Die Gladbacher feiern gegen Fürth einen Arbeitssieg und schwören sich nun ein, um den Traum von Europa zu realisieren
Die Gladbacher feiern gegen Fürth einen Arbeitssieg und schwören sich nun ein, um den Traum von Europa zu realisieren

Steigerung nötig

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Mönchengladbach - "Nach der Saison fragt niemand mehr, wie der Sieg gegen Greuther Fürth zustande gekommen ist. Für mich zählen heute nur die drei Punkte". Torwart Marc-Andre ter Stegen war mit dem 1:0 seiner Mannschaft freilich zufrieden. Über die Art und Weise, wie sich die "Fohlenelf" gegen das Schlusslicht über weite Strecken mühte, sei allerdings noch zu reden.

"Nicht Harakiri gespielt"

"Mal eben im Vorbeigehen", wie er es ausdrückte, gewinne man auch gegen den Tabellenletzten nicht. Der Aufsteiger, der elf seiner 15 Punkte auf fremdem Platz holte, wollte sich auch am Niederrhein nicht etwa kampflos seinem Schicksal ergeben. "Das war ein hartes Stück Arbeit. Sie haben uns mit ihrem 4-4-2-System überrascht und sehr gut organisiert und kompakt gespielt", analysierte Trainer Lucien Favre.



Lange Zeit tat sich seine Mannschaft schwer und zeigte sich vor allem in der ersten Hälfte pomadig und ideenlos. Auch die Abwehr offenbarte deutliche Schwächen und erlaubte den "Kleeblättern" insgesamt 20 Torschüsse (Saison-Bestwert), von denen ter Stegen acht entschärfen musste. Ein Mal musste sogar Alvaro Dominguez für seinen bereits geschlagenen Torwart einspringen. Am Ende reichte es trotzdem zum knappen Erfolg.

"Wir sind ruhig geblieben und haben nicht Harakiri gespielt. Mir war klar, dass wir immer ein Tor schießen können", so Favre. Dies übernahm erneut Torjäger Luuk de Jong, der in der 74. Minute nach Vorarbeit von Oscar Wendt die 50.000 Fans erlöste. Für den Holländer war es das dritte "goldene Tor" in den vergangenen fünf Spielen. Bereits in Frankfurt und gegen Hannover war ihm der Siegtreffer gelungen.

Kein Spaziergang



Bis zu diesem Zeitpunkt herrschte eine durchaus angespannte Stimmung im Borussia Park. Ein Teil der Zuschauer quittierte die Vorstellung der Gastgeber mit Pfiffen, was für das Spiel der Borussia nicht unbedingt förderlich war. "Ich weiß nicht, warum die Zuschauer pfeifen. Wir stehen so weit oben in der Tabelle. Das hätte vor zwei Jahren doch niemand gedacht", sagte ter Stegen. "Vielleicht hat das bei dem einen oder anderen Zuschauer die Erwartung geweckt, dass es gegen Fürth ein Spaziergang wird. Aber in der Bundesliga gibt es keinen leichten Gegner", so der Keeper.

"Emotionen gehören dazu. Für mich ist das nach dem Spiel vergessen", so Oscar Wendt, der zwischenzeitlich mit dem Publikum ein wenig auf Kriegsfuß stand.

"Standen unter Druck"



Grund ist wohl die gestiegene Erwartungshaltung rund um den BorussiaPark. "Wir standen vor dem Spiel unter Druck, weil wir unbedingt gewinnen mussten, um unsere Ziele zu erreichen", so Favre. Nervös und sogar ein wenig ängstlich sei sein Team deshalb gewesen.

Auch wenn er es nicht ausspricht, mit Ziel wird er nicht Platz sieben, sondern den Einzug ins internationale Geschäft gemeint haben. Obwohl sich die Mannschaft in dieser Saison eher "konstant unkonstant" präsentiert, liegt sie nach wie vor mit nur einem Punkt Rückstand auf Platz sechs gut im Rennen. Für die Rückkehr nach Europa könnte im Saisonendspurt allerdings eine kleine Serie nicht schaden.

Keine zwei Siege in Folge



2012/2013 ist es der "Elf vom Niederrhein" bislang nicht gelungen, zwei Siege in Folge einzufahren. Die nächste Chance dazu bietet sich am kommenden Spieltag in Stuttgart. Allerdings gingen drei der letzten vier Auswärtsauftritte verloren. "Wir würden uns beim VfB Stuttgart gerne revanchieren und auch dort drei Punkte holen. Jedes Spiel ist nun ein kleines Finale", sagte Luuk de Jong. Den Schwaben war es am 12. Spieltag als bislang letztem Team gelungen, drei Punkte aus dem Borussia Park zu entführen. Seitdem ist die "Fohlenelf" in acht Heimspielen ungeschlagen (fünf Siege, drei Remis).

"41 Punkte nach 28 Spielen, das ist gut. Wir haben noch sechs Spiele vor uns und werden unser Bestes geben", zeigte sich Trainer Favre mit der Gesamtausbeute im Jahr des Umbruchs zufrieden. Die Fehler aus dem Spiel gegen Fürth wolle man nun in Ruhe analysieren.
Dann gilt es, weitere - wenn nötig "schmutzige" - Siege einzufahren. Denn sollte es am Ende der Saison wieder für Europa reichen, wird danach bestimmt niemand mehr fragen.

Aus Mönchengladbach berichtet Markus Hoffmann