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Stiller Genießer: Alexander Esswein (r., hier mit Hanno Balitsch) hat den 1. FC Nürnberg zum 2:1-Sieg beim FC Augsburg geschossen
Stiller Genießer: Alexander Esswein (r., hier mit Hanno Balitsch) hat den 1. FC Nürnberg zum 2:1-Sieg beim FC Augsburg geschossen

Siebenmeilenschritt nach vorn, keinen Millimeter zurück

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Augsburg - Es war der 27. August 2011, das erste fränkisch-schwäbische Derby zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem Neuling FC Augsburg in der Bundesliga: Nach genau einer Stunde kommt Alexander Esswein für Christian Eigler ins "Club"-Team. Wenig später steht fest, dass der damalige Trainer Dieter Hecking den richtigen Joker gezogen hat. In der 76. Minute dringt der Angreifer über die linke Seite in den Strafraum ein, lässt mit feinem Trick Gibril Sankoh aussteigen und überwindet Keeper Simon Jentzsch aus spitzem Winkel. Das 1:0 und zugleich der Endstand.

Esswein glänzt als Schütze und als Vorbereiter

Als es nun am Freitag - diesmal jedoch in Augsburg - zur Neuauflage des Duells kommt, steht Esswein in der Startelf. Als Torjäger hat er sich bis dahin nicht profiliert, drei weitere Bundesliga-Treffer sind seitdem die magere Ausbeute. Doch in der SGL-Arena wird der 22-Jährige beim zum Matchwinner.



21. Minute: Nach Kopfballvorlage von Tomas Pekhart kommt der pfeilschnelle Linksaußen in den Rücken der FCA-Abwehr und legt zurück auf Hiroshi Kiyotake, der aus 14 Metern unhaltbar zur FCN-Führung einschießt.
"Dieser Assist war eine große Befreiung”, sagte Esswein hinterher. Und es sollte sogar noch besser kommen.

54. Minute: Freistoß für den "Club" an der Strafraumgrenze. Kiyotake, der Herr der ruhenden Bälle, und Esswein stehen bereit. Doch nicht der Spezialist aus Japan führt wie allseits erwartet aus, sondern dessen Teamkollege. Mit Erfolg. Essweins Flachschuss schlägt im Torwarteck zum 2:1 für den Gast ein.

Lob von den Kollegen



"Ich hatte ein gutes Gefühl und 'Kiyo' gefragt, ob es für ihn Ordnung sei, dass ich schieße”, verriet der Stürmer später den Medienvertretern die Vorgeschichte zu seinem fünften Bundesliga-Tor. "Natürlich habe ich darauf spekuliert, dass der Gegner mit Kiyotake rechnet.”

Im Chor derer, die nach dem Schlusspfiff das hohe Lied auf den Schützen anstimmten, war unter anderem Raphael Schäfer zu finden. "Esswein hat mir mit seinem Tor den Hintern gerettet”, sagte der Nürnberger Keeper, dessen kapitaler Bock dem FCA den zwischenzeitlichen Ausgleich beschert hatte.

"Wollte etwas zurückgeben"



Der viel Gelobte wiederum stellte unter Beweis, dass er sich aufs Doppelpassspiel mit Komplimenten versteht. "Die Mannschaft hat mir in der Vergangenheit sehr geholfen”, diktierte der Stürmer den Journalisten in die Blöcke. "Ich wollte unbedingt etwas zurückgeben.”

Esswein ist ein Hochgeschwindigkeitsfußballer mit respektabler technischer Ausstattung. Doch so fix er sich in den Blickpunkt gedribbelt hatte, so schnell verschwand er immer wieder auch von der Bildfläche. In den Rückrundenpartien gegen Borussia Mönchengladbach (2:1) und bei Eintracht Frankfurt (0:0) war er nicht einmal gut genug für die Bank. Weshalb? In seiner Psyche lag des Übels Wurzel. Die hohen Ansprüche an sich selbst und die bittere Erkenntnis, dass er sie nicht erfüllen konnte, brachten ihn aus der Balance.

Wiesinger warnt



Doch die glaubt er nun wieder gefunden zu haben. "In den vergangenen Wochen habe ich versucht umzuschalten, den Druck von mir zu nehmen, nicht mehr so verkrampft zu sein, wieder Spaß am Fußball zu finden”, sagte er nach dem FCA-Spiel. Und nimmt man seinen Auftritt in Augsburg als Maßstab, hat er tatsächlich einen Siebenmeilenschritt nach vorn gemacht.

So sah es auch Michael Wiesinger. "Alex Esswein hat heute sehr gut gespielt”, lobte der "Club"-Coach, nicht aber ohne anschließend mahnend den Finger zu heben. "Jetzt müssen wir aufpassen, dass er keinen Millimeter mehr nachgibt."

Aus Augsburg berichtet Reinhart Kruse