Josip Drmic jubelt über sein 17. Saisontor für den "Club". Es war das letzte im Trikot des FCN. Der Schweizer geht zu Bayer Leverkusen (© imago)
Josip Drmic jubelt über sein 17. Saisontor für den "Club". Es war das letzte im Trikot des FCN. Der Schweizer geht zu Bayer Leverkusen (© imago)

Drmic: Beidfüßig und eiskalt

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München - Josip Drmic ist der erste Königstransfer von Bayer Leverkusen für die kommende Saison. Der Schweizer Nationalspieler kommt vom Absteiger 1. FC Nürnberg und hat einen Fünfjahresvertrag unterschrieben (zur Meldung). Der 21-Jährige erlebte eine abwechslungsreiche erste Spielzeit in der Bundesliga.

Kaum Anpassungszeit

Auf der einen Seite feierte er persönlich mit dem 3. Platz in der Torschützenliste hinter Robert Lewandowski und Mario Mandzukic einen großen Erfolg. Andererseits stieg er mit den Nürnbergern in die 2. Bundesliga ab. Er war jedoch ein Lichtblick im Frankenland. "Es ist wirklich bitter für mich, dass ich den 'Club' auf diese Weise verlassen muss. Ich hatte trotz des traurigen Saisonendes eine tolle Zeit dort", sagte der Schweizer WM-Fahrer.

Drmic kam im Sommer 2013 vom FC Zürich an den Valznerweiher. Er debütierte im Alter von 17 Jahren in der Schweizer Super League und traf in der Saison 2012/13 für den FCZ insgesamt 13 Mal. Außerdem bereitete er sechs Treffer vor. Es war seine beste Saison in der Schweiz. Aufgrund dieser starken Leistungen wurde FCN-Sportdirektor Martin Bader auf den 21-Jährigen aufmerksam und lotste ihn an die Pegnitz.

Überraschenderweise benötigte Drmic dort nur eine sehr kurze Anlaufzeit, um sich an das Niveau der Bundesliga anzupassen. In Nürnberg avancierte er rasch zum Stammspieler und Leader. 33 Partien absolvierte der Nationalspieler und schoss dabei überragende 17 Tore. Außerdem glänzte er drei Mal als Vorbereiter und war damit an 54 Prozent der 37 FCN-Treffer direkt beteiligt. 

Seine beste Phase hatte der Schweizer mit kroatischen Wurzeln in den ersten Spielen der Rückrunde, als er in vier Partien fünf Tore erzielte. Im Jahr 2014 schoss er insgesamt elf Treffer und war damit der erfolgreichste Torjäger in diesem Kalenderjahr (zur Torschützenliste).

Größte Stärke: die Kaltschnäuzigkeit

Er profitierte dabei von seiner großen Stärke: der Kaltschnäuzigkeit. Drmic nutzte zehn seiner elf Großchancen und brauchte im Schnitt weniger als vier Torschüsse für einen Treffer - eine überragende Quote für einen Bundesliga-Neuling. Außerdem ist Drmic besonders auswärts treffsicher. Das letzte seiner elf Tore in der Fremde machte er am 34. Spieltag auf Schalke in der Nachspielzeit.

Ein weiterer Vorteil des antrittsstarken Schweizers ist seine Beidfüßigkeit. Von den 17 Toren schoss er neun mit rechts, sieben mit links und ein Mal traf der 1,81 Meter große Stürmer per Kopf. Drmic könnte in Leverkusen auf der rechten Seite Sidney Sam ersetzen, der im Sommer zu Schalke 04 wechselt, oder eine Alternative für den mittlerweile 30-Jährigen Stefan Kießling im Sturmzentrum sein.

WM und Königsklasse im Visier

Unter dem neuen Bayer-Coach Roger Schmidt kann Drmic daran arbeiten, seine Schwächen zu minimieren. Der 21-Jährige neigt immer mal wieder dazu abzutauchen. Beim "Club" war der Schweizer nur 34 Mal pro 90 Minuten am Ball. Nur wenige Spieler hatten einen geringeren Anteil am Spielgeschehen. Ein weiteres Manko ist seine Passgenauigkeit. Wenn er mal den Ball hatte, war dieser auch schnell wieder weg: Seine Fehlpassquote betrug 38 Prozent.

Kann Drmic diese Mankos beheben, wird sich sein persönlicher Aufstieg fortsetzen. Die nächsten Ziele heißen jetzt: auf die WM konzentrieren und anschließend mit Bayer in der Königsklasse einziehen. "Im August wollen wir in den Play-offs endgültig die Champions League erreichen. Das ist ein Traum für jeden Profi", sagte er.

Michael Sapper