Marco Reus (r.), der die WM verletzungsbedingt versäumt hat, verpasst bei einigen Schusschancen und einem Pfostentreffer ein mögliches Tor
Marco Reus (r.), der die WM verletzungsbedingt versäumt hat, verpasst bei einigen Schusschancen und einem Pfostentreffer ein mögliches Tor

Dämpfer für die deutschen WM-Helden

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Düsseldorf - Der traumhaften WM folgte das abrupte Erwachen: 52 Tage nach dem Triumph von Maracana hat Weltmeister Deutschland in der Final-Neuauflage gegen Argentinien eine Niederlage kassiert. Das DFB-Team zeigte besonders in der Abwehr keine gute Leistung und erlebte mit einem 2:4 (0:2) eine misslungene Generalprobe für den Auftakt in der EM-Qualifikation.

"Fehler wurden direkt bestraft"

Vier Tage vor dem Spiel gegen Schottland sorgten Sergio Agüero (21.), Erik Lamela (40.), Federico Fernandez (47.) und Angel Di Maria (50.) schon früh für Ernüchterung bei den 51.132 Zuschauern in Düsseldorf. Andre Schürrle (52.) und der eingewechselte WM-Held Mario Götze (78.) korrigierten das Ergebnis noch ein wenig.

"Wir haben in der Defensive den einen oder anderen Fehler gemacht, und diese Fehler wurden direkt bestraft", sagte Bundestrainer Joachim Löw im ZDF: "Viele Spieler haben so noch nie zusammengespielt, und daher muss man das so akzeptieren. Man hat gesehen, wie eng die Weltspitze zusammen ist. Argentinien ist eine Weltklasse-Mannschaft." Lukas Podolski, in der zweiten Halbzeit Kapitän, gab derweil zu, "natürlich enttäuscht" zu sein: "Aber wichtiger wird das Spiel gegen Schottland".

Die ersten drei Tore für die ohne ihren Superstar Lionel Messi angetretenen Südamerikaner bereitete Manchester Uniteds 75-Millionen-Mann di Maria vor, der im WM-Finale noch verletzt gefehlt hatte und von der deutschen Defensive nie zu stoppen war.

Gomez vergibt Großchancen

Die neuformierte deutsche Viererkette agierte verunsichert. Den drei Dortmundern Kevin Großkreutz, Erik Durm und Matthias Ginter sowie dem Schalker Benedikt Höwedes war anzumerken, noch nie in dieser Konstellation zusammengespielt zu haben. Vorne vergab zudem Rückkehrer Mario Gomez mehrere Großchancen und wurde in der 57. Minute durch den Final-Torschützen Götze ersetzt. "Für mich war es nach dieser langen Zeit schön, wieder dabei zu sein. Es ist immer eine große Ehre, für Deutschland zu spielen. Daher bin ich motiviert ins Spiel gegangen", zog Gomez eine erste Bilanz. Am Ende war die erste deutsche Niederlage nach 18 Spielen ohne Pleite nicht zu verhindern.

Dabei hatte kurz vor Anpfiff noch ein letzter Hauch brasilianischen WM-Flairs durch die Arena geweht: Im Rahmen einer "Vier-Sterne-Choreo" wurden Ex-Kapitän Philipp Lahm, Miroslav Klose und Per Mertesacker offiziell aus der Nationalmannschaft verabschiedet. Während das Publikum lautstark applaudierte, war auf der Tribüne der riesige Schriftzug "Weltmeister" zu lesen - darunter leuchteten vier gelbe Sterne. Nach zwei Minuten lief erstmals "La Ola" durch die Arena. "Es war ein Wachmacher für das erste EM-Qualifikationsspiel. Das braucht die Mannschaft, das wird uns guttun für Sonntag", so Mertesacker.

Starker Di Maria

Für einen deutschen Blitzstart auf dem Platz hätten beinahe die beiden Rückkehrer gesorgt: Der ebenfalls ins Team zurückgekehrte Reus bediente Gomez mustergültig, der Lupfer des erstmals seit 385 Tagen im Nationaltrikot spielenden Stürmers wurde jedoch zur leichten Beute für Argentiniens Keeper Sergio Romero (7.). Auch die "Gauchos" hatten durch Di Maria eine frühe Chance (9.).

Ein erster Fehler in der deutschen Abwehr brachte den Gästen die Führung: Durm hinderte Di Maria nicht an der Flanke, Großkreutz ließ in der Mitte Agüero davonziehen, der aus aus vier Metern traf. Manuel Neuer hatte ohne eigene Schuld in seinem ersten Spiel als Kapitän schon vor der ersten Parade ein Gegentor kassiert.

Ehrung für Löw

Die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw, der vor dem Spiel als Trainer des Jahres geehrt wurde, agierte oft zu umständlich und machte das Spiel zu eng. Wurden die Räume schnell überbrückt, wurde es prompt gefährlich, wie bei einem Schuss von Toni Kroos (23.), Gomez scheiterte abermals nach Vorlage von Reus freistehend an Romero (27.). Die Argentinier agierten insgesamt schnörkelloser und zielstrebiger, doch Neuer war bei Schüssen von Marcos Rojo (24.) und Di Maria (30.) aufmerksam. Der starke Di Maria war es auch, der kurz vor der Pause das zweite Tor der Gäste mustergültig vorbereitete.

Nach dem Seitenwechsel brach ein Doppelschlag der Argentinier dem DFB-Team das Genick. Der kurz zuvor für Manuel Neuer eingewechselte Schlussmann Roman Weidenfeller kassierte zuerst den Kopfball von Fernandez. Wenig später lupfte Di Maria den Ball in Weltklasse-Manier ins Netz. Kurz darauf traf Schürrle im Nachsetzen immerhin zum 1:4, ehe Götze mit einem abgefälschten Schuss erfolgreich war. Der starke Reus traf zudem den Pfosten (76.).