Meistercoach hatte gerade seinen TV-Interviewmarathon routiniert hinter sich gebracht und in der abschließenden Pressekonferenz zu seinem Statement angesetzt, als er von seinen Gefühlen übermannt wurde.



"Mein Dank geht an die Fans für diesen wunderbaren Abschied. Das zeigt mir", begann Heynckes, ehe er nach Worten rang und die Stimme versagte. Er brauchte einigen Sekunden, um sich zu sammeln, Tränen schossen ihm in die Augen. Dann vollendete er den Satz nach einem Schulterklopfer von Borussia-Pressesprecher Markus Aretz doch noch. "Das zeigt mir, dass das mein Zuhause ist." Nicht nur die Medienvertreter applaudierten dem sympathischen Trainer spontan, was völlig unüblich ist.

Auch im Stadion, in dem die Pressekonferenz von Heynckes live auf die Videoleinwand übertragen wurde, brach so lauter Jubel und Beifall aus, dass Borussia-Angreifer Patrick Herrmann, der gerade in der Mixed-Zone mit den Reportern sein Saisonfazit zog, verwirrt innehielt und um sich guckte. Auch der Jungstar sah dann die bewegenden Bilder von Heynckes auf einem Fernsehschirm und war gerührt.

Der Kreis hatte sich für Jupp Heynckes in seiner Geburtsstadt geschlossen, zumindest was seine Bundesliga-Karriere betrifft. Mit seinem 1.011. Bundesliga-Spiel als Spieler und Trainer ist nun Schluss für den tadellosen Sportsmann. In Mönchengladbach hatte seine große Karriere einst begonnen, am Niederrhein endete sie auch. Vier Mal wurde er mit der Borussia als Spieler Deutscher Meister, drei Mal mit den Bayern als Trainer.

Grillabend mit den Helden von 1973



Seine letzte Bundesliga-Dienstreise hatte Heynckes sichtlich genossen. Am Vorabend des Spiels war er einer Einladung der Borussia gefolgt, die 40 Jahre nach dem legendären Pokalfinalsieg gegen den 1. FC Köln die Helden der Mannschaft von 1973 zu einem Grillabend eingeladen hatte.

Dann kam sein letzter großer Auftritt als Bundesliga-Trainer. Von Gladbacher wie Bayern-Fans gleichermaßen gefeiert, winkte Heynckes vor dem Anpfiff locker und gelöst ins Publikum, herzte dann den ebenfalls verabschiedeten Borussen-Spieler ' target='_self' class='normalred'>Mike Hanke und freute sich schließlich auch über eine gerahmte Collage mit Bildern aus seiner Mönchengladbacher Zeit.

Kaum hatte er dann auf der Bank Platz genommen, lagen seine Bayern erst mit 0:2 und nach zehn Minuten gar mit 1:3 zurück. "Da waren wir wohl noch bei der Meisterfeier", scherzte Heynckes. Seine Mannschaft blieb unbeeindruckt, nahm das Heft des Handelns in die Hand und spielte die "Fohlen" fortan an die Wand. Am Ende siegten die Bayern hochverdient mit 4:3 und hatten ihrer Rekordsaison eine weitere Bestmarke, nämlich jene der besten Rückrunde aller Zeiten, hinzugefügt.

Einladung zu Sauerbraten und Bier



In seiner alten Heimat bat Jupp Heynckes seine Mannschaft anschließend noch zum abendlichen Sauerbratenessen, bei dem auch das "eine oder andere Bierchen" erlaubt war. Über seine Zukunft als Trainer wollte er sich nicht äußern, dafür sei frühestens nach dem Pokalfinale oder Anfang Juni der richtige Zeitpunkt.

Denn vorher warten noch zwei große Endspiele auf den Gentleman des deutschen Fußballs. In einer Woche in der Champions League gegen Borussia Dortmund und weitere sieben Tage später im DFB-Pokalfinale gegen den VfB Stuttgart. Was er denn aus seinem letzten Bundesliga-Spiel mitnehmen würde, wurde Heynckes noch gefragt.

"Die Botschaft, dass wir zu allem in der Lage sind", antwortete Heynckes. "Zu führen, aber auch dazu, Ergebnisse zu korrigieren und zu gewinnen." Sein Titelhunger ist aller Grillabende und Sauerbraten zum Trotz noch lange nicht gestillt.

Aus Mönchengladbach berichtet Tobias Gonscherowski