Babak Rafati ist seit 2005 Bundesliga-Schiedsrichter
Babak Rafati ist seit 2005 Bundesliga-Schiedsrichter

Stimmen zum Selbstmordversuch von Babak Rafati

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Köln/Frankfurt - Mit großer Betroffenheit hat die Bundesliga am Samstag auf den Selbstmordversuch von Schiedsrichter Babak Rafati reagiert. Der 41-Jährige war am Mittag in seinem Hotelzimmer gefunden worden, soll aber außer Lebensgefahr sein. Die Partie 1. FC Köln gegen den 1. FSV Mainz 05 wurde daraufhin abgesagt.

Die Reaktionen aus der Bundesliga.

Dr. Reinhard Rauball (Präsident des Ligaverbandes): Ich bin tief schockiert und glaube, dass alle aus der Bundesliga so empfinden. Es ist etwas, dass es so noch nicht gegeben hat und die Leute tief berührt. Wenn es eine Lehre aus dem Fall Robert Enke gegeben hat, dann ist es, dass Fußball eben nicht alles im Leben ist, wie Theo Zwanziger damals gesagt hat. Dass die Absage dieses Spiel die richtige Entscheidung war, ist für mich unstreitig.

Theo Zwanziger (Präsident des Deutschen Fußball-Bundes): Es ist eine außergewöhnliche Situation, wenn einer unserer Spitzenschiedsrichter einen Suizidversuch unternimmt. Wenn sich die Prognose als richtig erweist, dass der Zustand von Babak Rafati stabil ist, ist das vor allem ein Verdienst seiner Assistenten, die alles getan haben, ihm zu helfen.

Der Druck im Leistungssport ist ungeheuer hoch - und wir schaffen es einfach nicht, das in die richtige Balance zu bringen. Es gibt viele andere liebens- und lebenswerte Facetten. Man darf sich nicht in eine so hineinbegeben, dass man in ausweglose Situationen gerät.

Es war eine schwierige, aber auch richtige und angemessene Entscheidung, das Spiel abzusagen. Ich denke, dass beide Mannschaften und die Fans dafür Verständnis haben.

Herbert Fandel (DFB-Schiedsrichter-Chef): Wir Schiedsrichter sind alle tief betroffen. Das wichtigste ist zunächst, dass es Babak Rafati gesundheitlich schnell wieder besser geht. Der DFB-Präsident hat an einen zentralen Punkt erinnert: Das wichtigste ist immer der Mensch. Auch wenn wir die Gründe für diesen ausweglosen Schritt nicht kennen, wird Babak Rafati von uns alle Unterstützung bekommen, die wir ihm geben können.

Herbert Ruppel (1. Vorsitzender Bezirksligist SpVgg. Niedersachsen Döhren, des Vereins von Rafati): Ich bin tief betroffen von dieser Nachricht. Babak Rafati hat berufliche und private Angelegenheiten stets strikt getrennt. Ich kenne ihn nur als zugänglichen und sachlichen Menschen. Depressive Verhaltensverweisen sind mir von ihm nicht bekannt.

Bernd Heynemann (ehemalige FIFA-Schiedsrichter): Es ist erschütternd, was da passiert ist. Das ist eine ganz traurige Nachricht für den Fußball. Aber wir müssen abwarten, welche Gründe sich herausstellen. So ein Suizid kurz vor einem Spiel ist ein ganz deutliches Zeichen.

Huub Stevens (Trainer Schalke 04): Es ist kaum zu glauben, dass so etwas passiert. Dafür finde ich kaum Worte. Die Gesundheit ist immer das Allerwichtigste. Da ist Fußball nur Nebensache. Ich kann mir vorstellen, dass nach solch einer Nachricht niemand spielen will.

Markus Merk (dreimaliger Weltschiedsrichter und Sky-Experte): Ich bin unglaublich persönlich betroffen, das betrifft aber den ganzen Fußball. Ich hoffe, dass er wieder schnell auf den Weg der Besserung kommt.

Marcus Sorg (Trainer SC Freiburg): Das ist eine Tragödie.

Mirko Slomka (Trainer Hannover 96): Ich habe vor dem Spiel einen kurzen Hinweis bekommen, aber nicht, was genau passiert ist. Wir haben das aber nicht mit der Mannschaft thematisiert. Es ist natürlich sehr erschreckend, was passiert ist. Babak Rafati ist ein guter Bekannter im Verein und in der Mannschaft. Deshalb sind wir natürlich besonders daran interessiert, wie es ihm geht.

Felix Magath (Trainer VfL Wolfsburg): Ich habe es eine halbe Stunde vor Anpfiff erfahren, aber da waren die Umstände noch unklar. Ich war natürlich betroffen, Babak Rafati war einer der Schiedsrichter, der immer meine Sympathien gehabt hat. Ich hoffe, dass wir ihn bald wieder in der Bundesliga sehen werden.

Horst Heldt (Manager Schalke 04): Ich habe es erst kurz vor Spielbeginn erfahren und den Trainer informiert. Wir haben es aber nicht an die Mannschaft weitergegeben. Wir sind alle sehr geschockt und bestürzt. Das Wichtigste ist, dass er sich wieder stabilisiert hat. Jetzt gilt es, ihm zu helfen.

Lewis Holtby (Schalke 04): Ich habe es gehört, als ich vom Platz gekommen bin und habe eine Gänsehaut bekommen. Auch im Fußball sollte die Menschlichkeit im Vordergrund stehen. Schiedsrichter sind keine Maschinen. Sie sind auch nur Menschen. Es herrscht ein enormer Druck, wenn sie vor 60.000 oder 80.000 Zuschauern pfeifen.

Jupp Heynckes (Trainer Bayern München): Das ist ein Ereignis, das zu denken gibt. Da sieht man auch, dass Menschen allgemein, und besonders Schiedsrichter, unter ungeheurem Druck stehen. Das sind Dinge, die einen zum Nachdenken bringen.

Jürgen Klopp (Trainer Borussia Dortmund): Wir haben das vor der Mannschaftssitzung erfahren und das kurz besprochen, als die Jungs was gegessen haben, so um drei, halb vier. In der Sitzung war das kein Thema mehr. Aber wir waren schockiert, wie jeder Mensch, der das hört.