Mirko Slomka feierte ein Traumdebüt als HSV-Trainer (© Imago)
Mirko Slomka feierte ein Traumdebüt als HSV-Trainer (© Imago)

Slomkas traumhafter Einstand beim HSV

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Hamburg - Knapp eine halbe Stunde vor dem Anpfiff liefen in der Imtech Arena vor der Ersatzbank des Hamburger SV die Kameras und Fotoapparate von rund drei Dutzend Medienvertretern heiß. Der neue Trainer Mirko Slomka hatte sich auf dem Rasen postiert, um seine Spieler beim Warmlaufen zu beobachten. Es klickte und blitzte minutenlang ohne Unterlass, doch Slomka ließ sich vor seinem Bundesliga-Debüt als HSV-Coach keinerlei Nervosität anmerken.

Das Glück des Tüchtigen

Als Schiedsrichter Dr. Felix Brych dann gut zwei Stunden später die Partie gegen Borussia Dortmund abpfiff, wusste Slomka gar nicht so recht wohin mit all der Freude. Nach zuvor sieben Niederlagen in Folge hatte sein Team mit einem 3:0 gegen den BVB einen Befreiungsschlag gelandet. Ein traumhafter Einstand für Slomka.

Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel analysierte der neue Heilsbringer der Hanseaten den Dreier ganz sachlich. "Das Ergebnis ist ein Ergebnis harter Arbeit unter der Woche im Training und nun im Wettkampf. Es ist vielleicht etwas zu hoch ausgefallen, weil der BVB doch viele Chancen hat liegenlassen. Wir haben es in der Defensive aber ordentlich gemacht und in der ein oder anderen Situation sicherlich auch das Glück des Tüchtigen gehabt", so Slomka. Ein wenig mehr Eigenlob wäre jedoch angebracht, denn was Slomka seit seinem Amtsantritt in nur gut sechs Tagen aus der Mannschaft herausgeholt hat, ist schon aller Ehren wert. (Lasogga im Interview)

Und das hat er vornehmlich mit einfachsten Mitteln geschafft. Zuallererst hat er das Trainingspensum und die -intensität erhöht. Dazu wurde das gemeinschaftliche Mittagessen wieder eingeführt, um den Teamgedanken zu stärken. Die Startelf wurde gleich auf sechs Positionen verändert. Teils verletzungsbedingt, teils aufgrund der Trainingsleistungen. "Von Eingebungen und Wundern halte ich nicht besonders viel. Ich habe versucht, Eindrücke zu sammeln und aufzusaugen, was die Mannschaft zeigt", erklärte Slomka. 

Taktische Umstellungen

Und so entschied sich Slomka letztlich für sein aus Hannovers Zeiten bewährtes 4-4-2-System mit der "Doppelsechs", das der HSV in dieser Saison in der Form noch nicht praktizierte. Dass die Mannschaft dann die Vorgaben des Trainers über die gesamte Spieldauer klar verfolgte, war für 2013/14 sicherlich auch eine Premiere und nicht so einfach. 

Das bestätigte Tomas Rincon auf Nachfrage von bundesliga.de. "Unsere schwierigste Aufgabe war es, 90 Minuten unser System durchzuhalten. Aber das haben wir geschafft. Jeder ist gelaufen, jeder hat bis zuletzt gekämpft", freute sich der Venezolaner. An einem Tag, an dem die Stimmung mit einer atemberaubenden Choreographie und einer Gedenkminute zu Ehren des verstorbenen Kult-Masseurs Hermann Rieger eher bedrückend begann, sorgten die HSV-Profis mit kompromisslosen Aktionen dafür, dass die Fans immer wieder lautstark ihre Helden nach vorne peitschten.

Innenverteidiger Slobodan Rajkovic muss dabei besondere Erwähnung finden, kam er gegen Dortmund doch zu seinem Pflichtspieldebüt in dieser Saison, seinem ersten Einsatz seit Mai 2013. Der Serbe überzeugte mit Kampf und schnörkellosem Spiel als bester Zweikämpfer der "Rothosen“. "Ich bin sehr angetan von dem neuen Trainer und sehr dankbar, dass er mir die Chance gegeben hat zu spielen. Wir sind mit Ruhe und einem klaren Konzept gegen diese große Mannschaft angetreten und  konnten umsetzen, was wir uns vorgenommen hatten", sagte Rajkovic.

"Es ist unsere Aufgabe, nicht locker zu lassen"

Am kommenden Spieltag im Nord-Derby bei Werder Bremen dürfte Slomka nur schwer an einer erneuten Nominierung seiner Erfolgself vorbeikommen. Zu stark war der Auftritt aller Akteure, von Torhüter Adler bis zu den Torschützen Pierre-Michel Lasogga, Petr Jiracek und Wunderschütze Hakan Calhanoglou. Doch die angeschlagene Spielweise war kräftezehrend. "Wir müssen uns dringend  regenerieren und für Werder fit werden. Aber egal welches System wir spielen, wir können nur Erfolg haben, wenn alle Spieler ihre Positionen halten und 100 Prozent Leistung abrufen", forderte Rincon.

Mirko Slomka wollte gar nicht zu sehr auf den Gegnern eingehen, sondern nahm sich und sein Trainerteam in die Pflicht. "Es ist unsere Aufgabe, nicht locker zu lassen, auf dem Weg, den Abstieg zu vermeiden. Der Sieg gegen Dortmund war nur eins von 13 Spielen. Wir werden weitermachen, wir werden uns konzentrieren, hart arbeiten und am Ende hoffentlich noch mindestens einen Platz nach oben klettern." Mit einer erneuten Vorstellung wie gegen den BVB sollte das wohl schon am nächsten Spieltag in Bremen der Fall sein.

Aus Hamburg berichtet Michael Reis