Laut Jupp Heynckes haben sich die Bayern in Leverkusen "mit viel Moral, Zusammenhalt und auch etwas Glück den Sieg erkämpft"
Laut Jupp Heynckes haben sich die Bayern in Leverkusen "mit viel Moral, Zusammenhalt und auch etwas Glück den Sieg erkämpft"

"Sturmwarnung"

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Leverkusen - Es dürfte eine trügerische Ruhe sein, die der FC Bayern nun in die Länderspielpause mitnimmt. Nach der herben Kritik von Uli Hoeneß anlässlich der 0:2-Pleite gegen Arsenal London in der Champions League ("Wir spielen einen schönen Dreck") stimmte beim zumindest wieder das Ergebnis. Während sich der Präsident diesmal zurückhielt, äußerte sich "Mahner" Matthias Sammer weiterhin kritisch. Trainer Jupp Heynckes gab sich indes entspannt.

Lob für Gomez und Pizarro

"Meine Mannschaft hat eine gute Reaktion nach dem Arsenal-Spiel gezeigt. Wir haben in der zweiten Halbzeit unser anderes Gesicht präsentiert und mit viel Moral, Zusammenhalt und auch mit etwas Glück den Sieg erkämpft", sagte Heynckes auf der Pressekonferenz. Der Biss, den seine Mannschaft gezeigt habe, hätte ihn zufriedener gestellt als manch anderer Sieg in der Saison.

Spielerisch konnte seine Mannschaft dabei nicht glänzen, was angesichts der personellen Umstellungen zu erwarten war. Neben den verletzen Toni Kroos und Franck Ribery verzichtete der 67-Jährige zudem auf Kapitän Philipp Lahm, Mario Mandzukic und Thomas Müller.



"Es ist in dieser Phase wichtig, den Spielern aus der zweiten Reihe Spielpraxis zu geben", so Heynckes. Gegen den Tabellendritten Leverkusen reichte es sogar mit einer "B-Elf" zum "Dreier". Ein extra Lob hatte der Coach danach für Mario Gomez parat. Der Torjäger, der in seinem zwölften Spiel seinen siebten Treffer erzielte, hat eine überragende Quote, trifft im Schnitt bei jedem dritten Torschuss.

"Wenn er nicht so lange verletzt ausgefallen wäre, würde er in der Torjägerliste ganz vorne stehen", ist Heynckes überzeugt. Auch Claudio Pizarro sei nach wie vor ein ganz wichtiger Spieler, der die Qualität habe jederzeit zu spielen.

"Bis hierher und nicht weiter"



Für die Kritik von Uli Hoeneß zeigte Heynckes Verständnis. "Der Präsident darf das. Er lobt die Mannschaft und darf auch kritisieren. Wir nehmen das zur Kenntnis und dann isset auch jut", sagte Heynckes verschmitzt in rheinischem Dialekt.

Ob für Matthias Sammer auch alles gut ist, darf bezweifelt werden. Vor allem die Champions League rückt angesichts der quasi sicheren Meisterschaft fast komplett in den Fokus. Die Pleite gegen Arsenal wirkt hier noch nach. "Auf Dauer wird es so nicht reichen. In Teilen war es heute eine gute Reaktion. Wir müssen den Finger aber weiter in die Wunde legen", so der Sportvorstand. Und einmal in Fahrt legte er nach: "Es fehlen auch mal zwei oder drei Prozent. Da menschelt es bei uns. Aber das können wir uns nicht erlauben. Bis hierher und nicht weiter."

"Sack zumachen"



Nach der Länderspielpause könnte der FC Bayern am 27. Spieltag am Ostersamstag schon Meister sein - so früh wie kein Team je zuvor. Vorausgesetzt die Münchner holen gegen den HSV einen Sieg und Dortmund gewinnt nicht in Stuttgart.

"Wir wollen den Sack so früh wie möglich zumachen. Wir müssen dann auch weiterhin versuchen, die Ergebnisse positiv zu gestalten, weil wir auch noch andere wichtige Wettbewerbe vor der Brust haben", sagte Manuel Neuer, der in Leverkusen auswärts erst das zweite Saison-Gegentor hinnehmen musste.

Gefährlicher Vorsprung



Weicht die Spannung nach dem frühzeitigen Titelgewinn, könnte dies schlecht für die ambitionierten Ziele in der Champions League sein. Eine Gefahr, der sich auch die Spieler bewusst sind. Gelingt der Spagat zwischen nationaler Unterforderung und internationalen Anforderungen?

"So eine Situation ist nicht ungefährlich. Wir dürfen durch den großen Vorsprung nicht den Fokus verlieren und müssen konzentriert bleiben in den nächsten Wochen. Natürlich muss man glücklich sein. 20 Punkte Vorsprung sind überragend. Aber es ist fast schade, denn es könnte sein, dass es in den letzten sechs, sieben Spielen um nichts mehr geht", sagte Arjen Robben (Interview).

Prozente wieder aktivieren



Gegen Juventus Turin geht es dann indes um alles. Will der FC Bayern das "Duell auf Augenhöhe" (Neuer) für sich entscheiden und zum dritten Mal in vier Jahren ins Finale der Königsklasse einziehen, müssen die momentan fehlenden Prozentpunkte wieder aktiviert werden.

Zuvor gehen Bayerns Nationalspieler auf Länderspielreise. An Ostern steigt der 27. Spieltag, danach folgt das Duell mit Juve. "Wir werden die Zeit nutzen, um Kräfte zu sammeln. Jeder Einzelne muss in den Wochen gut arbeiten", weiß Manuel Neuer.

Auch die Bayern-Bosse werden sich während der Länderspielpause ihre Gedanken darüber machen, wie das Team zu alter Stärke zurückfinden kann. "Wenn die Nationalspieler nächste Woche zurückkommen, muss bei uns ein anderer Wind wehen", kündigte Sammer bereits an. Angesichts dieser "Sturmwarnung" dürfte beim FC Bayern die trügerische Ruhe dann schnell wieder beendet sein.

Aus Leverkusen berichtet Markus Hoffmann