Neue BVB-Lieblinge: Henrikh Mkhitaryan (l.) bejubelt einen Treffer, Pierre-Emerick Aubameyang freut sich eher im Stillen
Neue BVB-Lieblinge: Henrikh Mkhitaryan (l.) bejubelt einen Treffer, Pierre-Emerick Aubameyang freut sich eher im Stillen

Spider-Man schlägt Super-Mario

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Dortmund - Als die Meldung am 23. April, einen Tag vor Dortmunds Champions-League-Gala gegen Real Madrid, über die verschiedenen Nachrichtenkanäle verbreitet wirde, wollten es die BVB-Anhänger erst gar nicht glauben. Mario Götze zum FC Bayern? Dieser Satz klang so falsch, wie das Ergebnis einer Gleichung, wonach zwei plus zwei fünf sei.

Erinnerungen an 2001/02 werden wach

"Wir sind natürlich über alle Maßen enttäuscht", sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke nach Bekanntwerden des Deals und auch Cheftrainer Jürgen Klopp hatte alle Mühe, die Konzentration auf das Halbfinalspiel gegen die "Königlichen" zu lenken. Ganz Dortmund war in Aufruhr.



Viereinhalb Monate später ist von Tristesse, Enttäuschung und Wehmut nicht mehr viel übrig geblieben. Götze, der zurzeit einen Kapselriss am Sprunggelenk auskuriert, hat längst das rote Trikot übergestreift und ist Teil des größten Titelkonkurrenten der Schwarz-Gelben. Stattdessen stecken jetzt Pierre-Emerick Aubameyang, Henrikh Mkhitaryan und Sokratis im BVB-Dress und haben den einstigen Liebling in den Herzen der Anhänger abgelöst. Das Motto: Spider-Man schlägt Super-Mario.

Bevor die Dortmunder Fans am 13. Spieltag ihren einstigen Lieblingsspieler im direkten Duell gegen den Triple-Sieger wiedersehen, wollen es die Westfalen besser machen als in der vergangenen Saison. Ein großes Manko waren damals die vielen Punkte, die der BVB gegen Mannschaften liegen ließ, die auf der Papierform schwächer besetzt waren. Und genau hier lässt sich die neue Saison besser an.

Mehr noch: Weil die Borussia mit vier Siegen startete, reifen rund um den Signal Iduna Park wieder Titelträume. Erst zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte schaffte die Borussia einen solchen Blitzstart: Auch unter Trainer Matthias Sammer sammelte der BVB 2001/02 12 Zählen in den ersten vier Spielen - und wurde am Ende Meister.

Neuzugänge schlagen ein



"Es macht uns stolz, dass wir die volle Punktzahl eingefahren haben", freut sich Torwart Roman Weidenfeller, dem aber ebenso wie Sportdirektor Michael Zorc bewusst ist, dass das Team noch Steigerungspotenzial hat. "Wir sind keine Mannschaft, die einfach so reinrollt in die Saison", sagt Zorc.

Verlassen können sich die Westfalen allerdings von Beginn an auf die Neuzugänge. Drei der neun Tore erzielte Pierre-Emerick Aubameyang, zwei Henrikh Mkhitaryan. Hinzu kommt Jonas Hofmann, der mit einem Treffer und zwei heraus geholten Elfmetern eine weitere "gefühlte" Verpflichtung ist, die für Tore sorgt. Und in der Abwehr macht Sokratis als Backup für Neven Subotic und Mats Hummels ebenfalls einen guten Job.

Stichwort Defensive; Das größte Manko der vergangenen Saison, als der BVB in der Endabrechnung satte 25 Zähler hinter den Bayern lag, betraf die Hintermannschaft. Dortmund kassierte insgesamt 42 Gegentore, während die Bayern gerade mal 18 Treffer zuließen. Auch wenn es für eine erste Zwischenbilanz noch etwas früh ist, so scheint es, als hätte der BVB auch hier seine Hausaufgaben erledigt. Mit zwei Gegentreffern nach vier Spieltagen liegen die Borussen zusammen mit dem Rekordmeister in dieser Kategorie auf Platz 1.

Kehl: Zu früh, um zu urteilen



Nur Eintracht Frankfurt hat in dieser Saison bisher eine bessere Bilanz in den defensiven Zweikämpfen als Dortmund. Hummels und Subotic gewannen beide mehr als 70 Prozent ihrer Defensivduelle. Und wenn etwas durchkommt, ist Roman Weidenfeller (bisher 75 Prozent abgewehrte Torschüsse) meistens zur Stelle. Weil die Spiele gegen die direkten Konkurrenten aber erst noch kommen, tritt Kapitän Sebastian Kehl auf die Euphoriebremse: "Es ist verfrüht zu sagen, dass wir das Problem gelöst haben."

Das "Götze-Problem" ist dagegen längst kein Thema mehr. Die BVB-Fans jubeln den neue Heroen zu - und solange die Saison die Richtung nimmt, die der vielversprechende Beginn andeutet, ist in Dortmund wieder alles im Lot. Manchmal ist zwei plus zwei eben doch fünf.

Johannes Fischer