Jubel im Dauerregen: Toni Kroos (2.v.l.) trifft kurz vor Schluss zum 1:0. Seine Kollegen freut es
Jubel im Dauerregen: Toni Kroos (2.v.l.) trifft kurz vor Schluss zum 1:0. Seine Kollegen freut es

Kroos beschert Nationalelf gelungenen Jahresabschluss

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Vigo - Toni Kroos hat der deutschen Nationalmannschaft einen Prestigesieg zum Abschluss des goldenen WM-Jahres beschert. Der Legionär von Real Madrid erzielte in der Regenschlacht von Vigo in der 89. Minute den Siegtreffer zum 1:0 (0:0) bei Europameister Spanien.

Khedira lobt die Defensivleistung

Die mit nur noch vier "Final-Helden von Rio" angetretene Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw zeigte vor allem defensiv eine stabile Leistung und die wohl beste Leistung seit dem WM-Triumph. Der Aufsetzer von Kroos besiegelte zugleich den ersten deutschen Sieg gegen den Weltmeister von 2010 seit 14 Jahren.

"Das haben wir uns gewünscht. Wir haben defensiv sehr gut gestanden und nicht viel zugelassen. Das war ein tolles Jahr und ein guter Abschluss", sagte Siegtorschütze Kroos in der ARD. Ersatzkapitän Sami Khedira war ebenfalls zufrieden: "Die Mannschaft, die auf dem Platz stand, hat es hervorragend gemacht. In der ersten Halbzeit haben wir stabil gestanden, nach dem Wechsel mehr nach vorne gemacht. Daher war der Sieg nicht unverdient."

Löw schickte seine Mannschaft vier Tage nach dem enttäuschenden 4:0 gegen Fußball-Zwerg Gibraltar in der EM-Qualifikation erneut mit einem neuen System aufs Feld. In der Abwehr formierte der Bundestrainer eine Dreierkette, die bei spanischen Ballbesitz durch die Außen Sebastian Rudy und Erik Durm häufig zur Fünferkette wurde.

Die Youngster Antonio Rüdiger und Kevin Volland durften wie versprochen beginnen. Im Tor entschied sich Löw zunächst für Ron-Robert Zieler, der in seinen drei vorherigen Spielen noch keinen Sieg bejubeln durfte. Khedira führte das DFB-Team erstmals als Kapitän aufs Feld.

Dauerregen erschwert den Spielfluss

Bei Spanien stand die zuletzt heftig kritisierte Torwart-Ikone Iker Casillas auf dem Platz und kam somit als erster Europäer zu seinem 160. Länderspiel. Einziger von drei möglichen Debütanten in der Startformation des Europameisters war Nolito, ein 28-jähriger Lokalmatador von Celta Vigo.

Vor rund 22.000 Zuschauern im maroden Estadio Balaidos begann die Partie bei Dauerregen ausgesprochen zäh. Die ebenfalls ersatzgeschwächten Spanier hatten wie erwartet zwar deutlich mehr Ballbesitz, spielten aber ohne Tempo und kamen in der Anfangsphase allenfalls über die linke Seite gefährlich nach vorne, wo Isco und der Münchner Juan Bernat für Schwung sorgten.

Die erste nennenswerte Torgelegenheit hatte Nolito, dessen 20-Meter-Schuss nach einem Stellungsfehler des sonst überzeugenden Rüdiger aber Zieler gut parierte (12.). Nach etwa 20 Minuten fing der Weltmeister an, auch mal selbst Akzente zu setzen. Götze zwang Casillas nach schönem Zusammenspiel mit Müller zu einer Glanzparade (20.). Zwei Minuten später musste Müller wegen der Auswirkungen eines Zweikampfes mit Sergio Ramos vom Feld. "Er hat mich voll erwischt. Ich hoffe, dass es am Samstag wieder geht", sagte Müller. Damit war Mario Götze nach den Absagen von Bastian Schweinsteiger, Manuel Neuer und Jerome Boateng der letzte Bayern-Spieler in der DFB-Elf.

Bellarabi fügt sich gut ein

Karim Bellarabi ersetzte Müller rechts offensiv positionsgetreu und brachte richtig Schwung. Das Spiel der Gäste wurde mutiger, Rudy schoss aus guter Position aber weit drüber (33.). Den Spaniern fiel in dieser Phase nicht viel ein, um den deutschen Defensivverbund in Schwierigkeiten zu bringen.

Nach dem Wechsel wurde die Grundaufstellung des Weltmeisters etwas offensiver. Sebastian Rudy und Erik Durm rückten nun weiter auf, die Gäste bekamen dadurch mehr Spielanteile. Rüdiger verzog aber aus guter Position deutlich (55.).

Die Spanier versuchten nun ebenfalls die etwas größer werdenden Räume besser zu nutzen, die deutsche Abwehr war aber auf dem immer schwieriger zu bespielenden Rasen meist sehr aufmerksam. Zieler zeichnete sich zudem bei einem Freistoß von Nolito (59.) und gegen Pedro (82.) aus. Auf der anderen Seite sorgte Volland mit einem Distanzschuss für Gefahr (79.).

Torwartfehler begünstigt den Siegtreffer

Um die Ordnung nicht zu verlieren, verzichtete Löw nach dem Ausfall von Müller lange Zeit auf weitere Wechsel, erst in der Schlussphase kamen Max Kruse und Lars Bender aufs Feld.

Als alles auf ein 0:0 hinauslief, fasste sich Kroos aus 25 Metern ein Herz und erwischte den für Iker Casillas ins Spiel gekommene Francisco Casilla kalt. Der haltbare Schuss schlug im kurzen Eck ein. Wenig später war Schluss und die deutsche Elf feierte einen gelungenen Abschluss des WM-Jahres.

SID