So nahm das Unheil aus Sicht von Georg Borschnek seinen Lauf: Stefan Kießling erzielt bereits nach 65 Sekunden seinen ersten Treffer (© imago)
So nahm das Unheil aus Sicht von Georg Borschnek seinen Lauf: Stefan Kießling erzielt bereits nach 65 Sekunden seinen ersten Treffer (© imago)

Für die Geschichtsbücher

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Köln - Es ist nicht überliefert, wie Georg Borschnek nach dem 0:6 gegen Bayer Leverkusen geschlafen hat. Höchstwahrscheinlich wird in den Träumen des Schlussmannes von Alemannia Waldalgesheim ein großer, blonder Stürmer eine Rolle gespielt haben. Stefan Kießling stand zwar nur eine gute Stunde auf dem Feld, aber das genügte Leverkusens Torjäger, um den Unterschied zwischen Verbandsliga und Bundesliga eindrucksvoll zu demonstrieren. Erst per Kopf, dann drei Mal mit rechts und zum Abschluss noch ein platzierter Linksschuss - fünf Tore für Kießling und Alpträume für den Torwart.

Sogar sechs Treffer von Carsten Jancker

Zum ersten Mal nach einem Jahrzehnt erzielte ein Spieler im DFB-Pokal wieder mindestens fünf Treffer in einem Spiel. Im Interview mit bundesliga.de findet Stefan Kießling eine einfache Erklärung für die starke Bayer-Leistung: "Wir haben eine sehr, sehr gute Truppe beisammen."

Zuletzt gelang Carsten Jancker am 21. August 2004 für den 1. FC Kaiserslauten eine ähnliche Leistung. Jancker traf damals gegen den FC Schönberg 95 sogar sechsfach. In der Bundesliga liegt der letzte Fünferpack noch deutlich länger zurück: Im August 1991 war Duisburgs Michael Tönnies gegen den Karlsruher SC nicht zu stoppen. Zwischen der 10. Und der 15. Minute markierte Tönnies damals einen Hattrick - bis heute der schnellste der Bundesliga-Geschichte. Im weiteren Spielverlauf traf er noch zwei Mal gegen den 21-jährigen Oliver Kahn.

Zuletzt fünf oder mehr Tore im DFB-Pokal

Die letzten Fünferpacks in der Bundesliga

Sieben Treffer vom Bundestrainer

In der knapp 80-jährigen Geschichte des DFB-Pokals waren nur vier Akteure noch erfolgreicher als Stefan Kießling. Drei Spieler machten es sogar noch besser als Carsten Jancker 2004. Der spätere Bundestrainer Helmut Schön für den Dresdner SC, Ernst Willimowski für 1860 München und Dieter Hoeneß für den VfB Stuttgart ließen es jeweils sieben Mal klingeln. Hoeneß Heldentat gegen den Spandauer SV liegt mittlerweile 36 Jahre zurück. Schön erzielte seinen Siebenerpack 1938, Willimowski 1942.

Es ist durchaus möglich, dass Kießling sich in der ewigen Bestenliste noch bis ganz nach vorne geschossen hätte, wäre er nicht ausgewechselt worden. 30 Minuten sind eine lange Zeit im Fußball. Und mit Stefan Kießling auf dem Platz wäre diese Zeit für die Defensive des SV Alemannia Waldalgesheim sicher noch etwas länger geworden. Und die Nacht von Georg Borschnek noch unruhiger.