Frust pur: Der VfB Stuttgart um Kapitän Serdar Tasci hat sich im Finale gegen den FC Bayern München teuer verkauft - und trotzdem mit 2:3 verloren
Frust pur: Der VfB Stuttgart um Kapitän Serdar Tasci hat sich im Finale gegen den FC Bayern München teuer verkauft - und trotzdem mit 2:3 verloren

Stuttgart trauert - und läutet den Umbruch ein

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Berlin - Es sind die traurigsten Momente, die es in einem Fußballerleben gibt. Mit hängenden Köpfen hockten Stuttgarts Spieler am Samstagabend um kurz nach zehn auf dem Rasen des Olympiastadions und beobachteten aus gut 20 Metern Distanz, wie die Konkurrenten vom FC Bayern mit dem Pokal im Konfetti tanzten.

"Habe die Bayern in dieser Saison zum ersten Mal zittern sehen"

Viel hatten sie sich nicht vorzuwerfen an diesem Abend. Ein paar Unkonzentriertheiten im Stellungsspiel, ein paar Fehlpässe, ein paar Großchancen, die sie verpulvert hatten gegen die Favoriten aus München. 2:3 hieß es am Ende nach einem packenden Finalfight. Für den VfB markierte die Niederlage das Ende einer enttäuschenden Saison - und wenn es nach Trainer Bruno Labbadia geht, gleichzeitig den Beginn einer neuen, erfolgreicheren Zeit. "Das ist das, wo wir mit dem VfB dauerhaft hinwollen", sagte der 47-Jährige, "dafür müssen wir aber einiges verändern."



Der Coach verlangt nach neuen Spielern, breiter und besser wünscht er sich seinen Kader. Nicht ausgelegt sei das momentane Team, um in drei Wettbewerben zu spielen. Das betont er seit Monaten, und der Finalverlauf gab ihm Recht. An Leidenschaft oder taktischem Geschick fehlte es wieder einmal nicht, über weite Phasen agierte seine Truppe auf Augenhöhe mit den Stars aus München. Leidenschaftlich ackerte seine Mannschaft selbst nach einem 0:3-Rückstand, Martin Harnik schoss den VfB mit zwei Toren (71., 80.) sogar noch einmal zurück ins Spiel.

Individuelle Klasse machte aber letztlich den Unterschied. Kurioserweise war es ausgerechnet die Qualität eines ehemaligen Stuttgarters. Mario Gomez traf doppelt (48., 61.). Thomas Müller hatte per Foulelfmeter für die Führung gesorgt (37.). Zu heißen Schlussminuten kam es trotzdem noch, weil die Schwaben tapfer und unermüdlich gegen die scheinbare Übermacht anrannten.

"Ich habe die Bayern in dieser Saison zum ersten Mal zittern sehen", sagte Stuttgarts Sportdirektor Fredi Bobic. Bayerns Franck Ribery gestand unumwunden ein: "Zehn Minuten lang hatten wir Angst." Stuttgart war ganz dicht dran. Ein Trost für die bitter enttäuschten VfB-Spieler war das freilich nicht.

Zwischen Trotz und Trauer



Trotzig und wortkarg schlichen die meisten Spieler später zum Mannschaftsbus. "Wir hatten die einmalige Chance, die Bayern zu knacken", haderte Kapitän Serdar Tasci. "Wir hätten es verdient gehabt", meinte Keeper Sven Ulreich. Und Stürmer Vedad Ibisevic resümierte knapp: "Wir können stolz sein auf unser Spiel. Aber kaufen können wir uns davon nichts."

Auf dem anschließenden Bankett im "U3 Tunnel", einer schicken Eventlocation am Potsdamer Platz, war dann auch niemandem nach einer ausgelassenen Party zumute. Zu tief saß die Enttäuschung, den vierten Pokalsieg nach 1954, 1958 und 1997 verpasst zu haben. Diejenigen hoben dann das Positive hervor, für die es nicht das erste Finale ihrer Karriere war.

"Dieses Erlebnis wird viele unserer Spieler nach vorne bringen", glaubt Angreifer Cacau, der eine Viertelstunde vor Schluss sein umjubeltes Comeback nach sechsmonatiger Verletzungspause gefeiert hatte. Er bestritt bereits 2007 mit den Schwaben das Endspiel in Berlin. Am versöhnlichsten äußerte sich Sportdirektor Bobic, der beim letzten Pokalerfolg vor 16 Jahren selbst noch auf dem Rasen stand. "Nach so einem Spiel kann man für die neue Saison sehr zuversichtlich sein. Wir sind auf dem richtigen Weg."

Ein Weg, der für den VfB wieder in drei Wettbewerben beginnt. Dank des Finaleinzugs hat sich der Verein erneut für die Europa League qualifiziert. Dafür will der Club anders gewappnet sein als in der abgelaufenen Saison. Fünf Neuzugänge stehen bereits fest für die kommende Spielzeit, weitere sollen folgen. Die Veränderungen haben begonnen, Labbadia wird es freuen.

Aus Berlin berichtet Andreas Messmer


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