Franck Ribery machte gegen 1899 Hoffenheim den Unterschied aus. Der Franzose erziele beide Treffer beim 2:0-Erfolg der Bayern
Franck Ribery machte gegen 1899 Hoffenheim den Unterschied aus. Der Franzose erziele beide Treffer beim 2:0-Erfolg der Bayern

Statistiken und Chinesen

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München - Borussia Dortmund wird auch 2013 Deutscher Meister. Statistisch gesehen kann das Unternehmen Titelverteidigung für den BVB nicht mehr schief gehen. Bayern München hat durch den 2:0-Erfolg gegen 1899 Hoffenheim die Meisterschaft entschieden. Zugunsten des Konkurrenten aus dem Ruhrgebiet.

Bayern lässt den Ball laufen

Darüber hinaus darf sich Fortuna Düsseldorf, Bayerns nächster Gegner, schon auf einen Heimsieg gegen die Münchner freuen. Daran kann es keinen Zweifel geben. Das Team von Jupp Heynckes ist die vierte Mannschaft der Bundesliga-Geschichte, die mit sieben Siegen in die Saison gestartet ist. Doch weder Bayern München (1995/96), der 1. FC Kaiserslautern (2001/02), noch der FSV Mainz 05 (2010/11) standen am Saisonende ganz oben. Stattdessen wurde in allen drei Spielzeiten Borussia Dortmund Deutscher Meister. Alle drei Klubs verloren zudem ihre Partie am 8. Spieltag. In Düsseldorf können die Fans also schon einmal das Lied mit den Lederhosen üben.



Vorsichtshalber sollte sich die Mannschaft aber auch ernsthaft auf das Spiel vorbereiten, denn, dass Statistiken im Fußball häufig nur eine begrenzte Aussagekraft für die Zukunft haben, hat Klaus Augenthaler schon im November 2003 während einer Pressekonferenz festgestellt. Als der damalige Leverkusener Trainer damit konfrontiert wurde, dass die letzten drei Heimspiele gegen den nächsten Gegner Schalke 04 allesamt verloren gingen, entgegnete Augenthaler: "Das ist doch alles nur Statistik. Statistisch gesehen ist jeder fünfte Mensch ein Chinese. Sehen Sie in diesem Raum irgendwo einen Chinesen?" Die Antwort ist nicht überliefert, aber Bayer gewann am folgenden Wochenende gegen Schalke mit 3:1.

Die Bayern dürfen sich also trotz des siebten Saisonsieges durchaus noch Hoffnungen auf die Meisterschaft machen. Auch gegen Hoffenheim ließ der Rekordmeister den Ball gekonnt in den eigenen Reihen laufen, hatte 59,9 Prozent Ballbesitz und die beste Passquote des Spieltages. 88,6 Prozent der Zuspiele landeten beim Mitspieler. Deshalb mussten die Spieler weniger Wege gehen. 107,9 km legten die Akteure zurück - die kürzeste Strecke des Wochenendes.

Ribery und Götze überzeugen



Gegen Hoffenheim präsentierte sich Franck Ribery in bestechender Form. Der Franzose erzielte nicht nur beide Treffer, sondern absolvierte auch die meisten Sprints der Begegnung (30). Außerdem schoss kein Spieler an diesem Spieltag so häufig aufs Tor (6 Mal).

Borussia Dortmund konnte am Sonntag nicht nachlegen und liegt nach dem 1:1 in Hannover mit 9 Punkten Rückstand auf Rang 4. Und das, obwohl der BVB am häufigsten im Sprint unterwegs war (206 Mal). Insbesondere Mario Götze spulte in der AWD-Arena ein großes Pensum ab. Der Nationalspieler lief stolze 12,7 km und absolvierte 87 intensive Läufe. In beiden Kategorien liegt er damit auf Platz 2 der Spieltagswertung. Hannover bleibt dagegen auch im 22. Bundesliga-Heimspiel in Folge ungeschlagen.

Umkämpftes Remis in Stuttgart



Ähnlich souverän wie der FC Bayern agierte Schalke 04. Die Schalker hatten bei ihrem 3:0-Erfolg gegen den VfL Wolfsburg 61,4 Prozent Ballbesitz und eine Passquote von 85,8 Prozent. Die "Knappen" mussten nach Bayern München am wenigsten laufen (110,1 km). Dagegen betrieb der VfL Wolfsburg mit 118,6 km großen läuferischen Aufwand, war letztendlich aber chancenlos. Enorm emsig zeigte sich auf Schalker Seite Lewis Holtby, der, wie Ribery, 30 Mal in vollem Tempo unterwegs war. Insgesamt startete der Kapitän der deutschen U21-Nationalmannschaft zu 95 intensiven Läufen. Der beste Wert des Wochenendes.

Die exzellenten Sprintwerte von Ribery und Holtby wurden von Martin Harnik (33 Sprints) und Karim Bellarabi (35 Sprints) am Sonntag noch übertroffen. Das 2:2-unentschieden zwischen dem VfB Stuttgart und Bayer Leverkusen war das Duell der zweier laufstarker Teams. Die Spieler des VfB brachten es auf 119,2 (Rang 3), die von Leverkusen sogar auf 123,6 km (Rang 1). Der Leverkusener Stefan Reinartz war darüber hinaus mit 13,1 km auch individuell der fleißigste Kilometerfresser.

Erste Niederlagen für Frankfurt und Düsseldorf



Hinter Bayer Leverkusen war Borussia Mönchengladbach mit 119,8 km die lauffreudigste Mannschaft und verdiente sich so gegen Eintracht Frankfurt den ersten Sieg seit dem 1. Spieltag. Für Frankfurt war es die erste Saisonniederlage. Auch Fortuna Düsseldorf musste sich in Mainz zum ersten Mal in dieser Spielzeit geschlagen geben. Der FSV erarbeitete sich den 1:0-Erfolg durch harte Arbeit. Die Mannschaft von Thomas Tuchel hatte nach Borussia Dortmund die höchste Geschwindigkeit aufzuweisen (197 Sprints). Allein Nicolai Müller war gleich 32 Mal in vollem Tempo unterwegs.

Freiburgs Julian Schuster und Bremens Zlatko Junuzovic gingen auch an diesem Spieltag wieder weite Wege. Beide legten 12,4 km zurück. Während sich Schuster über einen 3:0-Sieg gegen den 1. FC Nürnberg freuen konnte, blieb der Aufwand von Junuzovic ohne zählbaren Erfolg. Werder verlor 1:3 beim FC Augsburg. Die Schwaben verdienten sich den ersten Saisonsieg durch eine engagierte Vorstellung und ein enormes Laufpensum (118,1 km). Statistisch gesehen lagen die Vorteile eigentlich bei Werder. Die Bremer hatten mehr Ballbesitz, die bessere Passquote, schossen häufiger aufs Tor und gewannen mehr Zweikämpfe. So ist das eben mit Statistiken im Fußball. Vielleicht hätte es Thomas Schaaf mal mit einem Chinesen versuchen sollen.

Florian Reinecke