Jens Lehmann (r.) geriet mit Aristide Bance aneinander und kassierte seinen dritten Platzverweis in der Bundesliga
Jens Lehmann (r.) geriet mit Aristide Bance aneinander und kassierte seinen dritten Platzverweis in der Bundesliga

Später Ausgleich nach Lehmann-Platzverweis

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Jens Lehmann hat für einen weiteren Eklat gesorgt, dem VfB Stuttgart einen möglichen Befreiungsschlag in der Bundesliga verdorben und mit Handgreiflichkeiten gegenüber Fans für weiteren Ärger gesorgt.

Der 40-Jährige trat drei Minuten vor dem Ende des Punktspiels der Schwaben beim 1. FSV Mainz 05 im Strafraum Aristide Bance auf den Fuß und rempelte den Stürmer leicht, was Schiedsrichter Wolfgang Stark (Ergolding) als Tätlichkeit wertete und Lehmann die Rote Karte (87.) zeigte.

Den fälligen Foulelfmeter zum 1:1 (0:1)-Endstand zwischen dem FSV und dem VfB verwandelte Eugen Polanski gegen Lehmann-Ersatz Sven Ulreich und machte zugleich einen optimalen Bundesliga-Einstand des neuen Trainers Christian Gross zunichte, der am vergangenen Mittwoch mit dem 3:1 gegen Unirea Urziceni und dem Einzug ins Champions-League-Achtelfinale ein Traum-Debüt hatte. Stürmer Pavel Pogrebnjak (11.) hatte Stuttgart in Führung gebracht.

Rangelei mit einem Fan

"Er steigt ihm auf den Fuß. Aber ich muss erstmal mit dem Jens darüber sprechen. Er hat klasse gehalten, und es ist bitter, dass das so zustande gekommen ist. Damit müssen wir halt jetzt leben", sagte Stuttgarts Sportvorstand Horst Heldt, der mit Lehmann nach dessen öffentlicher Kritik am Vorstand ohnehin schon im Clinch lag. Lehmann hatte eine Abmahnung und eine Geldstrafe erhalten.

Lehmann legte sich nach dem Spiel dann auch noch mit Fans an. Der Keeper verließ wenige Minuten nach Spielende fluchtartig und wortlos das Stadion und geriet dann mit einem VfB-Anhänger aneinander. Lehmann riss dem Anhänger die Brille vom Kopf, gab diese aber zurück, nachdem er dazu aufgefordert wurde. Dann bekam der Torhüter, der sich auch noch mit einem Kameramann anlegte, nach längerer Suche ein Taxi zum Frankfurter Flughafen, um einen Flieger nach München zu erreichen. VfB-Mediendirektor Oliver Schraft teilte mit, dass der Verein darüber Kenntnis hatte und dies nichts Ungewöhnliches sei.

"Ich bin noch zu frisch hier und ich kenne ihn noch zu wenig. Sportlich kann ich ihn sehr gut einschätzen, den Menschen Lehmann kenne ich noch zu wenig. Aber ich habe es sehr genau gesehen, wie er sich vor der Fankurve des Gegners hochgeschaukelt hat, und das werde ich sehr genau mit ihm ansprechen", sagte VfB-Coach Gross bei LIGA total.

Pogrebnyak mit der Führung

Auf dem Rasen konnten die mutig aufspielenden Stuttgarter in einer unterhaltsamen Begegnung vor allen Dingen in der ersten Halbzeit Akzente setzen. In die Karten spielte den Gästen nach der Gala in der "Königsklasse" am vergangenen Mittwoch gegen Urziceni die frühe Führung. Eine Hereingabe von Arthur Boka nutzte der Russe Pogrebnjak und bugsierte den Ball mit der Hüfte aus kurzer Distanz zu seinem dritten Saisontor über die Linie.

Auch in der Folge wussten die zuvor in acht Ligaspielen sieglosen Gäste zu überzeugen, während sich die über weite Strecken enttäuschenden Mainzer viele Ballverluste leisteten. Im Vergleich zum Sieg gegen Urziceni hatte der Schweizer Gross sein Team auf einer Position umstellen müssen - und taktisch glänzend eingestellt. Für Serdar Tasci (Gelbsperre) rückte Georg Niedermeier in die Innenverteidigung, zudem fehlte erneut Nationalspieler Thomas Hitzlsperger (Muskelfaserriss).

Müller hält Mainz im Spiel

Die Ausfälle machten sich aber nicht bemerkbar. Im Gegenteil: Die Mainzer konnten sich bei Keeper Heinz Müller bedanken, dass sie nicht schon zur Halbzeit höher zurücklagen. Vor allen Dingen nach einem Kopfball von VfB-Stürmer Ciprian Marica bot Müller sein ganzes Können auf und drehte den Ball in Weltklassemanier noch um den Pfosten (40.).

Auf der Gegenseite war bei den wenigen Mainzer Chancen Lehmann auf dem Posten. Der Ex-Nationaltorhüter klärte gegen Bance (17.) und Tim Hoogland (38.). Auch nach dem Wechsel wirkte das Anrennen der Gastgeber oftmals hilflos. Dennoch kamen Andre Schürrle (57.) und Bance (73.) zu guten Gelegenheiten, vergaben aber.

Die Stuttgarter indes zogen sich angesichts der Führung immer weiter in die eigene Hälfte zurück und lauerten auf Konter. Chancen blieben in einer durchschnittlichen Bundesliga-Partie Mangelware.