Ein Traumtor für den großen Traum: Oliver Sorg (r.) erzielte die Führung gegen Gladbach
Ein Traumtor für den großen Traum: Oliver Sorg (r.) erzielte die Führung gegen Gladbach

Freiburgs Sprung mit Ansage

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München - Eigentlich wollte er gar nicht hinschauen. Als nur Sekunden nach Oliver Sorgs Traumtor aus etwa 30 Metern Vladimir Darida den nächsten Treffer nachlegte, hielt sich Christian Streich seine Hände vors Gesicht. Am Ende feierte sein SC Freiburg den vierten Heimsieg in Folge und ist so nur noch einen Schritt vom Klassenerhalt entfernt. Was vor wenigen Wochen noch nahezu unerreichbar schien, ist plötzlich zum Greifen nah - und das hat seine Gründe.

Einzelne Mosaiksteine für den Erfolg des Kollektivs

"Seit dem 4:1-Sieg in Frankfurt haben wir alle mehr Selbstvertrauen", sagt Pavel Krmas, "das spürt man in jedem Training und in jedem Spiel." Der durchaus glückliche Erfolg am Main Mitte März war die Initialzündung für den SC. Es folgten vier weitere Siege, ein Unentschieden und nur eine Niederlage. 16 Punkte holten die Freiburger in den vergangenen sieben Spielen und schossen dabei 17 Treffer - beide Bestmarken werden in diesem Zeitraum von keinem Ligakonkurrenten übertroffen.

Diese Serie hat die Breisgauer auf den 13. Tabellenplatz gespült, die beste Saisonplatzierung. Bei aktuell neun Punkten und elf Toren Vorsprung auf den 17. Platz ist der direkte Abstieg nur noch theoretisch möglich. Doch Admir Mehmedi warnt: "Wir brauchen noch Punkte, das wissen wir alle. Rechnerisch ist noch alles möglich." Der Schweizer hat mit acht Toren in den vergangenen neun Heimspielen großen Anteil an der Freiburger Erfolgsserie - doch den Erfolg nur an seiner Trefferquote festzumachen, wäre zu einfach.

Denn an seiner Seite trat einer zuletzt ins Rampenlicht, den viele schon abgeschrieben hatten: Karim Guede. In Frankfurt ebnete der kantige Allrounder mit seinem ersten Doppelpack den Weg zum Sieg. Seither bildete der fleißigste Zweikämpfer der Freiburger (32 pro Spiel) immer zusammen mit Mehmedi das Sturmduo und hielt seinem Kollegen erfolgreich den Rücken frei.

Darida hat seinen Platz gefunden

Und weil mit Guede scheinbar der passende Partner für Mehmedi im Sturm gefunden ist, darf Vladimir Darida nun endlich auf seiner Lieblingsposition im defensiven Mittelfeld ran. "Ich habe in meiner ganzen Karriere fast immer auf dieser Position gespielt", sagt er. 

Seit dem furiosen 3:1 gegen Werder Bremen bildet der Tscheche zumeist mit Kapitän Julian Schuster die Doppelsechs. Dort kann der 23-Jährige seine technischen Fähigkeiten noch besser einbringen. So steigerte er seine Zweikampfquote von 43 auf 52 Prozent, die Anzahl seiner Ballkontakte von durchschnittlich 59 auf 65 pro Spiel und verringerte zugleich seine Fehlpassquote.

"Aber es war für mich auch eine gute Erfahrung, beim SC mal etwas weiter vorne zu spielen", sagt Darida. Den Weg nach vorne sucht er weiterhin: In den vergangen sechs Spielen war Darida an vier Toren beteiligt und ist so mit ein Grund, warum es beim SC in den letzten Wochen so gut läuft. "Was aber nicht nur an meiner neuen Rolle liegt", relativiert Darida. "Ich stehe nicht alleine auf dem Platz."

Streich: "Die Jungs gehen immer weiter"

In der Tat zeichnet die Freiburger weniger die durchaus vorhandene individuelle Qualität einzelner aus. Es ist viel mehr die Stärke des Kollektivs. Und die Mannschaft hat sich gefunden. Vorbei die Zeit, als Streich seine Startelf regelmäßig durcheinander würfelte und die fehlende Trainingszeit wegen der Europa League bemängelte. Seit Anfang Dezember nahm er von Spiel zu Spiel maximal zwei Änderungen seiner ersten Elf vor.

Rückschläge, wie die letzte Liga-Pleite in Stuttgart oder die schwache erste Halbzeit gegen Gladbach, werfen Mehmedi, Darida und Co. nicht mehr so leicht aus der Bahn. "Zum Glück haben wir so eine stabile Mannschaft", sagte Streich am Samstag, "die in der zweiten Halbzeit versucht hat, wieder Fußball zu spielen." Und das erneut mit Erfolg: Bereits zum dritten Mal in der laufenden Rückrunde gewann der Sport-Club trotz eines 0:1-Pausenrückstands - genauso oft wie in seinen 14 1/2 Bundesliga-Spielzeiten zuvor.

"Wir haben sicher auch mit Glück gewonnen, aber dieses Glück haben wir uns erarbeitet", gab Streich zu. "Auch weil die Jungs auf diese Art und Weise immer weitergehen." Und wenn es in den kommenden Wochen für seine Jungs so weitergeht, kann auch Streich wieder beruhigter hinschauen.

Maximilian Lotz