Stolz in der Niederlage: Die Dortmunder Spieler präsentieren sich nach dem Abpfiff traurig, aber größtenteils mit aufrechter Haltung den Fans
Stolz in der Niederlage: Die Dortmunder Spieler präsentieren sich nach dem Abpfiff traurig, aber größtenteils mit aufrechter Haltung den Fans

Stolz in der Niederlage, neue Ziele im Visier

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London - Als der FC Bayern München um Trainer Jupp Heynckes auf der Haupttribüne des Wembley-Stadions nach dem 2:1-Sieg gegen Borussia Dortmund den Pokal in den Londoner Nachthimmel streckte, befand sich Jürgen Klopp unten auf dem Rasen schon auf der Ehrenrunde. Sein Blick auf die BVB-Fans schien irgendwie ins Leere zu gehen. Tief saß der Stachel der Enttäuschung nach der verpassten Chance, sich Europas Fußballkrone aufzusetzen.

Hummels weiß, warum der FCB feiert

Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel hatte sich Klopp aber schon wieder etwas gefasst und erwies sich als fairer Verlierer. "Herzlichen Glückwunsch an Bayern München und an Jupp Heynckes, dem ich den Titel wirklich gönne. Der Frust über die Niederlage weicht langsam dem Stolz über die Leistung meiner Mannschaft", sagte der Dortmunder Trainer.



Und Stolz durfte Klopp auf seine Kicker auch wirklich sein. In einer hochklassigen Partie hatten die "Schwarz-Gelben" den Rekordmeister vor allem in der ersten Halbzeit phasenweise dominiert. Mit einem Manko: "Leider konnten wir in der Anfangsphase kein Tor erzielen, denn das hätte uns sicherlich sehr geholfen. Aber wir haben dem FC Bayern mal wieder Paroli geboten", erklärte Torwart Roman Weidenfeller.

Den Grund, warum letztlich nicht der BVB, sondern die Münchner jubeln durften, kannte Mats Hummels. "Am Ende wurden wir müde, das haben die Bayern ausgenutzt. Der Sieg war daher nicht unverdient", meinte der Nationalspieler.

Krämpfe, kein Glück, kein Triumph



Klopp pflichtete seinem Abwehrchef in der Analyse bei. "Bayerns Thomas Müller sagte, er habe Wadenkrämpfe gehabt. Die hatten Marco Reus, Robert Lewandowski und andere auch. Es war für alle eine lange Saison, in der wir leider nicht so rotieren konnten, wie es die Bayern gemacht haben", so der Chefcoach. So kam es, dass der BVB gegen den FCB auch das fünfte Pflichtspiel in Folge nicht gewinnen konnte, nachdem es davor fünf Siege in Serie gegeben hatte. Für Sebastian Kehl auch eine Frage des Glücks. "Die Bayern hatten den glücklicheren Moment, sie waren der glückliche Sieger", sagte der Routinier.

Nach den Erfolgen der vergangenen Jahre, mit dem Gewinn der Meisterschaft 2011 und des Doubles 2012, steht für die Dortmunder nun ein kleiner Neuanfang an. Denn mit Mario Götze verlässt einer der Schlüsselspieler die Borussia in Richtung München. Und auch ein Wechsel von Robert Lewandowski verdichtet sich immer mehr. Immerhin verkündete Heynckes auf der Pressekonferenz: "Mario Götze wird noch dazukommen, Robert Lewandowski wird auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Das sind noch zwei Top-Offensivspieler mehr."

Klopp: Berlin als Ziel



Für Klopp aber kein Problem. "Wir machen jetzt erst einmal Urlaub und dann müssen wir uns über neue Spieler Gedanken machen. Denn unsere Spieler sind für andere Vereine interessant geworden", sagte der 45-Jährige.

Der BVB-Coach legte auch schon mal seinen Fahrplan für einen erneuten Anlauf bereit. "In zwei Jahren ist das Endspiel in Berlin. Das wäre ein guter Ort, um ins Champions-League-Finale zurückzukehren." Sein Blick war da schon wieder so fokussiert, dass jedem auf der Pressekonferenz klar wurde, dass er dieses Ziel nicht bloß aus einer Laune heraus formuliert hat.

Aus London berichtet Michael Reis