Gegen Mönchengladbach stand Tobias Weis (l., gegen Dante) zum siebten Mal in dieser Saison in der Startelf und überzeugte neben einer starken Laufleistung mit 56 Ballkontakten und einer Passquote von 87,2 Prozent
Gegen Mönchengladbach stand Tobias Weis (l., gegen Dante) zum siebten Mal in dieser Saison in der Startelf und überzeugte neben einer starken Laufleistung mit 56 Ballkontakten und einer Passquote von 87,2 Prozent

Siege des Willens

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Köln - Nach 120 Pokal-Minuten war es abzusehen, dass das Heimspiel gegen 1899 Hoffenheim für Borussia Mönchengladbach alles andere als leicht werden würde. Dass die Kraichgauer obendrein auch noch ein, wenn nicht sogar der Angstgegner der "Fohlen" sind, kam als weiterer Faktor zur körperlichen Erschöpfung hinzu.

Pokal-Fight noch in Kopf und Knochen

In der ersten Halbzeit spielte die Borussia zwar nicht mit so viel Zug wie gewohnt, war aber trotzdem das dominante Team. Spätestens mit dem 1:0 durch Marco Reus, der sich mit einem seiner 25 Sprints der 1899-Defensive entwunden hatte, war die alte Frische zurück. Das 2:0 schien nur eine Frage der Zeit.



Letztendlich entwickelte sich aber genau dieser Faktor zu Ungunsten der Borussia. Genau wie im Pokal-Fight mit dem FC Bayern München unter der Woche lautete die Frage Mitte des zweiten Durchgangs: Wer hat am Ende noch am meisten Luft?

Die Mannschaft von Markus Babbel, angetrieben von den beiden laufstarken Mittelfeldspielern Tobias Weis (12,71 km) und Sejad Salihovic (12,62 km), fand mit zunehmender Spieldauer immer besser in die Partie, während sich bei den Gladbachern mit schwindender Kraft die Unkonzentriertheiten häuften.

Beim Treffer von Roberto Firmino kam Roel Brouwers einen Augenblick zu spät und fälschte unhaltbar für Marc-Andre ter Stegen ab. Beim entscheidenden Tor durch Boris Vukcevic - der mit 12,54 km (Rang 5) und 26 Sprints (Rang 2) großen Einsatzwillen bewies - war es schließlich der Keeper selbst, der nicht konsequent genug agierte. Danach konnten die Borussen (119,22 km) der drohenden Niederlage nichts mehr entgegensetzen und mussten engagierten Hoffenheimern (123,41 km) den fünften Sieg im neunten Aufeinandertreffen überlassen.

Fit dank Trainingspause



Anders gestaltete sich der Samstag beim FC Bayern München, der am Mittwoch nach 120 Minuten erst im Elfmeterschießen gegen Mönchengladbach den Einzug ins DFB-Pokal-Finale perfekt machte. Jupp Heynckes hatte für Donnerstag eine Radtour veranschlagt und Freitag trainingsfrei gegeben - mit Erfolg.

Der Rekordmeister (114,28 km) lief rund 5.300 Meter mehr als Hannover 96 und verschärfte auch häufiger das Tempo (163 Sprints) als die Niedersachsen (133). Gerade in der ersten Halbzeit waren es zwei Mann, die das Tempo diktierten, die am Mittwoch noch 120 Minuten auf dem Platz gestanden hatten: Franck Ribery wirbelte auf links und sorgte in der 96-Defensive immer wieder für Unruhe. In der 36. Minute leitete der Franzose einen Angriff ein, den Toni Kroos wenige Augenblicke später mit einem überlegten Lupfer zum 1:0 abschloss.

In der zweiten Halbzeit durfte dann Mario Gomez ran und der Nationalspieler zeigte, dass sich die 45 Minuten Extra-Pause bezahlt gemacht hatten. Gomez brachte frischen Wind in die Sturmspitze und besorgte in der 68. Minute das 2:0. Nach Didier Ya Konans Anschlusstreffer wackelte die FCB-Defensive zwar noch ein, zwei Mal, hielt letztendlich aber dicht, so dass es beim 18. Saisonsieg der Münchener blieb.

Rückstand als Weckruf



Richtig gut erholt präsentierte sich auch Borussia Dortmund. Der Deutsche Meister, der am Dienstag im Pokal ebenfalls über 120 Minuten ran musste, hat die vier Tage Pause zwischen Fürth und Köln gut genutzt. Beim FC präsentierte sich der Deutsche Meister am Sonntag in bester Verfassung - wenn auch mit etwas Verspätung.

Beim frühen 1:0 für die "Geißböcke" wirkte der BVB nämlich noch schlafmützig. Milivoje Novakovic entzog sich der Bewachung durch Neven Subotic und Mats Hummels, überlistete Keeper Roman Weidenfeller und nickte per Kopf zur Führung für die Mannschaft von Stale Solbakken ein. Ein Treffer als Weckruf; allerdings für die Dortmunder. Die "Schwarz-Gelben" drehten nach dem Gegentor richtig auf, immer wieder angetrieben von Lukasz Piszczek, der mit 11,73 gelaufenen Kilometern, 34 Sprints, 68,2 Prozent gewonnenen Zweikämpfen und unglaublichen 98 Ballkontakten quasi überall auf der rechten Seite zu finden war. Piszczek war es dann auch, der noch vor der Pause den Ausgleich erzielte und so die Partie für den zweiten Durchgang offen gestaltete.

BVB-Orkan in Durchgang zwei



Und nach der Halbzeit-Pause legte die Borussia los. Wirkte das Spiel des Tabellenführers im ersten Durchgang noch etwas behäbig, fegte der BVB im zweiten Durchgang über die Kölner hinweg wie ein Sommersturm. Erneut war es Piszczek, der nach 47 Minuten per Kopf das 2:1 durch Shinji Kagawa vorbereitete. Das 3:1 spielten seine polnischen Nationalmannschaftskollegen Jakub Blaszczykowski als Vorbereiter, und Robert Lewandowski als Vollstrecker heraus.

Danach hatte die Mannschaft von Jürgen Klopp das Spiel unter Kontrolle, aber noch nicht genug. Nachdem das Angriffsspiel besonders im ersten Durchgang von Einsatz geprägt war, gab sich der BVB nun der Lust am runden Leder hin. Nachdem Ilkay Gündogan nach toller Kombination mit auf 4:1 erhöht hatte und ehe Ivan Perisic mit seinem Treffer den 1:6-Endstand markierte, durfte Kagawa in der 80. Minute noch einmal ran. Die Vorlage kam natürlich erneut von Piszczek, dem überragenden Mann auf dem Platz, der mit seinem unbedingten Einsatz sein Team mitriss und so den Grundstein zu dieser Energieleistung (117,1 km gg. 110,9 km) des Tabellenführers gelegt hat.

Gregor Nentwig